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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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gefährliches Spiel. Aber sie hatte Olga Baba Jaga trotzen sehen, also hatte die alte Werwölfin schon gewisse Zweifel. Wenn Billi das ausnutzen konnte, würden sie dann nicht vielleicht eine Verbündete und eine Chance, Baba Jaga aufzuhalten, gewinnen? Vielleicht glaubten nicht alle Polenitsy blind an die Dunkle Göttin. Sie hatten gesehen, welch eine wahllose Zerstörung der Vesuv angerichtet hatte. Dort war keinerlei Rücksicht genommen worden – der Vulkan hatte alles ausgelöscht.
    »Wie, Olga? Wie wird Baba Jaga die Polenitsy retten?«
    Olga warf einen Blick zurück zur Höhle, dann sah sie Billi an. Sie schüttelte den Kopf. »Es steht mir nicht zu, die Weisheit der Großen Mutter in Zweifel zu ziehen.«
    »Wie praktisch. Für sie.«
    »Beantwortet euer Gott eure Fragen?«, entgegnete Olga. »Ich glaube nicht.«
    »Dann müssen wir unsere eigenen Antworten finden.« Billi blieb dicht vor Olga stehen. »Wir werden alle sterben.«
    Olga schnaubte und deutete zum Lager. »Geh schneller.« Sie wollte nicht länger darüber reden.
    Eine Wache wartete vor dem Zelt. Der Mann, ein untersetzter, mit einem Säbel bewaffneter Mongole, schlug die Klappe zurück.
    »Achte darauf, dass sie das Zelt nicht verlassen«, befahl Olga, bevor sie ging.
    »Was genau sollte das jetzt alles?«, fragte Iwan.
    »Es spielt keine Rolle.«
    Iwan hinkte zum Feuer in der Mitte des Zelts. Er rieb sich die Hände und wärmte sie über den Flammen. »Was sollen wir jetzt tun?« Er starrte ins Feuer, und in seinen Augen leuchteten bernsteinfarbene Flammen.
    »Wenn du einen schlauen Plan hast, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, mich darüber aufzuklären.«
    »Plan? Wir sitzen in der Falle, Billi.« Er schlug sich frustriert auf die Seite seines Beins. »Hiermit gehe ich nirgendwohin.«
    »Lass mich nur nachdenken.« Billi blickte sich im Zelt um. Ein paar Hocker, ein Bett, einige Töpfe und Pfannen. Nicht viel. Sie musste schnell handeln, bevor sie es sich anders überlegte.
    Der Hocker.
    »Wir müssen jetzt hier raus«, sagte sie. Sie lächelte Iwan an, hob den Hocker hoch und zerschmetterte ihn auf dem Boden. »Kämpfe gegen mich.«
    »Was?«
    Billi trat den Tisch um, so dass das Tablett und die Tassen scheppernd zu Boden fielen. »Kämpfe!«
    Iwan packte das Bett, rief etwas Unverständliches und warf es in die Flammen, so dass brennende Asche sich auf dem Teppich verteilte.
    Die Zeltklappe flog auf, und der Wächter stürmte herein. Iwan schrie und warf mit seiner Krücke nach Billi, die sie auffing. Sie zeigte auf Iwan, während der Rauch aufzusteigen begann.
    »Er hat angefangen!«
    Der Wächter blickte zu Iwan, und Billi schwang die Krücke gegen die Rückseite seiner Beine. Er fiel auf die Knie. Seine Hand griff nach seinem Säbel, während Billi den Holzstab herumwirbeln ließ und hinter ihn sauste. Den Stab vor seine Kehle gelegt, rammte sie ihm das Knie in den Rücken und zog.
    »Halt seine Hände fest! Seine Hände!«, befahl sie.
    Iwan machte einen Satz nach vorn und tat wie geheißen. Der Wächter zischte und spannte die Halsmuskeln so fest wie nur irgend möglich an, aber Billi hatte den Stab unter seinen Adamsapfel geklemmt, zog ihn zu sich heran, während sie ihm das Knie weiter in den Rücken drückte, und würgte ihn. Iwan hielt die Hände des Mannes vor ihm ausgestreckt.
    Der Mann hustete und rang dann nach Luft. Er wandte den Kopf und versuchte, sich aus der erstickenden Falle zu befreien, in die Billi ihn gelockt hatte. Er drehte sich, aber Iwan ließ einfach nicht los. Die Gegenwehr des Wächters wurde schwächer, und nach einer Zeitspanne, die Billi wie ein Jahrhundert vorkam, sackte sein Körper zusammen.
    Billi ließ den Stab sinken, und der Mann fiel mit dem Gesicht voran auf den Teppich. Iwan goss einen Wasserkrug über den qualmenden Teppich und benutzte die abgeworfenen Decken, um das kleine Feuer zu ersticken.
    »Danke«, sagte Billi.
    »Es wäre ganz hilfreich, wenn du mir im Voraus sagen würdest, was du planst.«
    »Keine Zeit.« Billi tastete nach dem Puls des Mannes. Er lebte noch. »Er wird zehn Minuten bewusstlos sein. Kneble ihn und binde ihn dort an.« Sie deutete auf einen der beiden stabilen Mittelpfosten des Zelts. Er war etwa zwanzig Zentimeter dick, aus massivem Kiefernholz und tief eingegraben.
    Billi schnallte den Waffengürtel des Mannes los. Der Säbel war eine alte Kosakenklinge, stark gebogen mit einer einzigen Schneide, die in eine starre Dolchspitze auslief. Die Waffe war alt und sicher

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