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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Jahren übernommen. Alle Kinder bleiben bis zum vierzehnten Lebensjahr bei uns, und ein Fünftel von ihnen besucht anschließend sogar eine Berufsschule«, erklärte Jennie. »Natürlich schaffen wir das nicht alles allein«, fuhr sie fort. »Dass die Schule immer noch besteht, verdanken wir größtenteils der Großzügigkeit Ihrer Schwester und Ihres Schwagers, Mr Finnegan. Es ist genauso sehr ihre Schule wie meine. Tatsächlich haben sie gerade erst wieder Geld gespendet für zehn neue Bänke und eine Tafel.«
    Seamie war sehr an ihrer Arbeit interessiert, und er hätte gern mehr darüber erfahren, aber sie hatten die Bank erreicht. Fiona und Katie rückten zusammen, um Platz für Jennie zu machen. Harriet, Max und Maud hatten ihre Zigaretten fertig geraucht und gesellten sich zu ihnen.
    »Haben Sie gerade von der Schule erzählt, Jennie?«, fragte Fiona.
    »Ja. Tatsächlich habe ich Ihrem Bruder gerade erzählt, was Sie und Joe dazu beitragen.«
    Fiona lächelte müde und deutete auf ein Plakat an der Seite eines wartenden Omnibusses. »Ich habe eben selbst an die Schule gedacht. Wie ich sehe, hat eine Ihrer früheren Schülerinnen, die kleine Josie Meadows, eine beachtliche Karriere gemacht«, sagte sie. »›Prinzessin Zema, das geheimnisvollste Rätsel des Alten Ägypten‹. Geheimnisvoll und rätselhaft. Das ist schwer zu überbieten!«
    Jennie blickte ebenfalls auf das Plakat und seufzte. »Ja, wahrscheinlich. Wenn man halb nacktes Tanzen mit Verbrechern als Karriere bezeichnen und das tatsächlich überbieten will.«
    »Verbrecher?«, fragte Fiona.
    »Halb nackt?«, fragte Seamie.
    »Prinzessin Zema?«, fragte Harriet. »Woher kenne ich den Namen nur?«
    »Weil er auf jeder Litfaßsäule, auf jedem Telefonmast und jedem Londoner Bus zu lesen ist«, antwortete Jennie und schüttelte den Kopf. »Josie Meadows, eine ehemalige Schülerin von mir, spielt die Hauptrolle.«
    »In Prinzessin Zema «, erklärte Fiona, »stellen achtzig exotische Tänzerinnen, zwanzig Pfauen, zwei Panther und eine Python die Geschichte einer ägyptischen Prinzessin dar, die am Abend ihrer Hochzeit aus dem Palast entführt und von einem falschen, hinterhältigen Pharao in die Sklaverei verkauft wird.«
    »Hört sich ziemlich abenteuerlich an«, scherzte Max.
    »Mein Gott, Fiona, woher wissen Sie das alles? Sie haben es doch nicht etwa gesehen?«, fragte Jennie.
    Fiona schüttelte den Kopf. »Charlie, mein ältester Sohn, hatte ein Plakat. Gott weiß, woher. Ich hab es ihm weggenommen. Es ist ziemlich gewagt, wie Sie sehen.«
    »Josie war eigentlich mehr als nur eine meiner Schülerinnen«, erklärte Jennie den anderen. »Sie war wie eine Schwester für mich. Ich habe sie seit ihrem zehnten Lebensjahr unterrichtet. Jetzt ist sie neunzehn. Sie wollte unbedingt zur Bühne. Und jetzt hat sie es geschafft. Als exotische Tänzerin. Sie macht eine Nummer mit Schleiern, wurde mir gesagt, bei der praktisch nichts der Phantasie überlassen bleibt.«
    »Und was hat es mit den Verbrechern auf sich?«, fragte Fiona.
    »Es geht das Gerücht, Billy Madden habe Gefallen an ihr gefunden«, antwortete Jennie ruhig.
    »Billy Madden«, sagte Fiona angewidert. »Mein Gott, was für ein dummes Mädchen. Sie weiß nicht, worauf sie sich da eingelassen hat.«
    Sie tauschte einen Blick mit Seamie. Sie beide wussten, wer Billy Madden war – der mächtigste Verbrecherkönig von ganz London. Sid, ihr Bruder und einst der Boss der gesamten Ostlondoner Unterwelt, hatte ihnen erzählt, Madden sei der brutalste und gemeinste Mensch, den er je kennengelernt habe.
    »Ach, ich glaube, sie weiß es«, sagte Jennie traurig. »Ich habe sie neulich getroffen. Mit Diamantringen am Finger und blauen Flecken im Gesicht.«
    »Mein Gott, wie scheußlich«, sagte Maud. »Als wäre der heutige Tag nicht schon niederschmetternd genug gewesen. Lasst uns das Thema wechseln. Oder besser, lasst uns noch eine rauchen. Harriet, Schatz, du willst doch sicher auch eine? Max?«
    »Ich sollte wohl eine rauchen wollen«, antwortete Max. »Nachdem ich derjenige bin, der die Zigaretten hat.«
    Während Maud, Max und Harriet zum Randstein gingen, um die anderen nicht mit dem Qualm zu belästigen, wandte sich Fiona wieder an Jennie. »Vergessen Sie Josie und ihre Verbrecher. Erzählen Sie Seamie lieber von einem unserer Erfolge. Erzählen Sie ihm von Gladys.«
    Doch bevor Jennie von Gladys berichten konnte, kam Joe mit der Kutsche angefahren. Fiona und Katie verabschiedeten sich und boten Maud

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