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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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zu beachten haben, sollten wir damit haushalten und nicht die Zeche der anderen übernehmen. Schließlich sind wir hier in Wilhelmshaven und auch hier gibt es Kriminelle.«
    Trevisan schmunzelte und schwieg.
    Beck war irritiert. Er hatte mit sofortigem Einspruch gerechnet. »Wir müssen uns in Dingen, die unsere Reviergrenzen überschreiten, auch auf die Arbeit anderer verlassen können. Nur so greift dieses System. Verstehen Sie?«
    »Leider habe ich nur wenig Zeit, über administrative Dinge mit Ihnen zu sprechen«, erwiderte Trevisan. »Es stehen dringende Ermittlungen im Wilhelmshavener Mordfall Larsen an. Wir müssen los.«
    »Und wohin, wenn ich fragen darf?«
    »Diesmal, das kann ich Ihnen verspreche, werden wir die Inseln in Ruhe lassen.«
    Beck lächelte zufrieden. »Sehen Sie, es ist keine Kritik an Ihrer Arbeit. Aber wir haben alle unsere Vorschriften. Das ist nun mal unser Los. Die Politik bestimmt unseren Rahmen, in dem wir uns bewegen dürfen. Und wir sind an die Verordnungen und Erlasse gebunden. So einfach ist das.«
    Trevisan erhob sich. Eigentlich hatte er jetzt die richtige Menge Adrenalin im Blut, um diesem Geplänkel mit explosiver Wucht ein Ende zu machen. Doch er entspannte sich, indem er die Luft anhielt und insgeheim bis zehn zählte. Mit sanfter Stimme antwortete er: »Ich habe einen Mörder zu fangen, Herr Beck. Vielleicht sollten wir ein anderes Mal miteinander plaudern.«
    »Oh, ich denke, wenn Sie sich an die Regeln halten, dann klappt das bestimmt und weitere Gespräche sind überflüssig.«
    Noch bevor Trevisan antworten konnte, klingelte das Telefon. Beck ging gemessenen Schrittes zur Tür. Als Trevisan den Hörer abnahm, hörte er noch ein dumpfes »Bis Morgen«, und schon war Beck verschwunden.
    Ein Kollege aus Norden war am Apparat und berichtete vom Fund einer Leiche am Strand von Norderney, die mit Sicherheit in Verbindung mit dem Polizeieinsatz stand. Der unbekannte Tote wies eine Schusswunde auf, an der er vermutlich auch gestorben war. Er hatte keine Papiere bei sich, sondern lediglich eine sonderbare Marke um den Hals, in die kyrillische Schriftzeichen und eine lange Zahl eingestanzt waren. Trevisan notierte die Nummer und bedankte sich für den Anruf.
    Er klopfte bei Kirner. Noch immer drang die Stimme des Kriminaloberrates durch die geschlossene Tür. Nach dem dritten Klopfen öffnete Trevisan und streckte den Kopf durch den Spalt. Kirner saß hinter seinem Schreibtisch, hatte die Füße auf die Tischplatte gelegt und den Telefonhörer zwischen Schulter und Kopf eingeklemmt. Die rechte Hand baumelte locker neben dem Stuhl und die linke lag auf seinem Bauch.
    Er gab Trevisan einen Wink, näher zu kommen. Trevisan trat ein und schloss die Tür. Zerknirscht wartete er, bis Kirner knapp zwanzig Minuten später das Gespräch beendete.
    »Wir haben einen Toten auf Norderney …«
    »Es gibt wichtige Erkenntnisse in unserem Fall«, unterbrach Kirner, doch Trevisan ließ nicht locker.
    »Sie müssen Ihren Russlandexperten noch einmal anrufen. Auf Norderney wurde ein Toter gefunden. Er ist gekleidet wie die anderen Eindringlinge bei Onno Behrend und hat eine Pistole bei sich. Wahrscheinlich war er es, der Behrend angeschossen hat.« Trevisan holte einen Notizzettel aus seiner Tasche. »Der Tote hat keinen Ausweis bei sich, aber eine Art Hundemarke um den Hals, die ihn als Angehörigen der ehemaligen Roten Armee ausweist. Die Registriernummer lautet RFKS 34634 LSNN 68-4682. Vielleicht lässt sich über Ihren Kontakt feststellen, wem das Halsband gehört?«
    »Werde ich gleich versuchen, aber jetzt bin erst mal ich dran.« Kirner erhob sich. »Ich habe ein paar meiner Verbindungen genutzt. Zwar waren die Leute nicht gerade begeistert, dass ich in ihre Feiertagsidylle einbrach, aber nach ein paar kleinen Aufmunterungen waren sie dann doch gesprächig.«
    »Aufmunterungen? Welcher Art?«
    »Ich drohte mit Ermittlungsverfahren wegen Bestechung und Vorteilsnahme. Das wirkt bei Verwaltungsbeamten am besten.«
    »Und was haben Sie herausgefunden?«
    »Eine Menge«, verkündete Kirner stolz. »Zum Beispiel wurde der Antrag zum Bau einer Stromtrasse vom Windpark zum Festland schon vor über einem Jahr gestellt. Das Raumordnungsverfahren ist abgeschlossen und sowohl die strompolizeiliche als auch die schifffahrtspolizeiliche Genehmigung erteilt. Das Deichamt und die vom Immissionsschutz haben ebenfalls nichts dagegen. Der Antrag scheiterte einzig und alleine daran, dass sich ein paar kleine,

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