Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
diente wohl einst den Wachen der Stadt. Der Korridor führt in die Stadt… und unter die’ Stadt, wenn man den Weg weiß.«
    Sie kamen nun rasch vorwärts. Alte Fußstapfen waren undeutlich unter einer dicken Staubschicht erkennbar. Sie mußten wenigstens Jahrzehnte alt sein.
    Nach einer Weile hielt Mon’Kavaer inne und scharrte den Staub mit den Stiefeln zur Seite. Er trat ein paarmal fest gegen den Stein und nickte zufrieden. Er stemmte sich gegen die Wand, die nach einem heftigen Ruck nachgab. Sie war Teil eines Winkelsteins, denn ein Stück des Bodens hob sich weit genug, daß die Männer durchsteigen konnten. Stufen führten nach unten – wie weit, vermochten die Fackeln nicht zu erhellen.
    Sie schlossen den Stein hinter sich und folgten dem engen, niedrigen, modrig riechenden Gang, dessen steinerne Wände feucht waren.
    »Wir sind jetzt unter der Stadt«, erklärte Mon’Kavaer. »Es ist nicht mehr weit. Unser Ziel liegt unter einem Tempel, dessen Gott niemand mehr kennt. Wir haben ihn Erain geweiht, dem Gott der Weisen und Abenteurer, dem Gott aller jener in Tainnia, die etwas wagen, um etwas zu erreichen. Solcherart war sein Schutz zu allen Zeiten über der Tafelrunde, wenn sie zusammentraf. Der Tempel selbst hat unterirdische Räume, die der Orden vor Jahrhunderten entdeckte. Von oben ist kein Zugang mehr zu erkennen, und es bedürfte der Kräfte von Göttern oder den legendären Titanen, um diese Trümmer wegzuräumen. Als ich der Tafelrunde zum letztenmal beiwohnte, lebten Menschen in den Trümmern der Stadt, und es war kein Ort für sanfte Gemüter.«
    Sie gelangten in eine Kammer, in der die Luft frischer war, und durch eine schwere Steintür in einen großen Raum.
    Und es gab keinen, mit Ausnahme der Gianten in ihrer Begleitung, dem nicht der Atem stockte, denn vor ihnen im flackernden Schein der Fackeln war die lange Tafel der Alptraumritter.
    Über zehn Schritte lang war der schwere hölzerne Tisch, und umgeben von fünfzehn kunstvoll geschnitzten Stühlen mit kopfhohen Lehnen. Auf jeder Lehne prangte das Wappen der Alptraumritter: Ein Schwert gekreuzt mit einem Zauberstab auf feurig rotem Grund.
    Dieses Wappen prankte auch von einem großen Schild an der Wand jenseits der Stirnseite des Tisches, von wo es die Szenerie unübersehbar beherrschte.
    Fackelhalterungen waren an den steinernen Wänden, in denen halb abgebrannte Fackeln steckten, die O’Braenns Männer nun entzündeten. Die Steinwände besaßen einen seltsamen, silbernen Glanz, der das Licht verstärkte. Ein schwacher Luftzug wehte den Rauch der Fackeln nach oben. Es gab auch Ölschalen, doch diese waren leer, und eine große Feuerschale, deren Asche kalt war; aber die Hand fühlte eine Ahnung von Wärme, als wäre die Glut erst vor wenigen Stunden erloschen.
    Alles in dem Raum erweckte den Eindruck, als hätte noch vor wenigen Stunden jemand auf diesen Stühlen gesessen – als wären sie nur um wenige Stunden zu spät gekommen.
    Auf dem Tisch standen Becher aus getriebenem Silber und Zinn – leer und doch noch voll des Geruchs von Wein und Honigbier.
    Da lag ein goldverzierter Dolch, ein schwerer silberner Ring, eine metallene Kette, deren Anhänger das Abbild eines Einhorns trug.
    Da lag ein Stück Schreibleder, auf dem eine Karte gemalt war in roten, grünen und schwarzen Linien und Punkten. Das Meer der Spinnen war zu erkennen und das Inselreich Tainnias, Dandamar und die Wildländer im Osten. Und dort, wo die Berge des Weltenrands sich auftürmten, eine markierte Stelle. Mon’Kavaer und die Lorvaner starrten lange darauf, bis auch O’Braenn aufmerksam wurde. Er ahnte, was die Gefährten bewegte.
    »Oannons Tempel?« fragte er.
    Mon’Kavaer nickte heftig. »Der Orden muß davon erfahren haben. Es ist die genaue Stelle. Wir kannten den Ort nicht, als ich mit Magh’Ullan in den Westen aufbrach. Vielleicht kamen sie deshalb hier zusammen. Es kann nicht lange her sein, daß sie hier saßen. Die Asche ist noch nicht lange kalt, die Becher sind noch nicht lange leer. Da ist kein Staub auf Stühlen und Tisch. Die Dinge, die hier liegen… nie zuvor blieb etwas zurück nach den Versammlungen.
    Hier… seht… da lehnt eine Klinge an der Stuhllehne, und ein Waffengurt hängt über der Armlehne… und hier… seht…!« rief er fast.
    Er deutete auf den Schild an der Wand. Ein Schwert hing daneben, eine mannlange, gerade, zweischneidige Klinge von wundersamer Schönheit und Schärfe. »Damit wurden die neuen Ritter geschlagen. Und dies

Weitere Kostenlose Bücher