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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Bläulicher Rauch stieg in Spiralen bis zu den Deckenbalken, und die Trommelschläge wurden langsamer, beinahe sinnlich. Das heisere Gebrüll der Vasallen nahm einen bedächtigeren Rhythmus an, als ob das beharrliche Pulsieren der Musik alle ergriffen hätte, und die Luft in der Halle wurde dick und schwer.
    Die Tänzerinnen drehten sich um die Tische und reizten die Männer mit verführerischen Posen und wogenden Bewegungen. Ihre Körper waren erstaunlich biegsam und vollführten Arabesken und Pirouetten, die den Hof eines jeden Wüstenprinzen geschmückt hätten, und sie huschten so sanft auf ihren langen, schmalen Füßen, dass sie kaum ein Geräusch machten.
    Es war beinahe hypnotisch. Savin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und beobachtete sie eingehend. Eine kriechende, prickelnde Hitze ergriff von ihm Besitz, und er stellte fest, dass er lächelte. Vielleicht war dieser Abend doch nicht vollkommen verschwendet.
    Neben ihm griff Renngald unter den Tisch; vermutlich streichelte er einen seiner Hunde. »Gutes Mädchen«, murmelte er zärtlich.
    Duftender Rauch kitzelte Savins Nase, und erst jetzt brachte er diesen mit der steigenden Temperatur seines Blutes in Verbindung. Es war ein feines Betäubungsmittel; er sollte aufbrechen, bevor es ihn lähmte. Bei den Vasallen zeigte es schon Wirkung; sie taumelten gegen die Tische wie Bären, die sich an Fallobst berauscht hatten. Hier und da massierten sich die Männer träge im Schritt, ohne den Blick von den Tänzerinnen abzuwenden.
    Zwei der Akrobatinnen, die wie Feuervögel angemalt waren und gefiederte scharlachrote Masken trugen, sprangen auf den Tisch des Herrschers. Vogelgleich tanzten sie inmitten der Bierhörner und Holzteller, und ihre geschmeidigen Körper schimmerten.
    Eine von ihnen hockte sich vor Savin und hielt den Kopf schräg. Glitzernde bronze- und purpurfarbene Streifen rahmten ihre Augen ein, und winzige Goldperlen waren auf die Wimpern geklebt. Der Schnabel ihrer Maske war mit Seidenfetzen verziert, die wie Flammenzungen zuckten, wenn sie atmete. Sie schien auf etwas zu warten.
    »Na los«, sagte Renngald. Mit der freien Hand hielt er die Armlehne gepackt, und seine Krone war ihm wieder über das Ohr gerutscht. »Dafür ist sie hier.« Dann lachte er, streichelte weiter den Hund unter dem Tisch und summte vor sich hin.
    Savin betrachtete das Mädchen, und sie beobachtete ihn wachsam. Goldringe waren durch ihre Brustwarzen gebohrt, und an jedem steckte eine Bernsteinperle. Faszinierend. Nun hatte die Hitze seine Lenden erreicht, und er regte sich auf seinem Stuhl. Irgendwie bemerkte das Mädchen es, oder sie wusste um ihre Wirkung. Sie hockte sich aufrecht hin, balancierte auf den Fußballen und drückte das Becken nach vorn. In der rosigen Vollkommenheit ihrer Fraulichkeit steckte ein dritter Ring, der ebenfalls mit einer glimmernden Perle geschmückt war.
    An einem der anderen Tische zuckte ein Wassergeist zum Rhythmus der Trommeln, während ein halbnackter Mann an ihrer Spalte saugte wie ein Verdurstender. Die Gefährten um ihn herum hielten ihre Ruten fest, die vor Saft glitzerten. Neben Savin wand sich Renngald auf seinem Thron und stöhnte, während ihm die Krone gefährlich schräg auf dem Kopf hing. Erst jetzt begriff Savin, dass das, was er für einen Hund unter dem Tisch gehalten hatte, in Wirklichkeit seine Frau war, die sich auf den Knien vor ihm befand, während ihr Mann bis zum Anschlag in ihrem Mund steckte. Der Gestank der Lust überlagerte die Gerüche von Rauch, Schweiß und Bier.
    Savin schob seinen Suhl zurück und stand auf. Es war Zeit zu gehen. Die bemalten Wangen des Feuervogels verzogen sich neben der Maske zu einem Grinsen. Oh, sie war verführerisch, wie sie mit den Händen auf den Knien vor ihm hockte und ihm ihren Schatz darbot. Sie blinzelte mit ihren vergoldeten Wimpern und hielt den Kopf erwartungsvoll geneigt. Er griff ihr zwischen die Schenkel und stieß die Bernsteinperle mit dem Finger an.
    »Kannst du sprechen?«, flüsterte er.
    Sie gab einen kehligen Laut von sich, irgendwo zwischen einem Trillern und einem Schnurren. Er grunzte; seine Neugier war angestachelt.
    Ich frage mich, ob ich dich dazu bringen kann, vor Lust zu schreien .
    Er nahm die Perle zwischen Daumen und Zeigefinger und zupfte sanft daran. Das Mädchen erbebte. Das war sehr verführerisch, aber jetzt war nicht die richtige Zeit dazu. Er hatte andere Dinge zu tun.
    Jemand berührte ihn am Ellbogen, und er drehte sich um. Der unauffällig

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