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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sakristei waren sie verstummt, als zweiundzwanzig der zweiunddreißig Novizen, die an den Wettkämpfen teilgenommen hatten, zum Ritter geschlagen worden waren, doch die beinahe wütende Stille hatte mehr gesagt als Worte.
    Er beäugte den gepanzerten Wachhabenden neben der Tür.
    Was glaubst du? Ist es in den Augen der Göttin wichtig, was unter der Rüstung und dem Mantel liegt, solange der- oder diejenige ein aufrichtiges Herz hat?
    Der Wachhabende machte eine unbeteiligte Miene und hatte den Blick starr auf irgendeine Einzelheit des Gobelins an der gegenüberliegenden Wand geheftet, damit er den Präzeptor nicht ansehen musste. Einen Moment lang überlegte Ansel, ob er ihm die Frage stellen sollte, doch dann besann er sich eines Besseren. Der Mann würde nur die Antwort geben, von der er glaubte, dass Ansel sie hören wollte.
    Was für eine Schande .
    Eilige Schritte ertönten hinter ihm. Er drehte sich um und stützte sich dabei auf seinen Stab. Danilar kam in seiner förmlichen schwarzen Robe auf ihn zu und hatte sich die karmesinrote Stola umgelegt. Er schien vor unterdrückten Fragen fast zu platzen.
    »Kaplan«, sagte Ansel gleichmütig und ging durch den steingefliesten Korridor auf ihn zu. »Machst du einen kleinen Spaziergang mit mir?«
    Danilar passte seine Schritte denen des Präzeptors an. Als sie den Gang entlang bis zur Ecke geschritten und außer Hörweite der Wache waren, wandte sich Ansel ihm zu.
    »Also gut«, sagte er, »spuck es aus.«
    »Habt Ihr gewusst, dass Selsen ein Mädchen ist?«
    »Ja.«
    »Warum habt Ihr es mir nicht gesagt?«
    »Es stand zu viel auf dem Spiel. Ich durfte es niemandem verraten.« Es gibt noch einige weitere Dinge, die ich dir nicht verraten kann. Ich bete, dass du mir irgendwann vergeben wirst .
    Der Kaplan wandte den Blick ab, um seinen gekränkten Stolz zu verbergen. »Wir sind schon seit mehr als vierzig Jahren miteinander befreundet, Ansel. Hättet Ihr mir das nicht anvertrauen können?«
    »Ich konnte niemandem vertrauen. Nicht einmal meinem ältesten Freund.« Er ergriff Danilars Arm. »Es tut mir leid. Es war besser, dass es außer mir und der Superiorin in Caer Amon niemand wusste. Falls es schiefgehen sollte, sollte niemand sonst in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich wollte dich nicht dem Risiko eines Skandals aussetzen.«
    Ein Grunzen war alles, was er zur Antwort erhielt. Danilar weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen, und spielte an seiner Stola herum; er zog sie mehrfach gerade, obwohl es gar nicht nötig war. »Das war also die ganze Zeit über Euer Plan? Ihr wolltet Frauen in den Orden einschleusen?«
    »Wie du dich erinnern wirst, ist es mein Plan, allen den Eintritt in den Orden zu ermöglichen. Wir brauchen jeden Ritter, den wir bekommen können – jetzt mehr denn je, seit die letzten Nachrichten aus Gimrael eingetroffen sind.«
    »Aber Fraue n !«
    » Alle , Danilar«, sagte Ansel. »Warum auch nicht? Selsens Verlangen, Ritter zu werden, hat mich auf diese Idee gebracht, und sie hat bewiesen, dass sich eine Frau mit dem besten unserer Männer messen kann.«
    Noch bevor er aufhörte zu sprechen, schüttelte der Kaplan den Kopf. »Auf dem Schlachtfeld vielleicht, aber wenn Männer und Frauen gemeinsam im Haus der Göttin leben, stellt das eine große Versuchung dar. Ein Ritter kann Eador nicht mit ganzem Herzen dienen, wenn er von …« Danilar zögerte; es war ihm offenbar peinlich. »… von weltlichen Gelüsten beherrscht wird.«
    Ansel stützte sich auf seinen Stab und lachte. »Mein lieber Kaplan, ich glaube, du errötest gerade.«
    »Ansel! Das ist eine ernste Sache.« Nun sah sein alter Freund ihn an, und in seinen Augen lag eine große Bitte. Er deutete auf die Tür neben der Wache. »Sie werden Euch nicht unterstützen. Was Ihr von ihnen erbittet, widerspricht allem, was man ihnen beigebracht hat und was sie seit ihrem Noviziat glauben.«
    »Wenn alles nach Plan verläuft, bleibt ihnen gar nichts anderes übrig. Ich habe das Gesetz und die Ordensordnung auf meiner Seite. Sie werden mich unterstützen müssen.«
    »Wenn Ihr durch diese Tür geht, werdet Ihr einen Kampf durchstehen müssen, gegen den Samarak wie ein kleines Grenzscharmützel wirkt. Das ist Euch doch klar, oder?«
    »Ich glaube, diese Schlacht werde ich noch durchstehen.«
    »Es könnte Eure letzte sein!«
    Ansel zuckte mit den Achseln. »Wenn es so ist, dann ist es so. Ich würde lieber im Kampf für etwas sterben, woran ich glaube, als meine Tage hirnlos im Krankensaal zu

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