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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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von Kojoten ist in Amerika erlaubt. Grölend stimmen ihm seine Freunde zu und meinen, dass man dies auch so mit den Wölfen machen müsse.
    Mir wird schlecht. Allein auf weiter Flur wage ich es nicht, mich als Wolfsfreund zu outen. Ich lasse den angebissenen Hamburger stehen, zahle und verlasse das Lokal. Während ich aus dem Hotel gehe, sehe ich, wie der Besitzer einen weißen Fuchs füttert, der bettelnd durch die bodenhohen Fenster schaut. Später erzählt er mir, dass sich das Tier jeden Abend seine Ration rohe Eier abholt.
    Während ich mich in sternenklarer Nacht auf den Heimweg mache, wundere ich mich wieder einmal über die Zwiespältigkeit der Menschen hier.
     
    Cooke City hat eine junge und aufregende Geschichte. 1868 kam John Colter mit einer Gruppe von Trappern, Landsuchern und Minenleuten in dieses Gebiet. Sie fanden Spuren von Silber, Gold und Kupfer, wurden jedoch von den Crow-Indianern verfolgt, denen das Land gehörte.
    Kurz nachdem die Grenzen des Indianerreservates aufgehoben waren, wurden 1.450 Minen-Grundstücke abgesteckt, die meisten davon jedoch schon nach einem Jahr wieder aufgegeben. Die Stadt erhielt zunächst den Namen Shoo-Fly, der später von den Minenarbeitern geändert wurde, um Jay Cooke Jr. zu ehren. Cooke war ein Eisenbahn-Unternehmer und der Sohn eines Investors bei der Northern Pacific Railroad. Er versprach nicht nur die Entwicklung des Ortes zu fördern, sondern auch eine Eisenbahn in die Stadt zu bringen. Jedoch geriet er in finanzielle Schwierigkeiten und konnte seine Pläne nie zu Ende führen.
    1883 war Cooke City zu einer Gemeinde von 135 Blockhütten und Zelten angewachsen.
    John P. Allen war der Erste, der eine Kutsche mit vier Pferden und einem beladenen Anhänger in den Ort lenkte. Er baute wenig später ein Hotel und eröffnete drei Minen.
    Die eigentliche Stadt entstand 1883 mit 227 Einwohnern, zwei Sägemühlen, drei Einkaufsläden, zwei Hotels, zwei Ställen und einem Fleischmarkt. Wegen der großen Anzahl von Minengrundstücken dauerte es noch acht Jahre, bis alles vermessen war. Das war den meisten Gold- und Silbersucher zu lange. Sie gaben auf und zogen fort.
    Aber auch heute noch sind die Auswirkungen der Minen zu spüren. Einige der Nebenflüsse am oberen Soda Butte Creek führen immer noch in hellem Orange das Gift aus den Schlacken der Bohrungen im neunzehnten Jahrhundert mit sich. Merkwürdigerweise schützt die fischlose Todeszone oberhalb der Stadt die einheimischen Forellen im unteren Soda Butte Creek und im Lamar River vor Invasionen durch eine östliche Forellenart, die vor einigen Jahren eingesetzt wurde und die die heimischen Fischarten rapide verdrängt hat.
    1995 gab es einen erneuten Versuch, Gold aus den Bergen von Cooke City herauszuholen. Eine kanadische Firma wollte wieder mit dem Schürfen beginnen und dazu den 3.340 Meter hohen Gipfel des Henderson Mountain in der nordöstlichen Ecke des Yellowstone-Parks abtragen. Das hätte ihnen etwa eine Milliarde Dollar Gewinn gebracht, aber auch eine Umweltkatastrophe nach sich gezogen. Die Gegend um Cooke City wimmelt von Elchen, Hirschen, Schwarz- und Grizzlybären. Die meisten Wälder bestehen aus uralten Tannen mit Feuchtgebieten und Quellen. Und der Lamar River und der Soda Butte Creek fließen in den Yellowstone River, den längsten frei fließenden Fluss Amerikas. Durch die Mine war all dies in Gefahr. Ein politischer Kleinkrieg zwischen Befürwortern und einer örtlichen Bürgerrechtsbewegung begann. Am 12. August 1996 kam Präsident Bill Clinton persönlich nach Cooke City, um den Bewohnern mitzuteilen, dass die Minenpläne aufgegeben worden waren.
    So bleibt also Cooke City weiterhin das verschlafene Städtchen, dessen Haupteinnahmequellen im Winter immer noch die Schneemobile sind. Langsam aber verändern auch die Wolfsbeobachter die Ökonomie in dem Ort. Waren vor wenigen Jahren noch viele Motels in der Nebensaison geschlossen, so wird es heute auch in dieser Zeit immer schwieriger, ein Zimmer zu bekommen. Die Wolfsbeobachter sind nicht auf Schnee angewiesen und sie kommen auch außerhalb der Sommersaison, wo die Einwohnerzahl von Cooke City auf das Dreifache anwächst. Die Wölfe haben Cooke City ein wirtschaftliches Wachstum von 80 Prozent gebracht. Und dabei geht es nicht nur um Hotels oder Restaurants, sondern auch um örtliche Guides und vor allem um Souvenirs wie Wolfs-T-Shirts, -Tassen, -Aufkleber, Bücher und Ähnliches. Das müssen auch die härtesten Wolfsgegner

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