Die Wiege des Bösen
das Versteck der Tafelrunde stoßen.
Es war an der Zeit, ein neues zu suchen.
»Was tun wir?« fragte O’Braenn ein wenig hilflos. »Sollen wir mit leeren Händen gehen?«
»Nein!« rief Mon’Kavaer hastig. »Nein! Ich werde nicht gehen…!«
»Was willst du tun? Warten? Daß sie wiederkommen…?«
»Ja… eine Weile wenigstens… einige Tage…«
»Wir haben nur wenig Vorräte«, wandte Barynnen ein.
»So lange sie reichen…«
»Es mag sein, daß die Priester deinen Rittern zuvorkommen«, sagte Dilvoog. »Ich spüre ihre Nähe. Sie… bereiten eine große Beschwörung vor…«
Mon’Kavaer nickte. »Gut… so hat die Vorsehung uns geschickt. Wir werden zerstören, was noch hier ist. Ich weiß den Weg, den Tempel herabstürzen zu lassen. Ich werde warten… bis zum letzten Augenblick. Kehrt zurück. Ihr findet den Weg allein!«
Urgats Viererschaft starrte ihn unsicher an.
»Du willst dein Leben opfern?« fragte O’Braenn.
»Mit einigem Glück wird es nicht dazu kommen.«
»Aber die Chancen stehen nicht gut«, bemerkte Dilvoog. »Wenn die Priester da oben mit ihrer Beschwörung zu Ende kommen, ist es für eine Flucht zu spät.«
»Es ist nicht dein Leben, das du so leichtfertig opferst, Alptraumritter!« sagte Khars, aus Urgats Viererschaft. »Es ist Urgats Leben…«
»Laßt uns diesen Tempel zum Einsturz bringen und gleich verschwinden«, drängte Daelin. »Maer, du bist unser Anführer. Sag, was geschehen soll!«
»Wir werden ihn an Händen und Füßen tragen, wenn er nicht freiwillig mitkommt«, erklärte Urgats Viererschaft einmütig.
O’Braenn konnte ein Grinsen nicht verkneifen.
»Sie haben recht«, sagte er. »Das Leben ist kostbarer. Es gibt hier nicht mehr viel, wofür es sich lohnte, ein Leben zu opfern. Die Schätze sind bereits fort. Auch wenn wir uns dabei wie Plünderer fühlen müssen, wir nehmen alles mit, was uns noch von Nutzen sein könnte. Den Rest mag der Tempel begraben.«
»Aber… ihr versteht nicht«, sagte Mon’Kavaer fast bittend. »Für die Hohe Runde bin ich tot. Meine Zeichen liegen wie die aller toten Hochritter in der Ewigen Gruft. Ohne sie bin ich hilflos. Wenn die Tafelrunde wirklich von hier fortgeht, wie es den Anschein hat, ist sie für mich für immer verloren. Ich werde sie niemals wiederfinden. Aber ich brauche die Weisheit der Meisterritter. Nur ihr Wissen könnte mir einen eigenen Körper wiedergeben, wenn das überhaupt etwas auf dieser Welt vermag…«
»Was hält dieser Urgat von dem Gedanken, hier für dich zu sterben?« fragte Barynnen mit halber Sympathie.
»Es ist zu spät, ihn zu fragen. Seine Gedanken sind nicht frei genug, zu entscheiden, solange ich den Körper beherrsche, und ich wage nicht, die Regentschaft abzugeben… sie mögen jeden Augenblick zurückkommen…«
»Wie lange haben wir noch Zeit?« fragte O’Braenn Dilvoog.
»Einen guten Teil der Nacht, schätze ich, Sie sind erst bei den Vorbereitungen. Wenn wir ungesehen verschwinden wollen. Aber wir sind nicht so schwach, und wenn diese Ritter zurückkehren und auf unserer Seite sind, würde es sich lohnen, zu kämpfen. Wir waren in Darain nicht stärker und haben gesiegt…«
»Wie groß sind die Chancen, daß die Ritter heute nacht zurückkehren?« fragte O’Braenn. Und als Mon’Kavaer nicht antwortete, fragte er: »Wie lange, glaubst du, daß sie schon fort sind?«
»Die Chancen sind nicht groß«, sagte Mon’Kavaer resignierend. »Verzeiht meine Selbstsucht und meine Ungeduld. Sie ist eines Hochritters unwürdig…«
»Wer kennt nicht die Lockungen eines nahen Zieles«, stimmte O’Braenn zu. »Aber da draußen in den Hochländern, in ganz Caer… auf ganz Gorgan wartet ein Kampf auf uns… einer, für den Nottr sein Leben gab…«
Mon’Kavaer nickte. »Urgats Leben ist diesem Kampf geweiht, Nottr und die Gefährten zu rächen…«
»Wenn die Beschwörung vollbracht ist, wird die Finsternis über diese Stadt kommen, und wir werden sie ebenso nutzen können, wie die Priester. Wie im Schatten der Schlange Goatin und die anderen ihre Körper aus der Erinnerung schufen, wirst auch du es können, wenn wir lange genug warten…«
»Nein!« rief Mon’Kavaer mit funkelnden Augen. »Ein Hochritter des Ordens wird sich niemals der Kräfte der Finsternis bedienen. Niemals…!«
»Auch nicht, um den verhaßten Feind mit seinen eigenen Waffen zu schlagen?«
»Auch dann nicht!«
»Ist der Tod vorzuziehen?«
»Ja.«
»Ist dir nie in den Sinn gekommen, daß es nur die
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