Die Wiederkehr des Meisters
die Umgebung ab. Ein Knacken, gefolgt von unmißverständlichen Kampfgeräuschen, erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie ließ Willow allein auf dem Boden sitzen, zitternd und mit geweiteten Augen. Das Mädchen saß noch eine Weile da und versuchte, wieder zu sich zu kommen, doch dann stand es schließlich auf und folgte Buffy.
Buffy mußte nicht lange suchen. Bald hatte sie Xander entdeckt, der bewußtlos in den Armen zweier Vampire lag. Als sie die unwillkommene Präsenz eines Dritten spürten, drehten sich die beiden Kreaturen um.
Doch es war nicht Buffy, die plötzlich zwischen den Bäumen erschien - es war Willow. Und als Willow erkannte, daß sich Xander in tödlicher Gefahr befand, schien sie sich vor den erstaunten Blicken der beiden Kreaturen zu verwandeln. Ihre Augen nahmen einen wilden, drohenden Ausdruck an.
Die Vampire wandten sich in die andere Richtung - und erblickten Buffy, die sich ihnen in den Weg stellte, um sie an der Flucht zu hindern.
Mit geballter Kraft sprang die Jägerin in die Höhe, zog die
Knie an und trat jeden ihrer Kontrahenten mit ungeheurem Schwung gegen die Brust. Den Vampiren blieb die Luft weg, und sie stürzten zu Boden. Verzweifelt versuchten sie, wieder auf die Beine zu kommen, um zu fliehen.
Doch sie waren nicht schnell genug.
Buffy packte den Ast eines Baumes, brach ihn ab und hielt ihn wie einen Pfahl vor sich. Mit einem sauberen Stoß spießte sie den einen Vampir auf, während der andere um sein Leben rannte.
Willow lief zu Xander, kniete neben ihm und wiegte seinen Kopf in den Armen. Erleichtert beobachtete sie, wie er das Bewußtsein wiedererlangte. Nachdem er ein paarmal geblinzelt hatte, sah er mit gerunzelter Stirn zu ihr auf und bemühte sich um seine übliche Nonchalance.
„Xander, ist alles in Ordnung?“ fragte Willow leise.
„Mann.“ Xander schien nicht genau zu wissen, wo er sich befand. „Da hat mich was getroffen.“
Buffy suchte mit sorgenvoller Miene die Umgebung ab. „Wo ist Jesse?“
Erst jetzt fiel Willow auf, daß er nicht da war. „Ich weiß es nicht“, sagte sie kopfschüttelnd. „Sie hatten uns umzingelt und.“
„Das Mädchen hat ihn geschnappt“, murmelte Xander. „Hat ihn mitgenommen.“
„In welche Richtung?“ wollte Buffy wissen, aber Xander sah sie nur verständnislos an. „Ich weiß es nicht.“
Buffy starrte in die Dunkelheit. Sie schärfte all ihre Sinne, streckte ihre Fühler aus, bemühte sich, die Nacht zu durchdringen - aber da war nichts.
Gar nichts.
Buffy fühlte, wie ihr das Herz schwer wurde.
„Jesse“, flüsterte sie.
12.
Am nächsten Morgen sah die Lage auch nicht rosiger aus. Selbst in der friedlichen Schulbibliothek hatte sich die Atmosphäre des unentrinnbaren Schicksals verdichtet. Keiner von ihnen hatte geschlafen, und Jesse wurde immer noch vermißt.
Buffy konnte sich nicht entsinnen, jemals so viel Schmerzen gehabt zu haben. Ihr ganzer Körper tat weh, und ihr Kopf fühlte sich dumpf an. Sie mußte die Verletzungen vor ihrer Mutter verbergen und stellte deshalb Giles’ ganzes Büro auf der Suche nach provisorischem Verbandszeug auf den Kopf. Giles stand am Geländer der Galerie und bemühte sich darum, Xander und Willow verständlich zu machen, worum es ging.
„Diese Welt ist älter, als irgendeiner von euch ahnt“, sagte er in feierlichem Ton und drehte an einem Globus, um seinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen. „Entgegen der volkstümlichen Mythologie war ihr Ursprung keinesfalls das Paradies. Ungezählte Äonen lang war die Erde ein Hort der Dämonen. Sie haben sie zu ihrem Heim gemacht. zu ihrer Hölle.“
Willow und Xander lauschten aufmerksam. Ihre Mienen waren ebenso ernst wie die des Redners.
„Im Laufe der Zeit verloren sie ihren Halt in der Wirklichkeit“, fuhr Giles fort und trug einen Armvoll Bücher die Treppe herunter, „und der Weg war frei für die sterblichen Tiere. Für die Menschen. Von den Alten Mächten blieben nur noch ein paar Spuren.“
„Wie zum Beispiel Vampire“, ergänzte Buffy.
Sie war endlich wieder aus Giles’ Büro aufgetaucht und wickelte einen Verband um ihren Unterarm. Sichtlich erregt stand Xander auf.
„Okay, und damit habe ich ein Problem, wißt ihr?“ Er runzelte die Stirn. „Wir reden hier über Vampire, und dabei glaube ich gar nicht an ihre Existenz.“
„Hast du sie letzte Nacht denn nicht gesehen?“ fragte Willow.
„Ach, das waren doch keine Vampire“, scherzte Buffy. „Das waren bloß ein paar Typen, die ganz dringend
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