Die Widmung: Roman (German Edition)
er.
Sie nickte. »Möchten Sie Geld dafür?«
Er schüttelte den Kopf. »Bezahlen Sie mich, wenn ich fertig bin.«
Als er am nächsten Abend zurückkehrte, begann Hawk zu raten, woher er sie wohl kannte. Im Lauf des Abends hatte es sich zu einem Spaß – einem Spiel – zwischen ihnen entwickelt, und sie unterhielten sich über nichts anderes.
»Der Yachtclub«, sagte er.
»Unwahrscheinlich.«
»Wie ist es mit Maddie’s?«
»In Marblehead?«, fragte sie.
Er nickte.
»Nein. Sorry. Da war ich nie.«
Zee versuchte, dem Ganzen nicht zu viel Gewicht beizumessen. Aber sie wünschte, er würde das Spiel aufgeben. Es machte sie nervös. Hawk ihre Beziehung zu Lilly zu erklären war das Allerletzte, was sie wollte. Die ärztliche Schweigepflicht verbot ihr jedes Gespräch über Lillys Fall, jede Erklärung, warum Zee es als Lillys Psychotherapeutin nicht geschafft hatte, sie zu retten. Nicht, dass sie eine Erklärung gehabt hätte, die irgendjemanden zufriedenstellen würde. In Wahrheit hatte sie es einfach nicht vorausgesehen. Sie hatte versagt.
Am nächsten Abend kam Hawk um sechs Uhr wieder, genau wie am Abend darauf, und nach dem vierten Abend war er mit dem Handlauf fertig. Er hatte gute Arbeit geleistet, es war viel feiner geworden, als Zee erwartet hatte. Er hatte das Holz abgeschliffen und lackiert, so dass es ganz glatt und splitterfrei war.
»Es sieht aus wie eine Schiffsreling«, sagte sie, während sie mit der Hand über die Oberfläche fuhr.
Er lächelte. »Wenigstens habe ich kein Tau dafür verwendet.« Sie lachte.
Sie merkte, dass ihm die Stelle an ihrem Finger aufgefallen war, wo bisher der Verlobungsring gesteckt hatte, die etwas blassere Haut, die noch hervorhob, dass der Ring fehlte. Sie nahm rasch die Hand vom Handlauf.
»Wirklich schön«, meinte sie. »Damit kommt er bestimmt gut zurecht. Vielen Dank.«
»Ich schaue am Donnerstagabend wieder vorbei, um die Haltegriffe zu montieren«, sagte er.
»Donnerstag passt gut.«
Er musterte sie wieder.
»Was ist denn?«, fragte sie.
»Ich weiß, wo ich Sie gesehen habe«, meinte er. »Wir haben uns auf der Wohltätigkeitsveranstaltung für das Seniorinnenheim kennengelernt.«
»Wie bitte?«
Er zeigte in Richtung Derby Street.
»Oh.« Sie lachte. Das Gebäude kannte sie noch aus ihrer Kindheit, sie hatten mittlerweile bloß längst den Namen geändert. »Nein, dazu war ich nicht eingeladen.«
»Ich gebe nicht auf«, sagte er. »Ein Gesicht vergesse ich nie.«
Am Donnerstagabend, kurz bevor er sich angekündigt hatte, ertappte sie sich dabei, dass sie einen kurzen Blick in den Spiegel warf, um ihre Frisur zu überprüfen. Es war schon eine Weile her, seit sie sich überhaupt die Mühe gemacht hatte hinzuschauen. Und heute Abend legte sie sogar ein wenig Make-up auf, zwar nur ein bisschen Wimperntusche und Lipgloss, doch ihr fiel es auf, und es verblüffte sie.
Hawk war attraktiv, dunkelhaarig und nach allen Maßstäben gutaussehend. Er hatte ein gewinnendes Lächeln und eine verblassende Narbe, die sich über die rechte Gesichtshälfte zog, es war gerade so viel Unvollkommenheit, um ihn interessant zu machen. Aber er war nicht ihr Typ. Nicht dass sie überhaupt gewusst hätte, was ihr Typ war. Sie musste an Michael denken. Lächerlich, dachte sie. Viel zu früh. Und außerdem war da Lilly.
Sie räumte das Make-up weg und sah sich mit finsterem Blick im Spiegel an.
Statt zu Hause zu bleiben und auf ihn zu warten, ging Zee spazieren. Sie lief hinunter zum Willows-Park und spielte eine Runde Skeeball, danach holte sie sich eine Tüte Popcorn, setzte sich auf eine Bank, hörte Musik und fütterte die Möwen. In der Bucht übte ein Kajak-Anfängerkurs die Eskimorolle.
Als sie zurückkam, stand Hawk in der Küche. Sein Werkzeug war schon weggepackt. »Ich bin fertig. Wollen Sie es anschauen?«, fragte er und ging schon voraus durch den Gang in Richtung Badezimmer.
In dem beengten Raum drückte sie sich an ihm vorbei zur Badewanne hin, dann drehte sie sich zu ihm um. »Gute Arbeit.«
»War nicht sonderlich schwierig.« Er betrachtete sein Werk. »Ich hoffe, die Höhe ist in Ordnung so. Das war die einzige Stelle, wo ich sie befestigen konnte.«
»Das ist prima so«, sagt sie. »Danke.«
Er lachte sie an. »Und was kommt als Nächstes?«
»Ich glaube, das war alles, und ich sollte Ihnen doch das Geld geben.«
Er lachte. »Okay.«
»Ich hole nur schnell mein Scheckbuch.«
Es war ein kleines Badezimmer, und als er zurückwich, um sie
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