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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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fest, versuchte, sie von sich wegzudrücken. Ihre Reißzähne schnappten Zentimeter von Billis Gesicht entfernt zu.
    Billis Arme zitterten vor Wut, und sie drückte die Waffe mit ihrem ganzen Gewicht herunter, so dass sie näher auf die Kehle der Werwölfin zusank. Billi grinste. Sie hatte sich noch nie so stark gefühlt. Sie konnte jedes Haar auf dem Körper der Werwölfin sehen, jede Schweißperle auf ihrer Stirn. Die Klinge begann, die Haut der Kreatur zu durchdringen, und ein einzelner, warmer, roter Tropfen quoll aus der Wunde hervor. Billi hätte ihn gern aufgeleckt.
    Das Innere Tier heulte.
    Swetlana warf sie ab. Billi rollte durch den Schnee, prallte gegen einen großen Felsen und kämpfte sich wieder auf die Füße. Sie hielt den Säbel noch immer in der Hand und hob ihn mit beiden Händen über den Kopf. Ihre Haut brannte dank ihres inneren Feuers. Knochen rieben aneinander, während sie zwischen Menschen- und Wolfsgestalt schwankten. Ihre Hände zitterten heftig, als die Verwandlung sie wie ein Krampf durchfuhr.
    Oh Gott, nein.
    Der beinahe volle Mond hob sich hell von der schwarzen Himmelsdecke ab. Billi wollte sich die Kleider vom Leib reißen und in seinem elfenbeinfarbenen Blick baden, sich von ihm in den tiefen Wald tragen lassen, fort vom Menschendasein und allen Bindungen, die sie fesselten. Frei sein.
    Dann sah Billi Wassilissa unterhalb eines Findlings kauern. Sie durfte dem Tier noch nicht nachgeben, nicht bevor Wassilissa tot war. Wie würde sie sich als Werwölfin verhalten? Würde sie Wassilissa in Stücke reißen oder sich vor ihr verneigen, wie die übrigen Polenitsy? Sie musste ein Mensch bleiben, um sicherzugehen, dass sie Wassilissa auch tötete.
    Ein Mensch . Noch.
    Swetlana rammte sie und schleuderte sie in die Luft. Der Säbel flog Billi aus der Hand, als sie im tiefen Schnee zusammenbrach. Er prallte gegen einen Felsen, und die Klinge zerbrach. Der Schlag hätte auch sie brechen sollen, aber stattdessen spürte sie nur einen kräftigen Ruck. Billi schnellte wieder hoch und packte das Gesicht der Roten, als die Werwölfin ihr gerade die Krallen in die Rippen grub.
    Trotz der heftigen Schmerzen konzentrierte sich Billi darauf, der Roten ihre rasiermesserscharfen Nägel ins Gesicht zu bohren. Ihre Daumen waren mit Dolchen besetzt, und sie schob sie auf die Augen der Roten zu. Rote Rinnen öffneten sich längs der Wolfsschnauze, während Billi näher heranglitt.
    Swetlana schrie und riss sich los. Billi stolperte auf den Säbel zu und versuchte keuchend, ihn aufzuheben. Obwohl er nur noch eine halbe Klinge hatte, kam er ihr jetzt zehn Mal schwerer vor, und sie sah das Blut, das den Schnee benetzte. Ihr Blut. Ihr Körper war mit Wunden bedeckt, und ihr Mantel hing in Fetzen.
    Jeder Schritt fühlte sich an, als würde sie sich durch Blei schleppen. Die Augen der Werwölfin waren voller Blut. Sie heulte und schlug blind nach rechts und links. Billi hieb nach ihren Beinen, zerschmetterte ihr eine Kniescheibe, und die Wölfin mit dem roten Fell knickte ein.
    Billi starrte auf die hechelnde Swetlana hinab, der die Zunge schlaff aus dem fürchterlichen Maul hing. Ihr Gesicht war blutverschmiert, ihr Fell mit Blut bespritzt. Sie bemühte sich, den Arm zu heben, um sich zu wehren, aber der Versuch war schwach; sie war besiegt. Billi hob den Säbel und verstärkte ihren Griff. Swetlana starrte zu ihr hoch; in ihren Augen stand hilflose Wut. Billi schmetterte ihr den Säbelknauf auf den Kopf, und die Werwölfin brach zusammen.
    Wassilissa lag zusammengekrümmt in der Nische eines Findlings. Sie hatte ihr Gesicht an den Knien geborgen und die Hände über den Kopf gelegt, als ob sie versuchte auszublenden, was geschehen war.
    Billi sah ihre eigenen Hände an. Ihre Fingernägel waren verdickt, aber normal. Sie hatte die Verwandlung noch einmal niedergekämpft. Der rasende Blutdurst legte sich, und mit ihm schüttelte sie das Tier ab, zurück in seinen Käfig.
    Rufe ertönten im Wind, Fackeln blitzten in der Ferne, und dunkle Gestalten rannten durch den Schnee. Der Wind trug entsetzliches Geheul mit sich.
    Billi warf den zerbrochenen Säbel beiseite. Sie stöhnte, als sie sich bückte, um ihren Dolch aufzuheben. Jeder Muskel schrie, und ihre Knochen ebenfalls; jeder war aus seiner normalen Form verdreht und verzogen worden, nur um sie dann wieder anzunehmen. Ihre Wirbelsäule knackte, während jedes Gelenk sich wieder einrenkte. Es kostete sie gewaltige Mühe, den Dolch zu ergreifen und

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