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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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gemacht, Teddy, mein Junge.«
    »Was soll ich tun, wenn er wiederkommt? Ihm was stecken? Oder nichts sagen?«
    »Du hältst ihn einfach hin, Teddy. Plauderst mit ihm.«
    »Und du machst ihn kalt«, sagte Teddy.
    Billy Madden schüttelte den Kopf. In seinen Augen lag dieser wahnsinnige Blick, den Teddy zu seinem Leidwesen nur allzu gut kannte.
    »Nein«, erwiderte Billy. »Zuerst schlag ich ihn grün und blau. Prügel aus ihm raus, was er vorhat. Mit wem er arbeitet. Und dann blas ich ihm das Licht aus.«

   57   
    W illa öffnete die Augen.
     Die Welt, gleißend hell und sandfarben, drehte sich auf unerträgliche Weise unter ihr weg. Sie versuchte, sich zu bewegen, aber ein furchtbarer Schmerz, der ihr den Atem nahm, schoss ihr durch die Seite. Und sie konnte Arme und Beine nicht rühren.
    Ein paar Sekunden lang fragte sie sich, ob sie tot war.
    Sie schaffte es, den Kopf zu heben, wurde jedoch von einem so heftigen Schwindelgefühl gepackt, dass sie sich übergeben musste, aber es kam nichts heraus. Sie senkte den Kopf. Ihre Wange drückte gegen etwas Dickes und Weiches. Es schien sich zu bewegen. Sie schien sich zu bewegen.
    »Wasser«, stöhnte sie und schloss die Augen. Ihre Kehle war ausgedörrt. Brannte höllisch. Ihre Lippen waren aufgesprungen. »Wasser, bitte …«
    Eine laute Stimme ertönte. Eine männliche Stimme. Es hörte sich nach einem Beduinen an, doch sie verstand die Worte nicht.
    Erneut öffnete sie die Augen, und diesmal verschwamm ihr der Blick nicht. Sie sah Felsen und Sand vorbeigleiten. Das Bein eines Kamels. Und ihre eigenen Hände, die an den Gelenken mit einem Seil gefesselt waren und vor ihr nach unten hingen.
    Ihr wurde klar, dass sie auf dem Rücken eines Kamels lag und am Sattel festgebunden war. Wie lange ging das schon so? Stunden? Tage?
    Abermals versuchte sie, sich aufzurichten. Der Reiter musste die Bewegung bemerkt haben, denn er drehte sich um und schrie sie an. Er befahl ihr, damit aufzuhören und still zu liegen, aber sie verstand ihn nicht und hätte ihm ohnehin nicht gehorcht. Wie wahnsinnig vor Schmerz und Angst zappelte sie weiter und flehte um Wasser.
    Den Kamelreiter machte dies zornig, denn ihre Bewegungen erschreckten sein Tier. Zum wiederholten Mal schrie er sie an, still zu liegen, dann schlug er sie auf die Stelle, die er am besten erreichen konnte – die linke Körperseite. Willa schrie vor Schmerz, als seine Schläge auf ihre gebrochenen Rippen niedergingen.
    Der Schmerz erfüllte all ihre Sinne. Sie konnte nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen außer seiner erstickenden Schwärze. Noch einmal schrie sie auf, dann war sie still.

   58   
    N a komm, Albie. Wie lauten die Nachrichten? Hat Lawrence Damaskus schon eingenommen? Wird er von den Deutschen und den Türken durch die Wüste gejagt?«, fragte Seamie. Er saß in Albies Büro in Haifa, das sich im selben Gebäude befand wie das Büro für Arabische Angelegenheiten.
    »Ich könnte es dir sagen«, antwortete Albie, ohne von dem Dokument aufzublicken, das er gerade las – einem Telegramm aus dem Stapel, den seine Sekretärin soeben hereingebracht hatte. »Aber dann müsste ich dich töten.«
    Seamie schüttelte den Kopf. »Ich kann’s immer noch nicht fassen: Albie Alden, Jäger der Spione. Geheimdienstler. ›Room 40‹. Und dabei kalt wie eine Hundeschnauze. Nie hast du ein Sterbenswörtchen verlauten lassen.«
    Albie sah Seamie über den Rand seiner Brille hinweg an. »Hör auf, mich zu bedrängen, und lass mich diese Telegramme lesen. Oder ich ruf die Wachen und lass dich wieder ins Hospital zurückschaffen. Wo du hingehörst. Ins Bett. Um dich zu erholen.«
    »Scheiß drauf. Ich halt’s nicht mehr aus. Ich werde noch verrückt im Hospital. Ich gehöre überhaupt nicht dort hin. Ich bin fit genug, um ein neues Kommando zu übernehmen, aber die verdammten Ärzte lassen mich nicht. Ich krieg ein neues Schiff, die Exeter, aber erst in fünf Wochen.«
    »Fit? Hast du nicht vor Kurzem ein sechs Zentimeter langes Schrapnell abgekriegt? Zieh dein Hemd hoch. Na los, zieh es hoch …« Albie starrte auf Seamies Körper und schüttelte den Kopf. »Noch nicht mal die Verbände wurden abgenommen. Deine ganze rechte Seite ist noch bandagiert. Was ist eigentlich genau passiert? Du hast mir immer noch nicht die ganze Geschichte erzählt.«
    »Mein Schiff, die Hawk, ein Zerstörer, hat sich mit einem deutschen Kanonenboot angelegt, etwa zwanzig Meilen westlich von hier. Wir haben einen Treffer am Rumpf

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