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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Euch, um jene Türen zu öffnen, für die meine Kräfte nicht ausreichen…«
    »Oder um nicht das Gesicht zu verlieren?« fragte Thonensen ironisch.
    Sie nickte zögernd, und er sah, daß es ihr nicht leichtfiel.
    »Ihr werdet mit den Barbaren fliehen… zu einem Versteck, das ich Euch nennen werde. Ich werde nachkommen, wenn ich mich von jedem Verdacht gesäubert habe…« Sie lächelte. Und wurde ernst. »Ich will diesen Nottr für mich… für eine Weile… bis ich seiner überdrüssig bin. Das ist ein fairer Preis für sein Leben, denkt Ihr nicht auch?«
    Thonensen nickte, dann zuckte er die Schultern. »Das müßt Ihr mit ihm abmachen, Lady.«
    Sie nickte ebenfalls. »Das werde ich. Was sagt Ihr?«
    »Die Hasen paktieren.«
    Er sah, wie Numir sich entspannte, und lächelte unmerklich. Es erschien ihm eher, als ob er mit Raubtieren paktierte.
    Gianton war ein Alptraum, wenn es je einen in unverrückbarer Wirklichkeit gab – und unverrückbar war sie, diese Stadt aus himmelhoch getürmten Steinblöcken, die wie aus einem Nebel empor zu tauchen schien.
    Die Viererschaft drängte sich dichter an Nottr, wie immer in Augenblicken der drohenden Gefahr. Nottr beobachtete die ungeheuerliche Ansammlung von steinernen Quadern mit zusammengekniffenen Augen. Er unterdrückte die Panik, den Drang zu fliehen. Es wäre nur ein nutzloses Zeichen von Schwäche gewesen, denn sie wären nicht weit gekommen. Und Parthans triumphierende Miene war bereits schwer genug zu ertragen.
    Er wandte sich zu Calutt um, doch der Schamane ritt mit steinernem Gesicht, aus dem nichts abzulesen war.
    Mehr noch als Parthans Selbstgefälligkeit setzte Nottr ein anderer Umstand zu: Das Schwert an Parthans Sattelknauf war Seelenwind. Horcans Fluch über ihn.
    Nottr war noch immer nicht sicher, was Parthan plante. Wollte er sie wirklich zu Gianten schmieden lassen? Manchmal glaubte er es. Aber dann wieder mußte er sich fragen: Wollte Parthan… wollten die Dämonen keine größere Rache an einem, der an Mythors Seite geritten war und Priester und Dämonen vernichtet hatte?
    Konnten sie noch Hilfe erwarten?
    Urgat würde die Stunde verfluchen, da er mit O’Braenn geritten war. Er wäre verrückt genug, umzukehren, und sein Leben in einem völlig sinnlosen Gewaltstreich zu riskieren. Sein Wildländerblut würde ihn nicht ruhen lassen. Aber Mon’Kavaer und O’Braenn würden dafür sorgen, daß die Vernunft siegte. Keiner von ihnen hätte eine Chance, auch nur an sie heranzukommen.
    Calutt?
    Der Schamane hatte kaum gesprochen, seit sie in Parthans Gewalt waren. Rief er seine Geister? Sprach er mit ihnen? Würde er von ihnen Rat oder gar Tat erhalten in dieser kritischen Stunde? War von ihm Hilfe zu erwarten?
    Da war einer, auf den er mehr zählte: Thonensen. Aber gleichzeitig war er voller Zweifel. Thonensen war kein Gefangener wie sie. Womit hatte er den Hohenpriester beeindruckt?
    Thonensen war ein weiser Mann, der sich der Weißen Magie verschrieben hatte. Aber mußte er nicht hier um so leichter den Lockungen der Schwarzen Künste erliegen, neugierig und lernbegierig, wie solch ein Mensch sein mußte?
    Aber nein, Thonensen hatte die Schwarzen Kräfte unauslöschlich an Leib und Seele zu spüren bekommen, als Sklave eines Xandors.
    Thonensen also war vielleicht eine Hilfe, mit der man rechnen konnte.
    Aber er vergaß dabei nicht, wie es seine lorvanischen Götter hielten: Sie hatten Gefallen an dem, der sich selber half!
    Je näher sie kamen, desto graueneinflößender wirkte die Giantenstadt. Aber es lag nicht an den riesigen Blöcken, an der ungeheuerlichen Größe der Stadt, die Ahnung von ihren einstigen Erbauern gab – auch die Elvenbrücke und der Titanenpfad waren Zeugen dieser alten Zeit, aber sie flößten Ehrfurcht und Bewunderung ein, wenn der Blick des Wanderers an ihnen hing.
    Vielmehr war es die neblige Düsternis, die die Stadt umwogte, und die selbst die Sonne nicht zu erhellen vermochte. Aus ihr aber erwuchs ein bleicher Schimmer, ein fahles Licht, wie er es bereits in Elvinon gesehen hatte. Elvinon war die gleiche steinerne Abscheulichkeit gewesen.
    Und Nottr ahnte, was Gianton und Elvinon gemeinsam hatten:
    Einen Schatten der Schlange!
    Aus der Nacktheit buschbewachsener Hügel und steinigen, unfruchtbaren Bodens reckte sich die Stadt in einer obszönen Arroganz hoch – ein schwelendes Geschwür auf dem Antlitz des Lebens!
    Einst hatten auf diesem kargen Grund Heere zum Schutz der Stadt gelagert und die titanischen Mauern

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