Die wilde Geschichte vom Wassertrinker
einzuschlafen, doch Bogus träumte von
Merrill Overturf.
[354] 30
Was geschah mit Merrill
Overturf?
Einmal hatte Trumper einen Zeitungsartikel über Spionage
gelesen. Er erinnerte sich daran, daß in den Vereinigten Staaten die
Drogenabteilung und der Geheimdienst dem Finanzministerium unterstehen und daß
der CIA alle geheimdienstlichen Aktivitäten der Regierung koordiniert. Das schien
plausibel; zumindest machte er sich fürs erste keine Sorgen mehr.
Er saß in einem
Hinterzimmer des amerikanischen Konsulats in Wien, also ging er davon aus, daß
er nicht als Leiche in der Donau landen würde – vorerst jedenfalls noch nicht.
Falls ihn noch Zweifel plagten, wo er sich befand, so verschwanden sie, als der
Vizekonsul nervös hereinplatzte.
»Ich bin der
Vizekonsul«, sagte er entschuldigend zu Arnold Mulcahy, der offensichtlich ein
höheres Tier als ein Vizekonsul war. »Ich möchte Sie über Ihren Mann da draußen
informieren, wenn Sie bitte…«
Arnold Mulcahy
ließ sich erklären, was für Probleme es gab. Der Darstellung des Vizekonsuls
zufolge schreckte einer von Mulcahys Schlägern, ein riesiger Mann mit einer
bläulichen Verbrennungsnarbe, die Leute ab, die in die USA emigrieren wollten. Nach zwei Minuten war Mulcahy wieder
zurück; der Mann mit der Narbe sei nur gekommen, weil er selbst in die USA emigrieren wolle, erklärte er dem Vizekonsul kühl. »Lassen Sie
ihn rein«, sagte er. »Jeder, der so gemein aussieht, taugt zu irgendwas.« Dann
nahm er Platz und begann mit seiner Arbeit an Trumper.
Sie hatten alle
Daten über ihn. Wußte er, daß er in Amerika als »vermißt« gemeldet war? Wußte
er, daß seine Frau sich Sorgen machte, wo er geblieben war?
[355] »So
lange bin ich doch noch gar nicht weg«, meinte Trumper.
Mulcahy deutete
an, daß seine Frau dachte, er sei lange genug weg gewesen. Trumper erzählte
ihm, wer Merrill Overturf war. Er sagte, er habe keinerlei Pläne mit dem
Haschisch gehabt, hätte es aber wahrscheinlich schon verkauft, wenn jemand
aufgekreuzt wäre, der es hätte kaufen wollen. Er erzählte ihm, daß eine Hure
all sein Geld genommen hatte und daß er im Moment nicht recht weiterwußte.
Mulcahy nickte;
all das war ihm bereits bekannt.
Dann bat Bogus
ihn, ihm bei der Suche nach Merrill Overturf zu helfen, und da schlug ihm
Mulcahy einen Handel vor. Er würde Merrill Overturf finden, doch zuerst mußte
Bogus etwas für ihn, Arnold Mulcahy tun, für die amerikanische Regierung und
für die unschuldigen Menschen dieser Welt.
»Ich glaub,
dagegen hab ich nichts«, sagte Bogus. Er wollte Merrill unbedingt finden.
»Das ist auch
besser so«, meinte Mulcahy. »Außerdem brauchen Sie Geld für das Flugticket nach
Hause.«
»Ich weiß noch
nicht, ob ich nach Hause fliegen will.«
»Dann weiß ich
es für Sie.«
»Ich glaube,
Merrill Overturf ist in Wien«, sagte Trumper. »Ich fliege nirgendwohin, solange
ich ihn nicht gefunden habe.«
Mulcahy rief
nach dem Vizekonsul. »Stellen Sie fest, wo sich dieser verflixte Overturf
aufhält«, befahl er. »Dann kommen wir mit dieser Sache weiter.«
»Diese Sache«
wurde Bogus Trumper dann erklärt. Es war ziemlich einfach. Trumper würde ein
paar tausend Dollar in Hundertdollarscheinen bekommen. Damit sollte er im
Kaffeehaus ›Hawelka‹ herumlungern und auf den Mann warten, der die ganze Zeit »Gra! Gra!« gesagt und Trumper das Päckchen Haschisch gegeben hatte, und wenn er
auftauchte, sollte er ihm das Geld geben. Dann sollte Trumper zum Flughafen
nach Schwechat gebracht und in eine Maschine nach New York gesetzt werden. Das [356] Haschisch würde er
mitnehmen; sein Gepäck würde vom Zoll am Kennedy Airport durchsucht werden; das
Haschischpäckchen würde gefunden werden; sie würden ihn auf der Stelle in
Gewahrsam nehmen und in einem Wagen wegbringen. Der Wagen würde ihn irgendwo in
New York absetzen, wo er wollte, und dann sei er frei.
Das schien
alles ziemlich klar. Die Gründe jedoch waren Trumper keineswegs klar, aber
offensichtlich wollte ihm niemand irgendwelche weiteren Erklärungen geben.
Dann wurde er
einem Herrn Doktor Inspektor Wolfgang Denzel vorgestellt, der offensichtlich
ein Agent der österreichischen Seite war. Inspektor Denzel wollte von Trumper
eine möglichst genaue Beschreibung des Mannes, der »Gra! Gra!« zu ihm gesagt hatte. Trumper kannte Herrn Doktor Inspektor
Denzel bereits; er war der adrette, flinke Kellner, dem er das Tablett voller
Kaffee und Bier umgestoßen hatte.
Der einzige
Teil
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