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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Mr Walker?«
    »Natürlich, Sir.«
    »Setzen Sie Kurs auf Nordnordost, Mr Ellis«, befahl Seamie. »Sagen Sie den Schützen, Ihre Position einzunehmen. Ich würde mich gern an der nordöstlichen Küste der Insel umsehen.«
    »Aye, aye, Sir«, erwiderte der Steuermann.
    Seamie und seine Mannschaft patrouillierten entlang der Küste von Zypern. Kurz bevor sie ausgelaufen waren – vor etwa vierundzwanzig Stunden –, war Peter Giddings, der Kapitän eines Schiffs, das gerade nach Haifa zurückgekehrt war, an Bord gekommen, um Seamie zu informieren, dass er bei der Bucht von Famagusta ein deutsches Kanonenboot gesehen habe. Es sei ihm gefolgt, aber dann um die nordöstliche Spitze der Insel verschwunden. Wenn er mehr Kohle gehabt hätte, meinte Giddings, hätte er es gejagt. Er schärfte Seamie ein, die Augen offen zu halten.
    »Ich befürchte, es fungiert als Köder«, sagte Giddings. »Vielleicht hoffen sie, uns um die Spitze herumzulocken, wo andere deutsche Kanonenboote auf der Lauer liegen.«
    Seamie dankte ihm für die Information, und kurz darauf verließ die Exeter den Hafen. Fast wäre sie nicht ausgelaufen. Zumindest nicht mit Seamie an Bord.
    Er hatte es in letzter Minute geschafft. Um Punkt acht Uhr morgens sollte er das Kommando übernehmen. Aber er hatte erst um sechs die Stadt erreicht. Auf seinem Kamel ritt er zu Albies Haus und hämmerte wie wild gegen die Tür. Als Albie öffnete, übergab er ihm erschöpft die Zügel des Tiers, rannte nach oben, badete und rasierte sich in Windeseile. Glücklicherweise hatte er daran gedacht, seine Uniform bei Albie zu lassen. Um sieben war er angezogen, rannte die Treppe wieder hinunter und berichtete Albie, dass seine Schwester am Leben, wenn auch nicht ganz wohlauf sei. Er erklärte ihm kurz, was passiert war, wo er sie finden könne, und riet ihm, sein Kamel zu nehmen, um sie nach Haifa zu bringen. Dann schüttete er schnell eine Tasse Tee hinunter, schob sich ein Stück Toast in den Mund und eilte zur Tür hinaus. Exakt um zwölf Minuten vor acht war er auf seinem Schiff.
    Die wenigen Stunden seit dem Auslaufen waren ziemlich ereignislos vergangen, aber jetzt, als die Exeter Kurs nach Nordosten nahm, fühlte sich Seamie beklommen. Er fragte sich, ob sich das Kanonenboot wirklich davongemacht hatte oder ob Giddings Vermutung zutraf, dass es ihn in eine Falle locken wollte. Es war größte Vorsicht geboten.
    Als er die Brücke verlassen wollte, um die Geschütze zu inspizieren, knisterte das Funkgerät plötzlich. Er drehte sich um. Sie waren zu weit vom Hafen entfernt, um Nachrichten vom Marinekommando in Haifa zu empfangen. Es musste sich um eine Meldung von einem anderen Schiff handeln, das ihnen dringlich etwas mitteilen wollte. Ensign Liddell, der Funker, setzte die Kopfhörer auf und begann, an Knöpfen zu drehen. Eilig schrieb er die Morsezeichen mit. Ein- oder zweimal hielt er inne und bat um Wiederholung, und zwei Minuten später beendete er den Funkkontakt. Er nahm die Kopfhörer herunter und stand auf. Seamie sah, dass seine gewöhnlich roten Backen blass geworden waren.
    »Captain, Sir, wir haben gerade eine Nachricht vom Kapitän der Harrier erhalten, die sich im Moment südöstlich von uns befindet, etwa auf halber Distanz zwischen uns und Haifa. Da uns das Marinekommando nicht erreichen kann, hat es die Harrier gebeten, folgende Nachricht aus London zu übermitteln, von Sir George Burgess persönlich.«
    »Lesen Sie sie vor«, befahl Seamie knapp.
    »Man erteilt uns den Befehl, unsere jetzige Position sofort zu verlassen und nach Haifa zurückzukehren.«
    » Was ? Wir sind doch gerade erst hier angekommen?«
    »Der Geheimdienst hat bestätigte Berichte, dass ein deutscher Flottenverband in den Südosten des Mittelmeers eingedrungen ist und sich vor der östlichen Küste von Zypern vereinigt, ein Verband von …«
    »Flottenverband. Was denn für ein Flottenverband? Hier ist doch weit und breit kein einziges verdammtes Schiff zu sehen!«, rief Seamie. »Das ist doch Wahnsinn! Wir können jetzt nicht umkehren!«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Captain Finnegan«, erwiderte Ensign Liddell. »Erlauben Sie mir eine Richtigstellung. »Keine Flotte von Kriegsschiffen … eine Flotte von U-Booten.«
    Plötzlich herrschte auf der Brücke absolutes Schweigen.
    »Mr Ellis«, sagte Seamie schließlich, »volle Kraft zurück. Sofort. Setzen Sie Kurs auf …«
    Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden. Der erste Torpedo traf die Exeter am Bug. Der zweite

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