Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3
die Anhöhe hinter uns hatten, sahen wir das Fahrzeug nicht mehr. Wir hasteten in solcher Eile voran, daß sich meine sitzende Lebensweise bemerkbar machte und ich gezwungen war zurückzubleiben. Holmes dagegen war immer im Training, er besaß unerschöpfliche Vorräte an Kraft. Sein federnder Schritt verlangsamte sich nicht, bis er auf einmal, hundert Yard vor mir, stehenblieb und ich sah, wie er die Hände mit einem Ausdruck des Schmerzes und der Verzweiflung hochwarf. Im selben Augenblick erschien in der Kurve ein leerer Dogcart – das Pferd lief Galopp, die Zügel schleiften –, der schnell auf uns zuratterte.
»Zu spät, Watson, zu spät!« rief Holmes, als ich keuchend neben ihm ankam. »Ich Narr, daß ich den früheren Zug nicht einkalkuliert habe! Das sieht nach Entführung aus, Watson – Entführung! Mord! Der Himmel weiß, was. Blockieren Sie die Straße! Stoppen Sie das Pferd! So ist es recht. Und nun hinein! Wir wollen sehen, ob ich die Folgen meines Schnitzers wieder gutmachen kann.«
Wir waren in den Dogcart gesprungen; Holmes gab dem Pferd, nachdem er es in die entgegengesetzte Richtung gewendet hatte, einen heftigen Schlag mit der Peitsche, und wir flogen über die Straße dahin. Als die Biegung hinter uns lag, hatten wir das Stück zwischen Charlington Hall und Heide gut sichtbar vor uns. Ich packte Holmes am Arm.
»Das ist der Mann!« stieß ich hervor.
Ein einsamer Radfahrer kam auf uns zu. Sein Kopf war gebeugt und die Schultern gerundet, als legte er seine ganze Kraft in die Pedale. Er schoß heran wie ein Rennfahrer. Plötzlich hob er das bärtige Gesicht, sah uns nahen, bremste und sprang aus dem Sattel. Dieser kohlschwarze Bart stand in einmaligem Kontrast zu der Blässe seines Gesichts, und seine Augen glänzten, als hätte er Fieber. Er starrte auf uns und den Dogcart, dann trat ein Ausdruck von Bestürzung in das Gesicht.
»Holla! Stehenbleiben!« rief er und verstellte uns mit dem Fahrrad den Weg. »Woher haben Sie den Dogcart? Halten Sie, Mann!« schrie er und zog eine Pistole aus der Tasche. »Anhalten, oder, beim Himmel, das Pferd kriegt eine Kugel!«
Holmes warf mir die Zügel in den Schoß und sprang ab.
»Sie sind der Mann, den wir suchen. Wo ist Miss Violet Smith?« sagte er in seiner schnellen, klaren Art.
»Das frage ich Sie! Sie fahren in ihrem Dogcart, Sie sollten wissen, wo sie ist!«
»Uns ist der Dogcart auf der Straße entgegengekommen. Er war leer. Wir sind zurückgefahren, um der jungen Dame zu helfen.«
»Mein Gott! Mein Gott! Was soll ich tun?« rief der Fremde in einem Ausbruch von Verzweiflung. »Sie haben sie, der Höllenhund Woodley und dieser gemeine Kerl von einem Pfaffen. Kommen Sie, Mann, kommen Sie, wenn Sie wirklich ihr Freund sind. Stehen Sie mir bei, und wir werden sie retten, und wenn meine Leiche im Wald von Charlington bleibt.«
Er rannte wie verrückt, die Pistole in der Hand, zu einem Loch in der Hecke. Holmes folgte ihm, ich ließ das Pferd am Straßenrand grasen und folgte Holmes.
»Hier sind sie durchgegangen«, sagte Holmes und wies auf mehrere Fußabdrücke in dem schlammigen Pfad. »Holla! Moment, bitte! Wer ist da im Busch?«
Es war ein Bursche von ungefähr siebzehn in Lederhosen und Gamaschen wie ein Stallknecht. Er lag auf dem Rücken, die Knie angezogen, über seinen Kopf zog sich eine schreckliche Wunde. Er war bewußtlos, lebte aber. Ein Blick auf die Wunde zeigte mir, daß der Schlag den Knochen nicht zersplittert hatte.
»Das ist Peter, der Reitknecht«, rief der Fremde. »Er hat sie gefahren. Die Schweine haben ihn runtergerissen und niedergeschlagen. Lassen wir ihn liegen, wir können ihm jetzt nicht helfen, aber sie müssen wir vor dem schlimmsten Schicksal bewahren, das einer Frau widerfahren kann.«
Wir rannten wie toll den Pfad entlang, der sich zwischen den Bäumen dahinwand. Wir hatten das Gebüsch erreicht, das das Haus umgab, als Holmes anhielt.
»Sie sind nicht ins Haus gegangen. Hier links sind ihre Spuren – hier neben den Lorbeerbüschen! Ach, habe ich es nicht gesagt!«
Während er sprach, drang der schrille Schrei einer Frau, in dem wahnsinniger Schrecken schwang, aus dem dichten Buschwerk vor uns. Der Schrei brach auf dem höchsten Ton mit einem Würgen und Gurgeln ab.
»Hier lang! Hier lang! Sie sind bei der Kegelbahn!« rief der Fremde und preschte durch die Büsche. »Ach, die feigen Hunde! Folgen Sie mir, meine Herren! Zu
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