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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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glauben, dass Werwölfe Unholde wären, Kreaturen, die um jeden Preis vernichtet werden mussten, aber warum? Sie sah Frauen, mächtige Kriegerinnen und einen Jägerstamm. Sie sah den Respekt, den sie voreinander hatten, und die inbrünstige Religiosität ihres Glaubens. Sie kämpften auch für eine bessere Welt, genau wie die Templer.
    Sie waren gar nicht so anders. Billi lachte in sich hinein. Und morgen würde sie sich gar nicht von ihnen unterscheiden.
    »Wir sind so wenige. Wenn die Menschheit ihren Weg wie bisher fortsetzt, werden wir sterben.« Olga stellte die leere Schüssel ab. »Jahr für Jahr schrumpfen die Wälder weiter; die Bäume fallen. Was bleibt für uns?« Die alte Frau starrte in die Asche des Feuers und stieß sie mit dem Fuß an. »Baba Jaga wird uns retten. Der einzige Grund dafür, dass du fürs Erste am Leben gelassen wirst, ist der, dass du das miterleben sollst.«
    »Wenn sie wüsste, wie sie euch retten soll, warum sollte sie dann nicht sagen, wie?«, fragte Billi. »Sie wird einen weltweiten Winter heraufbeschwören und abwarten, bis er vorbei ist. Die Zivilisation wird zerstört sein, jede Spezies auf diesem Planeten dezimiert. Sie plant nicht allein, Wassilissa zu opfern – sie will alle opfern.« Billi sah der alten Frau in die Augen. »Vertrau mir. Ich sage die Wahrheit.«
    Olga stand knurrend auf. »Dir vertrauen? Der Mensch hat bewiesen, dass der Wolf ihm nicht vertrauen kann.«
    »Ich bin kein ›er‹«, antwortete Billi schlicht. »Es gibt nur einen Weg für dich, die Polenitsy zu retten.«
    Zwei hochgewachsene Frauen betraten das ger . Beide waren jeweils fast zwei Meter groß und bestanden aus harten, drahtigen Muskeln. Sie hatten knöchellange Mäntel aus Leder und Pelz an. Eine trug eine Halskette aus Krallen und Tierknochen und hatte sich Perlen und Federn ins lange blonde Haar geflochten. Die andere, die dunkelhäutig war und Stammestätowierungen im Gesicht trug, trat vor.
    »Olga«, sagte sie, »wir müssen das Lager verlegen.«
    »Warum?«
    Die Frau warf einen hasserfüllten Blick auf Billi und Iwan. »Jemand muss diesen beiden Menschen gefolgt sein. Männer sind auf dem Weg hierher. Viele Männer.«
    Olga warf die Schüssel weg. »Was für Männer?«
    Die Augen der Frau verdüsterten sich. »Bogatyri.«

38
    Fahrzeuge standen dicht gedrängt an den Rändern des Lagers. Feuer loderten auf, und Zelte brachen zusammen, während die Polenitsy ihre Abreise vorbereiteten. Die Nachtluft war von Anspannung geschwängert. Billi und Iwan wurden losgeschnitten und aus dem ger herausgeführt, flankiert von den beiden Polenitsy. Eine reichte Billi einen langen, schwarzen Nomadenmantel und einen roten Stoffstreifen, den sie als Schärpe verwenden sollte. Billi schlang ihn sich zwei Mal um die Taille und verknotete ihn.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie Olga.
    »Wir dürfen nicht riskieren, dass das Ritual von den Bogatyri unterbrochen wird.« Olga zeigte in die Dunkelheit. »Der Wald ist tief, und wir verstehen uns darauf, uns zu verstecken.«
    Die Russen kamen, um Wassilissa zu holen. Wenn genug von ihnen da waren, konnten sie die Polenitsy vielleicht überwältigen, aber es würde ein Blutbad geben.
    Konnte Billi entfliehen, wenn es zur Schlacht kam? Baba Jaga in dem Durcheinander finden und töten? Unwahrscheinlich. Die Polenitsy würden Baba Jaga bis zum Letzten verteidigen. Wenn sie Erfolg haben wollte, musste sie Baba Jaga überrumpeln. Und was war mit Wassilissa? Die Bogatyri wollten sie schließlich immer noch an die Ghule verkaufen.
    »Also hat Koschtschei überlebt«, sagte Iwan, als er neben sie trat. Er hatte sich seinen dunkelblauen Mantel übergezogen und die Hände in die Ärmel geschoben. Die Polenitsy hatten es für zu gefährlich gehalten, ihm seine Krücke zu lassen, aber obwohl er sich langsam bewegte, ließ er sich keine Schwäche anmerken, sondern zeigte nur wilde Entschlossenheit. Er kniff die Augen zusammen, als die eiskalte Luft ihm ins Gesicht wehte.
    »Es könnte einer der anderen sein«, erwiderte Billi.
    »Nein. Er ist Koschtschei der Unsterbliche.« Iwan zog seine Hände hervor und ließ die Finger spielen. Trotz der Wunden, die er davongetragen hatte, konnte Billi die Kraft seiner Hände sehen, als er sie zu Fäusten ballte. »Ich habe ihn schon einmal entkommen lassen.«
    »Baba Jaga hat Priorität«, erinnerte Billi ihn.
    Iwan schüttelte den Kopf. »Nein, es hat Priorität, den Fimbulwinter zu verhindern. Hör zu.« Er ergriff ihre Arme und sah sie

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