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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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des Deals, der Bogus nicht behagte, war, daß er sofort in ein Flugzeug
nach New York steigen sollte, nachdem er das Geld überreicht hatte. »Vergessen
Sie Merrill Overturf nicht«, erinnerte er Mulcahy.
    »Mein lieber
Junge«, sagte Arnold Mulcahy. »Ich werde bei Ihnen im Taxi zum Flughafen
sitzen, und dieser verflixte Overturf wird bei uns sein.«
    Wenn Mulcahy
auch kein Mann war, dem man unbesehen vertrauen konnte, so war er doch der Typ
Mensch, bei dem man sich darauf verlassen konnte, daß er effizient arbeitete.
    Bogus ging zum
›Hawelka‹ und saß da drei Abende mit seinen paar tausend Dollar herum, doch der »Gra! Gra!« -Mann ließ sich nicht blicken.
    »Er wird
kommen«, meinte Arnold Mulcahy. Seine unerschütterliche Zuversicht ließ einen
frösteln.
    Am fünften
Abend kam der Mann ins ›Hawelka‹. Er schenkte Bogus allerdings keinerlei
Beachtung; er setzte sich an einen Tisch [357]  weit weg von ihm und schaute nicht einmal zu ihm herüber. Als
er beim Kellner bezahlte – das war natürlich Herr Doktor Inspektor Denzel –,
dann seinen Mantel anzog und auf die Tür zuging, dachte Bogus, jetzt sei die
Gelegenheit gekommen. Er ging geradewegs auf den Mann zu, als habe er plötzlich
einen alten Freund wiedererkannt, rief: »Gra!
Gra!« ,
ergriff seine Hand und drückte kräftig zu. Doch der Mann schien zu Tode
erschreckt; er bemühte sich so sehr, von Bogus loszukommen, daß er nicht ein
einziges »Gra!« von sich gab.
    Bogus lief ihm
auf den Bürgersteig nach, wo der Mann davonrennen wollte. »Gra!« brüllte Bogus ihm noch mal zu, drehte ihn ruckartig zu sich herum und drückte
ihm den Briefumschlag mit dem ganzen Geld in die zitternde Hand. Doch der Mann
warf den Umschlag weg und rannte, so schnell er konnte, fort.
    Herr Doktor
Inspektor Denzel kam aus dem ›Hawelka‹ und hob den Briefumschlag auf. »Sie
hätten warten sollen, bis er auf Sie zukam«, sagte er zu Trumper. »Ich fürchte,
jetzt haben Sie ihn verschreckt.« Herr Doktor Inspektor Denzel konnte
meisterhaft untertreiben.
    Im Taxi zum
Flughafen sagte Arnold Mulcahy: »So ein Mist! Mann, Sie haben uns die Tour ganz
schön vermasselt!«
    Merrill
Overturf war nicht im Taxi.
    » Ich kann nichts dafür«, wehrte sich Bogus. »Sie haben mir nicht gesagt, wie ich ihm
das Geld geben sollte.«
    »Ich hätte
jedenfalls nicht gedacht, daß Sie es ihm in den Rachen stopfen würden!«
    »Wo ist Merrill
Overturf?« fragte Trumper. »Sie haben gesagt, er würde hier sein.«
    »Er ist nicht
mehr in Wien«, sagte Mulcahy.
    »Und wo ist
er?« wollte Trumper wissen, doch Mulcahy sagte es ihm nicht.
    »In New York
werd ich Sie’s wissen lassen«, meinte er.
    Sie würden mit
Verspätung in New York ankommen; ihre [358]  Lufthansa-Maschine hatte Verspätung; die Landebahn in
Frankfurt, wo sie zwischenlandeten, war nicht frei, und deshalb verpaßten sie
den Anschlußflug mit TWA nach New York und fanden sich schließlich in einer großen Pan Am 747 wieder.
Ihr Gepäck war allerdings schon mit der TWA -Maschine mitgeschickt worden. Niemand hatte eine Erklärung
dafür, wie das geschehen konnte, und Mulcahy wurde etwas nervös. »Wohin haben
Sie den Stoff gepackt?« fragte er Trumper.
    »In meinen
Koffer«, antwortete der. »Zu allen anderen Sachen.«
    »Wenn Sie es in
New York finden«, sagte Mulcahy, »wäre es gut, wenn Sie so tun würden, als
versuchten Sie zu fliehen – verstehen Sie? Natürlich nicht zu weit; lassen Sie
sich wieder einfangen. Die werden Ihnen nichts tun«, fügte er noch hinzu.
    Dann war auch
der Kennedy Airport überlastet, und sie kreisten eine Stunde lang über New
York. Es war später Nachmittag, als sie landeten, und sie brauchten eine
Stunde, bis sie ihr Gepäck gefunden hatten. Mulcahy verließ Bogus, ehe der
durch den Zoll ging.
    »Haben Sie
etwas zu verzollen?« fragte der Beamte und blinzelte Bogus zu. Er war ein
großer Schwarzer mit freundlichem Gesicht und Händen wie Bärentatzen, und er
begann sofort, Bogus’ Koffer zu durchwühlen. Hinter ihm in der Schlange stand
ein hübsches Mädchen, und Trumper drehte sich um und lächelte sie an. Die wird Augen machen, wenn sie mich verhaften.
    Der Zollbeamte
hatte die Schreibmaschine herausgeholt, das Tonbandgerät, alle Bänder und die
Hälfte von Trumpers Kleidern, doch das Haschisch hatte er noch nicht gefunden.
    Bogus schaute
sich nervös um, so, wie er glaubte, daß sich ein Schmuggler umschauen würde. Inzwischen
hatte der Zollbeamte den Inhalt des Koffers vollständig

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