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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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schüttelte traurig den Kopf. »Ich bin Koschtschei.«
    Lance trat vor. »Ich habe von Koschtschei dem Unsterblichen gehört.« Er stand zwischen Koschtschei und den anderen Templern. Die Bewegung war unauffällig, aber deutlich. Was auch immer Lance wissen mochte, es war nicht nur Gutes.
    Koschtschei warf sich stolz in die Brust. »Der bin ich. Der Unsterbliche. Die Afghanen haben es versucht. Die Tschetschenen. Auch die Bosnier. Alle haben es versucht und es nicht geschafft. Das hier ist Zarewitsch Iwan Alexejewitsch Romanow.« Er versetzte Iwan einen solch heftigen Schlag auf den Rücken, dass der junge Mann vorwärtsstolperte.
    Iwan zog sich den Mantel glatt und nickte steif. »Zu Ihren Diensten.«
    Gwaine wandte Iwan seine Aufmerksamkeit zu. »Und wo ist Ihr Vater, Zarewitsch Iwan?«
    Iwan hob den Kopf, gerade so weit, dass Billi den Zorn in seinen sturmgrauen Augen sehen konnte. »Mein Vater ist tot.« Damit ging er brüsk davon, um zu einem der anderen Bogatyri zu stoßen. Billi erkannte in ihm den Fahrer von Iwans Hummer wieder. Sie hatte recht gehabt: Der ältere Mann wirkte von Kopf bis Fuß wie ein Leibwächter. Er sprach leise mit Iwan; seine Hände ruhten bequem auf der Heckler-&-Koch-Maschinenpistole, die er quer vor die Brust geschnallt trug.
    Zar Alexej ist tot . Und nun schien Koschtschei das Sagen zu haben.
    »Was führt die Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels nach Moskau?«, fragte Koschtschei und durchbrach so rasch das Schweigen, das auf Iwans Aussage gefolgt war.
    Einer der Bogatyri öffnete eine kleine Silberflasche und goss ihren öligen Inhalt über den Ghul aus. Wo immer das Öl ihn berührte, bildeten sich Lachen blauer Flammen. Binnen Sekunden füllte sich die kleine Lichtung mit beißendem, ekelerregend süßlich riechendem Rauch.
    »Wir jagen die Polenitsy«, sagte Gwaine. »Wir könnten Ihre Hilfe gebrauchen, Koschtschei.«
    Koschtschei streckte die Hand aus, in deren riesiger Fläche Gwaines völlig verschwand. »Die haben Sie, Sir Gwaine.«
    Na, das war ja einfach . Wenn Billi paranoid veranlagt gewesen wäre, hätte sie angenommen, dass es schon fast zu einfach war.
    Koschtschei rief einen seiner Männer heran. »Sie werden meine Gäste sein. Ich werde Nikolai Ihr Gepäck abholen lassen. Was sagten Sie, wo Sie untergekommen sind?«
    »Wir haben nichts darüber gesagt«, antwortete Lance etwas angriffslustig.
    Koschtschei hielt inne. »Sie sind weit von zu Hause weg, Templer, und Moskau ist nicht London«, sagte er dann. »Es ist schlecht, an diesem Ort keine Freunde zu haben.« Der große Russe, dessen Hand immer noch Gwaines umklammerte, runzelte die Stirn. »Wir wissen viel über die Polenitsy; wer könnte auch mehr wissen? Wir Bogatyri kämpfen seit Jahrhunderten gegen sie. Kommen Sie, Gwaine, mein Freund. Gestatten Sie, dass wir Ihnen helfen.« Er zwinkerte. »Der Kalte Krieg ist doch vorbei, da ?«
    »Es ist sinnvoll«, flüsterte Elaine und bewegte dabei kaum die Lippen. »Und uns läuft die Zeit davon.«
    Was wusste Lance, dass er Koschtschei so misstraute?
    Gwaine nickte; er ignorierte Lances finsteren Blick. Die Templer reihten sich ein paar Schritte hinter den Bogatyri ein.
    »Lasst uns einfach den Mund halten«, sagte Gwaine. »Das gilt auch für dich, Lance.«
    Lance starrte den Rücken des großen Russen an. Wenn Blicke hätten töten können, wäre Koschtschei eine Leiche gewesen.
    »Was ist?«, fragte Billi. »Was weißt du über ihn?«
    »Ehemaliger Speznas-Oberst. Hat mal für den KGB gearbeitet. Das Letzte, was ich gehört habe, war, dass er sich der Russenmafia angeschlossen hätte. Nichts über die Bogatyri.« Lance’ Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Er ist sehr gefährlich.«
    »Klingt genau nach dem Mann, den wir brauchen«, entgegnete Gwaine.
    »Kein Wort darüber, dass Wassilissa ein Avatar ist, klar?«, befahl Lance. Gwaine war sichtlich verärgert darüber; er mochte es nicht, wenn seine Autorität infrage gestellt wurde, aber er widersprach nicht.
    »Kein Wort über Avatare.«
    Sie stapften stumm den Hang hinunter, bis sie sich einer Reihe von Autos näherten. Iwan ging auf seinen großen Hummer zu und tat sein Bestes, sie zu ignorieren. Er zog seine Pistole aus dem Holster und legte sie aufs Armaturenbrett. Aber bevor er die Tür schloss, warf er einen Blick zurück zu Billi. Er hatte sich das meiste Blut aus dem Gesicht gewischt, aber eine einzelne dunkle Linie verschmierte noch seine Wange und betonte seine verstörenden

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