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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Verlustes, Sayyar .«
    N’ril lächelte und neigte den Kopf, aber in seinem Blick lag weiterhin Trauer. »Du ehrst mich und den Namen meines Bruders«, sagte er. »Shahe war der Stolz seines Stalls.«
    Als ob sie ihn verstanden hätte, warf die Stute den Kopf hoch und bleckte die Zähne. Gair machte noch einmal einen vorsichtigen Schritt auf sie zu und streckte erneut die Hand aus. Sie hob den Kopf und scharrte ruhelos auf den Pflastersteinen.
    Nur noch wenige Zoll, und er könnte dieses schwarzseidige Fell berühren. Sie war wirklich verblüffend. Vor Nervosität zuckten ihre Schultern, und sie warf wieder den Kopf herum und schnaubte heftig.
    »Ganz ruhig, Mädchen«, murmelte er. »Ganz ruhig.«
    Ihre Ohren bewegten sich. Sie hob den Kopf und sah ihn an, während seine Fingerspitzen näher kamen. Noch ein Zoll, und er würde die Hand auf ihren Hals legen können.
    »Ist doch gar nicht so schlimm, oder? Gar nicht so schlimm. Gutes Mädchen.«
    Er streichelte sie, fuhr ihr mit der Hand über den Hals. Sie schnaubte und schnappte kurz nach seinen Arm, doch dann stand sie recht ruhig da, als er langsam um sie herumging und ihre Gestalt bewunderte, wobei er sie unablässig berührte, damit sie stets wusste, wo er war.
    Diese Stute war ein feines Exemplar ihrer Rasse; sie hatte einen geraden Rücken und eine breite Brust und hielt sich so stolz, als ob sie um ihre Schönheit wüsste. Als er wieder zu ihrem Kopf kam, betrachtete sie ihn mit unheimlich klugen Augen, die ihn davor zu warnen schienen, irgendeinen Mangel an ihr festzustellen. Es gab tatsächlich keinen.
    Er kraulte sie unter dem Kinn und war völlig von ihr eingenommen. Erneut versuchte sie ihn zu beißen, doch er hatte es bereits erwartet und zog die Hand rechtzeitig weg. »Ist sie an den Sattel gewöhnt?«
    »Ja«, antwortete N’ril. »Glaubst du, du kannst sie reiten?«
    »Mit deiner Erlaubnis würde ich es gern versuchen.«
    »Bei meinem Bruder war sie so sanft wie Milch, aber ich bin mir nicht sicher, wie sie eine andere Hand an den Zügeln hinnehmen wird.«
    Gair versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen, und streichelte Shahe wieder und wieder. »Natürlich. Verzeih mir; ich hätte nicht fragen sollen.«
    »Ich glaube, du hast mich falsch verstanden, mein Freund. Ich hatte meine Worte als Warnung gemeint.« Nun lag ein Lachen in N’rils Stimme. Er nahm ein Zaumzeug von dem Haken an der Wand neben Shahes Stall und gab es Gair. »Pass auf, dass du dich nicht allzu stark verletzt, wenn sie dich abwirft.«
    Gair grinste ihn an. »Ich werde versuchen, deinen Stolz nicht allzu sehr zu verletzen, wenn sie es nicht tut.«
    Er hielt das Zaumzeug in der rechten Hand und redete besänftigend auf Shahe ein. Sie starrte ihn weiterhin an, regte sich aber nicht. Langsam führte er die linke Hand an ihre Nüstern und hielt sie dort, während die Stute daran schnüffelte und dann mit den Lippen an seinen Fingern knabberte.
    »Gutes Mädchen«, sagte er zu ihr.
    Er bot ihr wieder seine Hand an, diesmal mit der Kandare darin. Shahe senkte die Nase, und mit einer geschmeidigen Bewegung schob er ihr die Kandare zwischen die Zähne und die Krone des Zaumzeugs über die Ohren. Sie warf den Kopf herum, biss auf die Kandare, ließ es aber zu, dass er den Halsriemen festzog und sie zu N’ril führte, der mit einem Sattel über dem Arm auf die beiden wartete. Es war ein feines, kunstvoll im Wüstenstil verziertes Stück mit Seidenquasten und Silberarbeiten an Sattelknauf und Hinterzwiesel – ganz in Rot und Schwarz, sodass er zu dem Zaumzeug passte.
    Als Gair ihr den Sattel auf den Rücken legte, trat Shahe lässig nach ihm aus und saugte die Luft ein, als er die Riemen befestigte. Er stieß ihr die Finger zwischen die Rippen. »Lass das.«
    Sie stieß protestierend die Luft aus, sodass er den Riemen noch etwas enger schnallen konnte. N’ril ging zur anderen Seite und hielt kichernd den Steigbügel fest. »Ich vermute, dieser Trick ist dir nicht neu.«
    »Mein erstes Pony hat es genauso gemacht. Es hat mich regelmäßig abgeworfen, bis ich herausgefunden habe, warum der Gurt nie richtig fest saß.«
    Er ergriff die Zügel, packte den Sattelknauf und setzte den Fuß in den Steigbügel. Langsam und vorsichtig stieg er auf, doch die Stute nahm das Gewicht auf ihrem Rücken trotzdem nicht gnädig auf. Sie tänzelte und wieherte, sobald sein Hintern den Sattel berührte, lief seitwärts über den Hof und riss an den Zügeln. Gair versuchte nicht, sie davon abzuhalten. Er

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