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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Lederstreifen, auf den Silberplättchen gefädelt waren.
    Billi erkannte sie wieder. Kay hatte sie benutzt, als er versucht hatte, Kontakt mit dem Geisterreich aufzunehmen. »Maqlu?«
    Die uralten Talismane waren bei einer archäologischen Ausgrabung im Irak gefunden worden, in den Ruinen der antiken Stadt Ninive. Sie boten Schutz gegen übersinnliche Angriffe.
    »Könnte jemand versuchen, Wassilissa besessen zu machen?«, fragte Gwaine.
    »Wassilissa hat keine Kontrolle über ihre Kräfte. Sie kann sich nicht verteidigen. Es ist möglich, dass ein anderes Medium – ein Telepath – Zugang zu ihrem Verstand finden und sie manipulieren könnte, wenn auch nur zeitweise.« Elaine reichte Billi die Halskette. »Leg ihr die um, wenn sie aufwacht. Sag ihr, dass sie sie nicht ablegen darf, verstanden?«
    Billi nahm die Plättchen mit ihren winzigen Keilschriftbuchstaben in Augenschein: Zaubersprüche waren sorgsam in jedes eingraviert. »Meinst du jemanden wie Baba Jaga?«
    Elaine nickte. »Wenn sie im Laufe der Jahrhunderte andere Medien verschlungen hat, müssen ihre telepathischen Kräfte beeindruckend sein. Sie muss zugleich Elementalistin und Geistersprecherin sein, die ganze Bandbreite. Es bedeutet auch, dass sie völlig verrückt sein muss. Wenn einem so viel im Kopf herumgeht, kann das nicht gesund sein. Ich möchte nicht, dass sie in Wassilissas Kopf eindringt – nicht einmal für einen Moment.«
    »Dann ist der nächste Schritt offensichtlich«, sagte Arthur.
    »Es läuft auf Jerusalem hinaus«, bestätigte Elaine.
    »Wartet«, unterbrach Billi. »Was soll die Polenitsy davon abhalten, sich nach Jerusalem aufzumachen und Wassilissa von dort zu entführen?«
    Elaine lächelte. »Oh, die Heilige Stadt hat eigene Wächter. Wächter, denen vielleicht selbst die Polenitsy nicht gern in die Quere kommen wollen.«
    »Wen zum Beispiel?«
    Elaine zögerte und warf Arthur einen fragenden Blick zu. Er nickte, aber sogar jetzt zauderte Elaine noch.
    Am Ende sprach sie doch: »Jerusalem steht unter der Kontrolle der Assassinen.«
    »Cool.« Wer kannte die Assassinen nicht? Die Templer und die Assassinen hatten ein heimliches Bündnis, das noch aus der Zeit der Kreuzzüge herrührte. Die beiden Orden hatten Wissen, Bündnispartner und Feinde ausgetauscht. Einen Großteil der okkulten Überlieferung, mit der die Templer sich befassten, hatten sie ursprünglich von der islamischen Sekte mordender Mystiker erhalten. »Wie sind sie so?«
    Elaine zuckte mit den Schultern. »Mir ist noch nie einer begegnet. Sie operieren über ein Netzwerk von Mittelsmännern. Die Assassinen sind Schläfer. Es ist immer jemand, der einem nahesteht, ein Geschäftspartner, ein bester Freund, den man seit Jahren kennt. Dann bekommen sie eines Tages das Signal. Einem Assassinen begegnet man nur einmal im Leben. Ganz am Ende.«
    »Und dahin schicken wir Wassilissa?«, fragte Billi.
    »Die Assassinen und die Templer haben eine Übereinkunft«, sagte Arthur. »Der Vertrag von Alamut gestattet uns, bei den Fakiren und heiligen Männern von Jerusalem ausgebildet zu werden. Die Seherin wird dort so sicher wie überhaupt irgendwo sein.«
    Nicht mehr Wassilissa, sondern die Seherin.
    »Ich habe ein paar Freunde in Whitechapel das hier anfertigen lassen, für alle Fälle.« Arthur zog einen falschen Pass aus der Schreibtischschublade und warf ihn Elaine zu. »Bring sie nach Jerusalem.«

9
    Am folgenden Nachmittag sah Billi zu, wie Wassilissa einen Schneemann baute. Die Middle Temple Gardens waren dank des Schneefalls ziemlich leer. Die Büroangestellten blieben drinnen, und so hatte Wassilissa einen Großteil des Nachmittags damit verbracht, aus dem Schnee eine unförmige Kugel als Unterteil eines Schneemanns zu rollen. Nun formte sie eine zweite Kugel als Kopf.
    Elaine hatte sie aufmerksam im Auge behalten, ebenso Lance und Bors. Sie würden gut auf die Seherin achtgeben.
    »Komm doch, Billi!«
    Sie freut sich . Wassilissa klopfte den kleinen Schneebrocken fest und versuchte, ihn in Form zu halten. Ihr Haar hing unter der wollenen Pudelmütze hervor, und ihre nackten Hände waren gerötet, aber das kümmerte sie nicht.
    »Lass uns ins Haus gehen«, rief Billi quer durch den Garten. »Es ist kalt.« Sie fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Jeder konnte hier vorbeispazieren und sie sehen. Es war nicht sicher. Aber würde Wassilissa je wieder in Sicherheit sein? Billi hatte keine Ahnung, was Kay im fernen Jerusalem erlebt hatte; er hatte nie darüber

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