Die wilde Geschichte vom Wassertrinker
weiß, daß es sehr schwer für dich sein wird«, sagte sie zu Bogus, »aber [483] Colm wendet sich immer
stärker Couth zu. Wenn du hier bist, ist er offensichtlich verwirrt.«
»Ich werde bald
nach Europa gehen«, sagte Trumper bitter. »Dann werde ich ihn eine ganze Weile
nicht mehr verwirren.«
»Tut mir leid,
Bogus«, sagte Biggie. »Ich freue mich wirklich, wenn du kommst. Ich mag nur
manchmal das Gefühl nicht, das ich habe, wenn du hier um mich rum bist.«
Trumper spürte,
wie ihn ein seltsames Gefühl der Niederträchtigkeit überkam; er wollte Biggie
sagen, daß sie es einfach nur nicht ertragen konnte, zu sehen, wie glücklich er
mit Tulpen war. Doch das war verrückt; so etwas wollte er ihr nicht sagen. Er
glaubte es nicht einmal selbst. »Ich bin auch verwirrt«, sagte er, und sie
nickte, stimmte ihm mit einer so plötzlichen Heftigkeit zu, daß es ihm peinlich
war. Dann ließ sie ihn wieder allein, flüchtete so schnell nach oben, daß er
dachte, sie bemühe sich, nicht vor seinen Augen in Tränen auszubrechen. Oder in
Gelächter?
Er dachte gerade
darüber nach, daß er eigentlich Biggies Gefühle teilte – er besuchte sie gerne,
aber er mochte das Gefühl nicht, das er empfand, wenn sie um ihn war –, als er
glaubte, sie wieder herunterkommen zu hören.
Doch diesmal
war es Tulpen, und Trumper sah sofort, daß sie schon eine ganze Weile wach
gewesen und wahrscheinlich oben im Flur Biggie begegnet war.
»Oh, Scheiße«,
sagte er. »Manchmal ist es wirklich verdammt schwierig.« Er ging schnell zu ihr
hin und nahm sie in den Arm; sie schien jetzt eine Bestätigung zu brauchen.
»Ich will hier
morgen wieder weg«, sagte Tulpen.
»Aber morgen
ist doch Throgsgafen.«
»Dann nach dem
Essen«, beharrte sie. »Ich will nicht noch eine Nacht hierbleiben.«
»Okay, schon
gut«, sagte er. »Ich weiß, ich weiß.« Seine Stimme beruhigte sie, ohne daß die
Worte Bedeutung hatten. Er wußte, daß er in New York eine Woche brauchen würde,
um das alles zu [484] verstehen,
doch es lohnte sich nicht, jetzt schon zu viele Gedanken daran zu verschwenden,
was nach dem Kurzurlaub sein würde, darüber nachzudenken, was für eine einsame
Angelegenheit es oft war, mit jemandem zusammenzuleben. Eine Beziehung mit
einem anderen Menschen auszuhalten erschien Trumper manchmal unmöglich. Na und?
dachte er.
»Ich liebe
dich«, flüsterte er ihr zu.
»Ich weiß«,
antwortete sie.
Er brachte sie
wieder hoch ins Bett, und ehe sie einschlief, fragte sie ihn erschöpft: »Warum
kannst du nicht einfach neben mir einschlafen, wenn wir uns geliebt haben?
Warum macht es dich wach? Ich werde danach müde, aber du wirst munter. Das ist
ungerecht, denn ich wache dann auf, und das Bett ist leer, und ich sehe, wie du
die Fische anstarrst oder dem Baby beim Schlafen zuschaust oder mit deiner
früheren Frau Billard spielst…«
Er lag bis zum
Sonnenaufgang wach und versuchte, das alles zu verstehen. Tulpen schlief fest
und wachte auch nicht auf, als Colm neben ihrem Bett auftauchte, mit jeder
Menge Pullovern über seinem Schlafanzug sowie mit Gummistiefeln und einer
Wollmütze. »Schon gut, ich weiß«, flüsterte Trumper. »Wenn ich mit zur Mole komme, dann darfst du auch zur Mole gehen.«
Es war kalt,
aber sie hatten genug Kleider an; der Matsch war zu Eis geworden, und sie
rutschten auf dem Hintern die Steinplatten hinunter. Die Sonne war diesig, doch
die Luft über der Küste und in der Bucht war klar. Von draußen, vom Meer rollte
dichter Nebel herein; noch hatte er sie nicht erreicht, und sie hatten die
klarste Tageszeit für sich allein.
Sie teilten
sich einen Apfel. Sie hörten, wie die Babys oben im Haus aufwachten; die kurzen
Schreie, dann wieder Stille, als sie an die jeweilige Brust gelegt wurden. Colm
und Bogus fanden beide, daß Babys langweilig waren.
»Gestern nacht
hab ich Moby Dick gesehen«, erzählte Bogus [485] Colm kurz entschlossen. Der schaute ungläubig drein.
»Vielleicht war es auch nur die Insel«, gab Trumper zu, »aber ich hab ein
heftiges Klatschen gehört, wie wenn er mit dem Schwanz aufs Wasser geschlagen
hätte.«
»Das hast du
dir nur ausgedacht«, sagte Colm. »Das hast du doch nicht wirklich.«
»Nicht
wirklich?« wiederholte Trumper. Er hatte Colm dieses Wort noch nie so verwenden
hören.
»Genau«, sagte
Colm, doch die Aufmerksamkeit des Jungen wanderte weiter – sein Vater
langweilte ihn –, und Bogus wollte nichts so sehr wie eine lebendige Beziehung
zu seinem Sohn.
»Was
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