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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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Heinrich Daten über die Beziehung Wolf - Rabe gesammelt. In seinem Buch »Die Weisheit der Raben« berichtet Heinrich über diese Studie. Danach waren bei allen Aktivitäten der Wölfe stets Raben dabei. Die durchschnittliche Zahl von Raben an einem Kadaver betrug 29 Vögel, die Rekordzahl war 135. Raben folgen den Wölfen und entdecken eine potenzielle Beute sofort oder sogar noch, bevor das Tier getötet ist.
    Wenn Raben ein totes Tier finden, das noch nicht aufgebrochen und für sie zu schwer zu öffnen ist, locken ihre lauten Rufe die Wölfe herbei, die dann den Job für sie erledigen. Das Fleisch fressen sie nicht nur, sondern bewahren es auch für eine spätere Mahlzeit in Bäumen auf.
    Heinrich beobachtete, wie an einem Kadaver neben den Raben auch Elstern und Adler fraßen, ohne dass einer dem anderen das Futter abjagte, währenddessen nebenan die Wölfe in tiefem Verdauungsschlaf lagen.
    Dan Stahler schildert eine besonders spannende Begegnung: »Ich beobachtete einen riesigen Grizzly, der mehr als vier Stunden auf einem frisch gerissenen Hirsch lag. Neun Wölfe und 12 bis 16 Raben versuchten hungrig, an den Kadaver heranzukommen. Innerhalb der vier Stunden hielt der Bär zweimal ein Nickerchen auf dem Kadaver, und die Wölfe lagen keine 30 Meter entfernt. Dem Bär gelang es recht gut, sie alle von seinem Futter fortzujagen, er ärgerte sich jedoch mächtig über die Raben, die sich ständig Fleisch holten, obwohl er nach ihnen schlug.«
    Ich selbst konnte des Öfteren beobachten, wie Wölfe und Raben miteinander gespielt haben. Besonders die Wolfswelpen scheinen die schwarzen Vögel gerne als Spielersatz zu sehen, wenn ihnen langweilig wird.
    An einem Kadaver beobachtete ich die Zusammenarbeit zweier Raben. Sie gingen offensichtlich einem Wolf auf die Nerven, als sie immer wieder versuchten, sich etwas von seinem Fleisch abzupicken. Schließlich hatte sich der Wolf hingelegt, vor sich zwischen den Pfoten einen Brocken Fleisch. Ein Rabe hüpfte von hinten an ihn heran und zog ihn mehrmals mit dem Schnabel am Schwanz. Der Wolf drehte sich blitzschnell um und wollte nach dem Raben schnappen – natürlich vergeblich. In der Zwischenzeit hatte der andere Rabe vorn den Fleischbrocken gestohlen.
    Schneemobilfahrer in Yellowstone sollten sich übrigens vor den Rabenvögeln in Acht nehmen. Die klugen Tiere haben längst herausgefunden, wie man den Klettverschluss der Packtaschen öffnet und so an Futter kommt. Der Parkservice warnt im Winter daher davor, sein Schneemobil unbeaufsichtigt stehen zu lassen.
    Auch andere Vogelarten ernähren sich von einem von Wölfen getöteten Tier, beispielsweise der Berghüttensänger (Mountain Bluebird), in dessen strahlend blauem Gefieder sich der Himmel zu spiegeln scheint. Doug Smith berichtete einmal von etwa 30 dieser Vögel, die auf den Rippen eines verrottenden Kadavers saßen und die Fliegenlarven herauspickten.
     
    Wölfe und Bäume
    Dass Wölfe einen Einfluss auf die Tiere des Yellowstone-Nationalparks haben, ist unumstritten. Wissenschaftlich noch kontrovers ist ihr Einfluss auf die Landschaft und die Bäume, besonders im nördlichen Teil des Parks.
    Noch vor wenigen Jahren fand man kaum Bäume entlang der Ufer der kleinen Flüsse und Bäche im Lamar Valley. Heute wachsen dort hohe, dichte Espen und Weiden. Dies, und die Rückkehr der Biber ist nach Auffassung der Biologen den Wölfen zu verdanken.
    Der Zustand der Weiden und Pappeln im nördlichen Yellowstone ist seit Jahrzehnten ein umstrittenes Thema. Die Bäume sind wichtig für Vögel und Amphibien ebenso wie für die Verhinderung von Erosion. Hirsche, Elche und Rehe fressen davon.
    Fotos von 1890 zeigen noch Flussufer mit hohen Weiden und Pappeln. Ihr Verschwinden hat zu einer intensiven Debatte geführt, die sich auf die Hirschzahlen konzentrierte. Bis 1968 tötete der Park Service noch unzählige Hirsche. Er erschoss sie aus Hubschraubern, jagte sie in Fallen und nutzte sogar eine Zeitlang die Buffalo Ranch als Schlachthaus. Als man schließlich – oh Wunder – feststellte, dass sich Hirschpopulationen selber regulieren können, wurde das Schlachten eingestellt.
    Um herauszufinden, welchen Einfluss Hirsche auf eine Landschaft haben, begann man kleinere Gebiete einzuzäunen, sodass sie dort nicht grasen konnten. Heute sind innerhalb dieser eingezäunten Flächen die Bäume viel höher und dichter als außerhalb. So sahen auch die Ufer der Flüsse und Bäche im Park früher aus.
    Ob und welche Rolle die Wölfe

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