Die Widmung: Roman (German Edition)
Liegeplatz erwarteten ihn ein paar Mann von der Besatzung. Sein Freund Josh machte das Boot fest, ein anderer reichte Hawk ein Sixpack Bier, das er mitgebracht hatte.
»Sie dürfen jetzt den Wein aufmachen«, sagte Hawk zu den Damen.
»Wirklich?« Sie wirkten überrascht.
»Na klar«, meinte er. »Sie haben es sich verdient.«
Josh reichte Hawk ein Bier. Hawk sah auf die Uhr. Es war fast schon elf. Zu Zees Handlauf würde er heute Abend auf keinen Fall mehr kommen.
24
Zee ging zu der Pflege-Selbsthilfegruppe im Salem Hospital. Der Raum war überraschend voll. Im hinteren Teil gab es Kaffee und Gebäck. Es lief ab wie ein Zwölf-Punkte-Programm, und zwar deutlicher, als sie erwartet hatte. Die Leute standen nacheinander auf und erzählten ihre Geschichte.
Eine leise Depression schien sich durch die Gruppe zu ziehen, vielleicht war es auch Erschöpfung. Auf jeden Fall waren da Ernüchterung und Verbitterung, Geschichten von Geschwistern, die nicht genügend halfen, oder von elterlichen Bedürfnissen, die die Pflegenden so belasteten, dass sie ihr eigenes Leben nahezu aufgegeben hatten. Eine Frau, die selbst Teenager zu Hause hatte, erzählte, wie belastend es war, einen pflegebedürftigen Elternteil zu versorgen und gleichzeitig mit Teenagern und den Wechseljahren zurechtzukommen. Mehrere andere Mitglieder der Gruppe bedauerten sie oder nickten zustimmend.
»Sind Sie nicht ein bisschen jung, um hier zu sein?«, fragte eine der Frauen Zee.
»Mein Vater ist Ende sechzig«, erklärte Zee. »Und er hat Parkinson.«
»Das tut mir leid«, sagte die Frau.
Zee bekam zwar ein paar gute und praktische Tipps für die Pflege von Finch, aber ansonsten war die Gruppe vor allem deprimierend. Sie fragte sich unwillkürlich, ob Mattei das nicht gewusst hatte. Vielleicht wollte Mattei die Gruppe zur Abschreckung benutzen.
»Die Pflege eines kränkelnden Elternteils ist fast, als müsse man ein Baby versorgen«, sagte die Leiterin der Gruppe. »Nur freuen Sie sich bei einem Baby auf das, was dabei herauskommt.«
Jessina merkte Zee an, dass sie bereits ein wenig niedergeschlagen war, deshalb erfand sie Ausreden, um jeden Tag ein bisschen länger zu bleiben und sie in Gespräche zu verwickeln. Oft berichtete sie von ihrem Sohn, den sie vergötterte. Heute Abend erzählte sie Zee, Danny sei nicht zu Hause, und sie wolle Finch einen Kuchen backen. In ihrer Wohnung habe sie kein gescheites Rührgerät oder nicht die richtigen Backformen, behauptete sie. Zee wusste, dass es eine Ausrede war, denn Jessina hatte Finch erst vor kurzem bei sich zu Hause einen Kuchen gebacken. Und von dem Kuchen war noch die Hälfte übrig. Jessina wich ihr nicht von der Seite und fragte ständig, ob sie etwas brauche. Sie brauche nichts, sagte Zee, aber sie bedankte sich für die Nachfrage.
Um Viertel vor acht ging Jessina schließlich nach Hause, nachdem sie einen Gewürzkuchen mit weißer Glasur für Finch in den Kühlschrank gestellt hatte. Um acht klopfte jemand an die Tür. Zuerst dachte Zee, Jessina hätte etwas vergessen, doch das konnte nicht sein, denn sie kam immer durch die Küchentür am anderen Ende des Hauses herein, und außerdem hatte sie einen Schlüssel. Zee hielt unwillkürlich den Atem an und hoffte, es wäre nicht Michael.
Im Zuge der Ereignisse der letzten Tage hatte sie fast Hawk und den Handlauf vergessen, aber letztlich war sie froh, ihn jetzt dastehen zu sehen. Er trug Jeans und T-Shirt und hatte eine Werkzeugtasche dabei.
»Ich muss für den Handlauf ein bisschen was abmessen«, erklärte er, als könnte Zee vergessen haben, warum er hier war. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.«
Sie ging voraus in den Korridor.
»Ist das in Ordnung um diese Uhrzeit?«, fragte er, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Ich kann morgen wiederkommen, wenn Sie wollen.«
»Nein«, sagte sie. »Jetzt passt es gut.«
Sie zeigte ihm, wo die Ergotherapeutin den Handlauf haben wollte, etwa 75 Zentimeter über dem Boden.
»Normalerweise sind es 85.«
»Die Ergotherapeutin hat mir die Höhe genannt«, sagte sie. »Sie möchte, dass es genauso hoch ist wie die Gehhilfe meines Vaters.«
»Das klingt sinnvoll«, sagte er. Er schaute in die Werkzeugtasche, fluchte und ging dann hinaus zu dem blauen Transporter, um ein Maßband zu holen.
Als er zurückkam, stand sie immer noch im Gang. Er ließ sie das eine Ende des Maßbands halten, während er die Wand mehrmals vermaß.
»Ich muss zum Baumarkt, um das Material zu kaufen«, sagte
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