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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Nähe gewesen und hatte dem Spiel ein Ende bereiten können, ehe es in all seiner Grausamkeit beginnen konnte. Doch er war nicht immer zugegen gewesen. Alexandra hatte er nicht helfen können.
    »Ich dachte, es wäre ein Geschenk Gottes, dass Viktor den Angriff überlebt hatte«, fuhr sie fort. »In Wahrheit jedoch war es Teufelswerk. Die ersten Tage erschien er mir noch vollkommen normal.« Sie dachte einen Moment nach, dann sagte sie: »Vielleicht war ich auch so sehr in Trauer über den Tod unserer Eltern versunken, dass ich einfach nicht sehen wollte , wie er sich veränderte. Er versuchte, mich von sich zu stoßen, und ich habe die ganze Zeit über geglaubt, dass er mich hasste und mir die Schuld an dem gab, was unseren Eltern zugestoßen war.«
    »Er hat versucht, Sie zu beschützen.«
    »Als ich das herausfand, war es beinahe zu spät. Wenn Gavril und die anderen nicht dazugekommen wären …«
    »Es tut mir leid, Alexandra.«
    »Es ist lange her.« Obwohl sie sich bemühte, gleichgültig zu klingen, entging ihm das Beben in ihrer Stimme nicht. Sie rückte ein Stück von ihm ab, sodass er sie nicht länger berühren konnte, dann fragte sie: »Wie fühlen Sie sich?«
    »Als wäre nichts gewesen.« Lucian sah sich nach seinem Hemd um. Alles, was er davon fand, war ein zerrissener Rest. Um Alexandra nicht länger mit seiner Blöße in Verlegenheit zu bringen, ging er zur Kommode und holte ein frisches Hemd aus der Schublade. Die ganze Zeit über spürte er dabei ihren Blick auf sich ruhen. »Ich verdanke Ihnen mein Leben«, sagte er, als er sich wieder zu ihr umwandte. »Ohne Ihre Hilfe –«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ohne mich wären Sie nie in diese Situation gekommen.«
    »Doch, das wäre ich«, widersprach er. »Selbst wenn wir einander niemals begegnet wären, würden ihre Gefährten Jagd auf mich machen – dann jedoch vermutlich mit Ihnen zusammen. Da ist es mir so doch wesentlich lieber.«
    Ein unsicheres Lächeln huschte über ihre Züge und war ebenso rasch verschwunden, wie es gekommen war. »Dieses Pulver – was war das?«
    »Sie kennen es nicht?«
    Alexandra schüttelte den Kopf.
    »Hat Vladimir es vor Ihnen geheim gehalten?«
    »Wenn er es schon einmal eingesetzt hätte, wäre mir das aufgefallen.« Sie dachte einen Moment nach, dann sagte sie: »Er muss es erst vor Kurzem entdeckt haben. Was ist es?«
    »Es nennt sich Lamienkraut. Eine Mischung aus getrocknetem Stechginster und einigen anderen Bestandteilen, jede einzelne von einem Priester geweiht.« Lucian kannte das Pulver gut. Dass einer der Jäger um das Lamienkraut wusste, erstaunte ihn. Es war eine uralte Rezeptur, von der er angenommen hatte, dass sie bereits vor Jahrhunderten in Vergessenheit geraten war. »Die Mischung steigt empor – das war das Flimmern, das sie gesehen haben – und verteilt sich in der Luft, bis sie einen vollständig einhüllt. Ein undurchdringliches silbernes Netz, das sich immer enger zusammenzieht und bald jede Bewegung unmöglich macht.«
    »Wie lange wirkt es?«
    »Bis es einem gelingt, die Linien des Kreises zu überschreiten – ein Unterfangen, das ohne Hilfe vollkommen unmöglich ist.«
    »Soll das heißen, die Jäger könnten Sie damit in alle Ewigkeit gefangen setzen?«
    Eine nüchterne Erkenntnis, die in vollem Umfang der Wahrheit entsprach. Ohne Alexandras Einschreiten hätten die Jäger ihn nicht vernichten können, dennoch hätte er seine Freiheit auf immer verloren.
    »Danke«, sagte sie plötzlich.
    Lucian sah sie überrascht an. »Wofür?«
    »Dafür, dass Sie mir das Leben gerettet haben.« Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Und dafür, dass Sie die Situation heute Nacht nicht ausgenutzt haben.«
    »Hätten Sie das denn zugelassen?«
    »Nein.«
    Klang sie unsicher?
    Lucian lächelte traurig. »Mein Gesicht«, sagte er leise. »Ich weiß.«
    Alexandra stand auf und wollte zur Tür. Auf halbem Weg hielt sie noch einmal inne. »Warum sind Sie so hartnäckig, Lucian? Ich bin nicht einmal nett zu Ihnen, und doch …«
    »Es gibt Dinge, die sind zu wertvoll, um sie kampflos aufzugeben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich gehöre nicht dazu.«
    Doch, das tust du. Obwohl ihm die Worte auf der Zunge lagen, sprach er sie nicht aus.
    »Himmel, Lucian! Sehen Sie mich nicht so an! Ich bin seit einem Jahrzehnt nicht mehr unter normalen Menschen gewesen. Ich weiß nicht einmal mehr, wie man … wie ich …« In einer hilflosen Geste hob sie die Arme und ließ sie gleich darauf wieder sinken. »Verstehen

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