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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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zu, auf ein großes Zelt, das abseits von den anderen stand. Lampenschein fiel durch die Zeltklappe. Dann drang sie in das gemütliche goldene Innere ein, wo Drwyn auf und ab lief. Er hatte sich in seinen Umhang gewickelt. Beiläufig bemerkte sie die Abwesenheit von Kriegsgerätschaften, und die Möbel waren von Frauenhand arrangiert worden. Teia war nicht überrascht, dass sie offenbar bereits ersetzt worden war. Drwyn blickte finster drein, trank immer wieder geistesabwesend aus dem Becher in seiner Hand und wartete eindeutig auf etwas.
    Eine schneebeladene Brise fuhr herein, als jemand das Zelt betrat. Er drehte sich um.
    »Nachrichten von der Sprecherin?«, fragte er barsch in Teias Kopf.
    Die andere Person kam näher, und jetzt erkannte Teia den Schnauzbart und die schmutzig blonden Zöpfe.
    »Der Sturm wird zu Mittag in Richtung Westen blasen«, sagte Harl, schüttelte dabei seinen Mantel aus und bestäubte die Teppiche seines Häuptlings mit Schnee.
    Drwyn fluchte. »Wir werden einen ganzen Reisetag verlieren!«
    »Wir werden einfacher vorankommen, wenn es aufgehört hat zu schneien. Die verlorene Zeit können wir morgen wieder aufholen.«
    »Das hat auch die Sprecherin gesagt, nicht wahr?« Er kippte sich den Rest seines Tranks in den Mund und schluckte rasch. Seine Hand schloss sich noch fester um den Becher. Wenn er nicht aus Horn gewesen wäre, hätte Drwyn ihn zerdrückt.
    »Ja, mein Häuptling.« Harl zögerte. »Also … Das Mädchen …«
    Teia hielt den Atem an. Meinte er etwa sie ? Selbst im kleinen Kreis der Wasserschüssel erkannte sie deutlich, wie Drwyn die Lippen zu einer dünnen Linie zusammenkniff.
    »Was ist mit ihr?«
    »Reiten wir nicht hinter ihr her? Ich dachte, Ihr hättet gesagt …«
    »Das geht dich gar nichts an«, sagte er grob. »Für uns ist sie verloren, und vermutlich ist sie schon dem Winter zum Opfer gefallen.«
    Mit der einen Hand zupfte er am Saum seines Umhangs. Genauso zuckte eine Felsenkatze mit dem Schwanz, wenn ihre Beute außer Reichweite war. Er verfolgte sie also nicht – zumindest noch nicht –, aber er hatte sie auch noch nicht vergessen. Sie erzitterte, und das Bild im Wasser erzitterte gemeinsam mit ihr.
    »Was für eine Schande«, sagte Harl. »Sie hatte so feine …« Das letzte Wort wurde erstickt, als sich die Hand des Häuptlings um seine Kehle schloss.
    »Vergiss das Mädchen!«, knurrte Drwyn. »Mich interessiert jetzt nur noch das Auseinandergehen. Wenn der Wandermond wieder voll ist, werde ich der Häuptling der Häuptlinge sein und unser Volk nach Süden führen, um unser angestammtes Land von den Besatzern zurückzufordern. Hast du das verstanden?«
    Harl röchelte und zerrte an den Fingern, die ihm die Luftröhre quetschten. Er konnte nicht zurückweichen, als der Häuptling so nahe an ihn herantrat, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten.
    »Aber wenn wir sie zufällig doch finden sollten«, fügte Drwyn mit gefährlich leiser Stimme hinzu, »dann gehört sie mir .«
    Harl stotterte etwas Unverständliches, und seine pockennarbige Haut nahm eine ungesunde Farbe an.
    »Ich will solche Worte nie wieder hören.«
    »N… nein!«
    »Gut.« Drwyn ließ ihn los wie ein Hund, der einen Hasen freigibt, und Harl taumelte zurück. »Ist sonst noch etwas?«
    »Die Sprecherin bittet Euch, zu ihr zu kommen und über das bevorstehende Auseinandergehen zu reden.« Harl rieb sich die Kehle und fügte hinzu: »Sofort, mein Häuptling.«
    »Dann sollte ich sie besser nicht warten lassen.«
    Drwyn warf seinen leeren Becher auf den Teppich und schritt zum Ausgang.
    Teia lehnte sich zurück und ließ die Kraft los. Sie fuhr mit der Hand durch das Wasser und zerstörte so das Bild darin. Gern hätte sie auch Ytha ausspioniert, aber sie wagte sich mit ihrer Kraft nicht zu nahe an diese Frau heran, denn vielleicht konnte diese das Wirken der Gabe in ihrer Nähe spüren. Es war besser, wenn die Sprecherin glaubte, sie sei tot. Teia würde sich damit zufriedengeben, Drwyn zu beobachten.
    Dass er sie nicht verfolgte, stellte seltsamerweise keine Erleichterung für sie dar. Es bedeutete, dass die Sprecherin ihre Pläne vorantrieb, ihn zum Häuptling der Häuptlinge salben zu lassen, und das war für Teia ein großer Ansporn weiterzureisen.
    Neve steckte den Kopf in ihren Unterschlupf. »Ich habe dir Tee gemacht«, sagte sie und stellte eine Teekanne sowie zwei Becher ab. Teia schob die Schüssel zur Seite und rutschte näher.
    »Vielen Dank, aber ich bin durchaus in

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