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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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erwiderte Teddy.
    »Weil die nächste Flut um zwei Uhr morgens ist«, sagte John Harris.
    »Und weil ich nicht will, dass du vorher irgendwas entlädst«, fuhr Billy fort und säuberte sich mit Teddys Brieföffner die Nägel. »John und die anderen holen die Kisten ab, bringen sie hierher ins Lagerhaus, machen sie auf und schauen nach, wie viel drin ist. Dann kann ich mir selbst ausrechnen, was du mir schuldest.«
    »Du denkst, dass ich dich um deinen Anteil betrüge«, sagte Teddy.
    Teddy brodelte bereits vor Wut. Billy mochte vielleicht der Boss sein, aber er nahm sich ein paar Freiheiten zu viel heraus. Beschuldigte ihn, Teddy, Geld zu unterschlagen, was eine Riesenunverschämtheit war. Teddy beschiss ihn natürlich, aber trotzdem – er konnte nicht einfach hier reinschneien, seine Sekretärin belästigen und ihn in seinem eigenen Haus wie einen Trottel behandeln.
    »Ich behalt die Dinge bloß im Auge, das ist alles«, fügte Billy hinzu.
    »Ach, wirklich? Weißt du was, Billy? Vielleicht solltest du lieber mal deine Augen aufmachen«, entgegnete Teddy aufgebracht.
    Billy lehnte sich vor. »Wieso? Was meinst du damit?«
    »Sid Malone ist wieder in der Stadt.«
    Billy hielt mit dem Reinigen der Nägel inne. Er sah Teddy an, und der bemerkte zu seiner Zufriedenheit, dass Billy blass geworden war. Teddy wusste, dass es nur eine Sache gab, die Billy noch mehr hasste, als von einem anderen Ganoven um Geld geprellt zu werden: nämlich einen Ganoven, der ihm sein Gebiet abjagen wollte – ein Gebiet, das früher einmal Sid gehört hatte.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich sagte, dass Sid Malone wieder in der Stadt ist.«
    »Jetzt weiß ich, wo all dein Stoff hingegangen ist, Teddy. Du hast dich selbst damit zugedröhnt.«
    »Er ist hier gewesen. Genau hier in diesem Büro. Vor knapp zehn Minuten.«
    »Sid Malone ist vor Jahren aus der Themse gefischt worden. Er ist tot.«
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Bist du dir sicher, Teddy?«
    »Ich bin mir sicher. Ich kenne ihn. Ich hab früher für ihn gearbeitet. Schon vergessen? Das war Sid Malone in meinem Büro, so sicher, wie ich hier stehe.«
    Billy funkelte ihn böse an. Dann schlug er mit der Faust auf den Schreibtisch und stand auf. »Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?«, schrie er.
    »Das wollte ich ja«, schrie Teddy zurück. »Aber du bist zu beschäftigt gewesen, dich an meine Sekretärin ranzumachen und in mein Geschäft einzumischen! Ich hab sogar probiert, ihn hinzuhalten, bis du kommst. Aber er hat gesagt, dass er weiter muss.«
    »Was zum Teufel hat er hier gemacht? Was hat er gewollt?«
    »Er wollte Informationen über den Tod dieser Frau – dieser Selwyn-Jones. Dieser reichen Tante. Die sich vor ein paar Jahren mit einer Überdosis umgebracht hat. Er wollte wissen, ob ich ihr die Drogen verkauft hab.«
    »Wieso wollte er das wissen?«
    »Ich hab ihn gefragt. Er hat’s mir nicht gesagt.«
    »Hast du ihm von Stiles erzählt?«
    Teddy schüttelte den Kopf.
    Ein Mann namens Stiles hatte einige Tage vor Maud Selwyn-Jones’ Tod eine ziemlich große Menge Morphium bei Teddy gekauft. Billy wusste davon. Er war derjenige gewesen, der Stiles zu Teddy geschickt hatte. Beide, Billy und Teddy, hatten sich damals gefragt, ob Stiles mit dem Tod der Frau etwas zu tun hatte.
    »Wieso schnüffelt er in dieser Sache rum?«, fragte Billy. »Was geht ihn der Selbstmord von dieser Jones an?«
    »Ich hab keine Ahnung«, antwortete Teddy. »Es ergibt keinen Sinn.«
    Billy erwiderte darauf zuerst nichts, doch nach einer Weile sagte er: »Doch, das tut es. Sid Malone ist zurück und will sein altes Gebiet zurückhaben. Aber dafür muss er mich aus dem Weg räumen, also sucht er nach einer Möglichkeit, mich bei den Bullen in die Scheiße zu reiten. Das probiert er über dich. Er möchte, dass ich wegen dieser Selwyn-Jones eingebuchtet werde. Alles soll hübsch und sauber über die Bühne gehen. Keine Gewalt. Kein Blut. Zumindest am Anfang nicht.«
    Billy zündete sich eine Zigarette an, während er redete, und ging dabei auf und ab. Teddy jedoch war sich nicht sicher, ob das zutraf. Sid Malone hatte sich jedenfalls nicht wie jemand benommen, der einen großen Bandenkrieg vom Zaun brechen will. Aber Teddy wusste auch, dass sich Billy Madden, hatte er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt, nichts mehr ausreden ließ.
    »Was hast du ihm überhaupt gesagt?«
    »Ich hab gesagt, dass ich mich umhören will. Wir treffen uns nächsten Monat wieder. Genau hier.«
    »Na schön. Gut

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