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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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als Nächstes zu ihr kommen? Mit Bogen und Köcher in der Hand schlüpfte sie nach draußen.
    Sobald sie ihren warmen Unterschlupf verlassen hatte, überfiel sie die Kälte. Finn regte sich, und sie beruhigte ihn, indem sie ihm die Hand auf den Hals legte, dann zurrte sie den Sattel fest und stieg so leise auf, wie es ihr möglich war. Nach dem katastrophalen, schon vier Tage zurückliegenden Versuch, ihn allein reisebereit zu machen, hatte sie den Sattel nicht mehr abgenommen und sich insgeheim vorgenommen, es später wiedergutzumachen. Vorsichtig lenkte sie Finn den Pfad entlang.
    Bald ging das Knirschen von Finns Hufen im Schnee in einem anschwellenden Lärm unter. Sie hörte Frauen schreien, die Rufe von Männern sowie das Pfeifen abgeschossener Pfeilen. Hinter einer Biegung des Pfades sah sie eine Gruppe beiderlei Geschlechts, die sich den Hang hinauf in Richtung der Bäume zurückzog, während fünf oder sechs andere mit ihren Bögen eine größere, mit Kurzspeeren bewaffnete Gruppe abzuwehren versuchten. Einige dieser Speere spickten bereits die Schneewehen, und hier und da befanden sich scharlachrote Flecken in den verwischten Fußabdrücken. Die Bogenschützen zogen sich geordnet zurück. Einer von ihnen schaute kurz nach hinten, und Teia sah, wie ein langer grauer Zopf über seine Schulter schwang.
    Ihr Wille rief die Magie herbei. Sie streckte den Arm aus, wob eine Lichtkugel von der Größe ihres Kopfes und warf sie hoch über den Pfad. Entsetztes Keuchen ertönte.
    »Haltet aus!«, rief sie. Die Bergluft und die Magie verliehen ihrer Stimme eine Kraft, unter der die Angreifer wie betäubt stehen blieben.
    »Die Gabe!«, rief einer von ihnen. »Sie ist eine Sprecherin!«
    Ein grell tätowierter Mann in der ersten Reihe der Angreifer schnaubte verächtlich. »Sie ist keine Sprecherin, sie ist bloß ein Mädchen.« Er schwenkte eine gefiederte Streitaxt. »Macht euch wieder an die Arbeit, Jungs!«
    Seine Krieger brüllten und stürmten durch den hohen Schnee. Entweder waren sie verzweifelt oder mordlüstern. Auf der rechten Seite hob jemand einen Wurfspeer. Doch bevor er mit dem Arm ausholen konnte, hatte Teia ihm mit einer Luftfaust die Waffe aus der Hand geschlagen. Der Mann verlor das Gleichgewicht und taumelte zurück. Zwei seiner Gefährten – mit wildem Blick und noch wilderen Haaren – hoben ihre eigenen Speere, doch mit einer weiteren Luftfaust entwaffnete Teia sie ebenfalls.
    Der Angriff geriet ins Stocken, die Männer sahen sich misstrauisch um, aber dann drängten sie weiter voran. Aus den Augenwinkeln sah Teia, wie Baer die Verwirrung nutzte und seine Leute über den Pfad auf sie und Finn zutrieb.
    Sie richtete sich im Sattel auf. »Diese Leute stehen unter meinem Schutz. Ich rate euch, sie nicht weiter anzugreifen.«
    »Wir sind mehr als ihr«, knurrte der Tätowierte und hob seine Axt. »Wir haben keine Angst vor deiner Magie!«
    Teia ergriff Finns Zügel, bereit, davonzureiten, falls es nötig sein würde. Hinter ihr rief eine Frau eine Warnung. Sie hob den Kopf und sah, wie ein Speer aus der angreifenden Gruppe auf sie zuflog. Im Nachthimmel glänzte er wie eine Sternschnuppe.
    Die Zeit verlangsamte sich. Teia war in den funkelnden Wirbel ihrer Magie eingesponnen und hatte nichts zu fürchten. Nicht hier, wo sie die Herrin war und die Kraft sich nach ihrem Willen bewegte. Sie hob die Hand, und die Magie kitzelte in ihren Muskeln wie Blut, das wieder durch einen eingeschlafenen Arm fließt. Der Speer erreichte den höchsten Punkt seiner Flugbahn und fiel surrend auf sie zu.
    Es war leicht. So leicht, wie es gewesen war, Ythas Faust aufzuhalten. Teia streckte die Hand aus und schloss sie um den hölzernen Schaft. Der Schwung des Speers riss an ihrer Schulter, aber sie hielt ihn fest. Jemand keuchte auf. Vor ihr blieben die angreifenden Krieger stehen. Ihr Anführer schwenkte wieder seine Axt und versuchte seine Männer mit Rufen und Flüchen anzutreiben.
    Teia drehte den Speer um und holte mit ihm aus. »Zurück!«, brüllte sie. »Ich habe euch gewarnt!«
    Der Tätowierte schrie ein paar Obszönitäten und rannte auf sie zu. Teia erinnerte sich an die Worte ihres Vaters, als dieser ihr die Selbstverteidigung mit dem Messer beigebracht hatte: Wenn du eine Waffe in der Hand hast, gebrauche sie oder auch nicht, aber zögere nicht. Zögern ist tödlich . Sie biss die Zähne zusammen und schleuderte den Speer so heftig wie möglich.
    Er bohrte sich in den Oberschenkel des Mannes, der mit einem

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