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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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eilten auf den Menschenauflauf zu.
    Alle bis auf einen Kerl im Parka.
    »Du da!«, rief Billi.
    Er wirbelte herum, und Billi sah den blutverschmierten Mund. Er schnappte mit schartigen Reißzähnen nach ihr. Dann sauste er explosionsartig davon. Er schoss zwischen den Bäumen hindurch und sprang so schnell, dass die Bewegung einem vor den Augen verschwamm, über die Straße. Autos hielten mit quietschenden Bremsen an, und eines drehte sich auf einer vereisten Fläche immer wieder um sich selbst, während die Menschen davonstoben. Der Ghul eilte mit übernatürlicher Eleganz durch das Chaos.
    Eine Reißzahnfresse. Die herausgerissene Kehle war typisch für ihr Vorgehen. Zubeißen und ziehen, um jemanden rasch und mühelos zu töten. Der Bluttrinker konnte sich einfach nicht beherrschen.
    Ein Grund mehr, ihn zu töten.
    Billi sah den Ghul über eine Mauer hinweg in die Wälder hechten, die die steilen Hänge der Sperlingsberge bedeckten. Billi drängelte sich durch das Durcheinander und gewann, indem sie auf die Motorhaube eines parkenden Autos sprang, die nötige Höhe, um über die Mauer zu gelangen. Sie landete im Schnee und stolperte. Lichter zischten an ihr vorbei, und Schnee stob ihr ins Gesicht. Ihre Fersen prallten an einen Baumstamm, und das war genug, um ihrer chaotischen Landung ein Ende zu setzen. Sie stand schnell auf, rannte sofort los und schüttelte den Pulverschnee ab.
    Der Lärm und das Durcheinander der Hauptrampe verklangen; die Stille wurde tiefer. Abseits von dem gewundenen Pfad wurde das Laternenlicht rasch verschluckt, und bald suchte sie sich einen Weg in die dunklen Wälder hinein. Billi nahm die Mütze ab und drehte sich langsam um sich selbst, lauschte.
    Sie hörte einen Aufprall und ein Grunzen vor sich, gefolgt vom gedämpften Knall eines Schusses. Irgendetwas knurrte, und ein Mann fluchte auf Russisch.
    Billi schlug ihren Mantel im Laufen beiseite und zog ihren Kukri. Sie erreichte eine Lichtung und sah zwei Gestalten am Boden miteinander ringen. Sie stürmte vorwärts durch den Schnee, als eine der Gestalten in einem Flecken Mondlicht sichtbar wurde. Der Ghul. Er bleckte die blutverschmierten Zähne, während er den Kopf des anderen Mannes verdrehte und seinen Hals freilegte.
    »Deus vult!«
    Billi packte den Ghul an den Haaren und zog daran, zerrte ihn fort. Sie schwang ihre Klinge in den Hals des Monsters.
    Schwarzes Blut sprudelte aus dem tiefen Schnitt an der Seite seiner Kehle und spritzte dem anderen Mann ins Gesicht. Dieser hustete und schüttelte den Kopf; dann versetzte er dem Ghul einen Tritt, so dass er hintenüberfiel und Billi mitriss. Die Kreatur kreischte und wand sich. Der Ghul kratzte mit den langen Fingernägeln über Billis Bauch und riss ihr den Mantel auf. Er zerrte daran, grub sich durch das dichte Material auf ihr Fleisch zu. Billi verstärkte ihren Griff um das Haar des Ghuls und schlug noch einmal zu. Ein Strom klebrigen Bluts ergoss sich aus einer tiefen Schulterwunde, und der Ghul brach zusammen.
    Billi sank schwer atmend in den Schnee. Der Ghul zuckte neben ihr und knirschte in ohnmächtiger Wut mit den Zähnen, bevor er erschlaffte und sein Unterkiefer lose herunterhing. Der junge Mann beugte sich über sie beide.
    »Chort!«, fluchte er.
    Billi blickte zu ihm hoch. Sie war entsetzt, das Gesicht des schicken jungen Manns zu sehen, der aus dem Hummer gestiegen war. »Nein danke, ich stehe lieber allein auf«, sagte sie.
    »Ich hatte deine Hilfe nicht nötig«, verkündete der Mann. Er starrte Billi böse an, dann den Leichnam. Er hielt eine Pistole in der Hand, und sein Gesicht war mit dem Blut des Ghuls verschmiert. »Ich hätte ihn schon gekriegt!«
    »Was du gekriegt hast, war ein Arschtritt von dem Ghul da.« Billi stand auf und schüttelte den Schnee ab. Ihr Mantel hing in Fetzen; er bestand nur noch aus langen, zerlumpten Wollstreifen, die kaum noch von den Nähten zusammengehalten wurden.
    »Ghul?« Der Mann hielt inne. Seine Finger schlossen sich fester um den Pistolengriff. Er sah Billi an, und seine grauen Augen verdüsterten sich. »Du nennst das einen Ghul ?«
    »Vampir. Ghul. Reißzahnfresse. Wie auch immer. Er war drauf und dran, dir die Kehle herauszureißen.« Billi beobachtete argwöhnisch, wie er die Pistole in ihre Richtung richtete. »Sachte, Tiger. Falls du es noch nicht bemerkt hast, ich habe dir gerade das Leben gerettet.«
    »Zarewitsch Iwan!«
    Sie wirbelten beide herum, als ein Koloss von einem Mann wie ein Büffel durch den Schnee

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