Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
Vom Netzwerk:
Er hat zu ihr gesagt, dass seine Söhne im Krieg gefallen seien und er jetzt seinen anderen Sohn haben wolle – James.«
    Willa schwieg eine Weile, bevor sie erschöpft fortfuhr: »Er hat sie fast totgeschlagen, Seamie. Ich habe gesehen, wie er sie zugerichtet hat. Um Informationen über James aus ihr rauszuprügeln, aber sie hat nichts verraten.«
    »Also weiß er nicht, wem Josie den Jungen gegeben hat. Er weiß nichts von Binsey oder dass er jetzt bei mir ist.«
    »Ich habe keine Ahnung, was Madden weiß. Jemand hat ihm von James erzählt. Ich weiß nicht, wer. Josie auch nicht. Ich mache mir aber Sorgen, dass dieser Jemand auch über Jennie, Binsey und dich Bescheid weiß. Ich befürchte, dass Madden zu dieser Person zurück ist und mehr Informationen aus ihr herausgeholt hat. Ich befürchte – nein, tatsächlich habe ich Todesangst –, dass er herausgefunden hat, wo ihr seid. Deshalb möchte ich, dass ihr das Cottage verlasst. Sofort.«
    »Willa, James schläft. Es ist spät. Ich kann ihn doch nicht in den Wagen verfrachten und einfach so auf Eddies und Albies Türschwelle auftauchen. Madden ist sicherlich nicht so schnell an neue Informationen herangekommen. Und selbst wenn, würde er nicht sofort hierherkommen und sich James schnappen …«
    Willa stand so abrupt auf, dass ihr Stuhl nach hinten umkippte. »Um Himmels willen, Seamie, genau das wird er tun! Du hast Josie nicht gesehen. Aber ich! Ich habe gesehen, was er ihr angetan hat. Sie wird nie mehr die Gleiche sein. Wird nie mehr auftreten können«, rief sie erregt. » Deswegen bin ich den ganzen Weg aus Paris hergekommen. Nicht weil ich verrückt bin. Nicht weil ich drogensüchtig bin. Sondern weil ich gesehen habe, wozu Billy Madden fähig ist. Ihr müsst fort von hier. Ganz egal, wie spät es ist. Ihr müsst nach Cambridge, und zwar sofort. Bis Madden gefunden und unschädlich gemacht ist, musst du James verstecken.«
    »Also gut, Willa, ich …«, begann Seamie, als ihn eine schläfrige Stimme unterbrach.
    »Daddy? Daddy, alles in Ordnung? Ich habe Stimmen gehört.«
    James trat im Pyjama in die Küche.
    »Hallo, mein Junge«, sagte Seamie. »Tut mir leid, dass wir dich aufgeweckt haben. Es ist alles in Ordnung. Alles bestens. Ich habe mich bloß mit meiner Freundin unterhalten. James, darf ich dir Miss Alden vorstellen. Willa, das ist mein Sohn James.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Alden«, sagte James. »Sind Sie die Freundin meines Vaters aus der Wüste? Die mit Major Lawrence geritten ist?«
    »Die bin ich, James. Und ich freue mich sehr, dich kennenzulernen. Bitte entschuldige meinen Aufzug. Ich bin auf dem Motorrad durch den Regen gefahren. Und ziemlich nass geworden«, erwiderte Willa lächelnd.
    Seamie sah Willa an, während sie sprach. Sie wirkte so ausgezehrt, so müde. Sie war bis auf die Haut durchnässt und zitterte wie Espenlaub, entweder aus Angst, aus Erschöpfung oder vor Kälte – er wusste es nicht. Sie hatte Todesangst, sorgte sich um ihre Freundin und war dennoch hierhergeeilt. Hatte sich irgendwie ein Motorrad beschafft und war stundenlang durch Regen und Matsch gefahren, um nach Binsey zu kommen. Seinetwegen und James’ wegen. Jetzt schien sie jeden Moment zusammenzubrechen, dennoch lächelte sie, sprach mit sanfter Stimme und tat ihr Bestes, den kleinen Jungen nicht zu verängstigen.
    »James«, sagte er unvermittelt, »wir machen einen Ausflug. Wir beide und Miss Alden. Sei doch bitte ein guter Junge, geh in dein Zimmer, und zieh dir warme Sachen an.«
    »Ist es nicht ein bisschen spät für einen Ausflug?«
    »Ja, schon, aber ich mach dir ein gemütliches Bett auf dem Rücksitz, wir packen ein paar Kekse ein, und es wird ein richtiges Abenteuer. Würde dir das gefallen?«
    James nickte und tappte in sein Zimmer zurück.
    »Zieh dir einen Pullover an!«, rief ihm Seamie nach.
    »Er ist Josie wie aus dem Gesicht geschnitten«, sagte Willa leise, sobald der Junge draußen war.
    »Er ist mein Sohn, Willa. Es ist mir völlig egal, wer ihn gezeugt, wer ihn ausgetragen und wer ihn wem gegeben hat. Er ist mein Sohn.«
    »Das weiß ich, Seamie. Das weiß ich. Deshalb bin ich ja hier«, antwortete Willa. »Wir müssen los. Möchtest du ein paar Sachen einpacken?«
    »Ja«, antwortete Seamie. »Mach ich.« Er drehte sich um und ging steifbeinig aus der Küche.
    »Was ist mit dir passiert?«, fragte Willa und folgte ihm.
    »Verbrennungen. Auf der ganzen rechten Körperseite. Die habe ich mir zugezogen, als mein Schiff

Weitere Kostenlose Bücher