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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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die nicht aus dem Armeeladen stammten. Mein Gott, hatte sie zu Hause überhaupt ein Kleid? Der Stoff war warm und daunenweich. Sie drückte sich einen Ärmel an die Wange und atmete den zarten Geruch ein, den Duft der Träume.
    Der Mantel passte wie angegossen. Mit offenen Knöpfen trat Billi ins Licht.
    »Schöner als eine Zarin«, sagte Koschtschei. Er legte Billi die Hände auf die Schultern und drehte sie um, damit sie in den Spiegel blickte. »Sehen Sie nur!«
    Das war sie nicht. Das war nicht die Billi, die sie kannte oder zu kennen glaubte. Sie erkannte sich selbst kaum wieder. Im Spiegel sah der Mantel dunkler aus – blutig. Der Kragen zwang sie, den Kopf und das Kinn hoch erhoben zu halten. Sie sah majestätisch aus.
    Billi konnte sich vorstellen, was für eine Person einen solchen Mantel tragen würde. Jemand, der wusste, dass er wichtig war, besonderer als andere. Wenn sie den blutroten Mantel zu lange trug, würde sie vielleicht beginnen, an seine Verheißungen zu glauben.
    »Er steht Ihnen.« Koschtschei beugte sich zu dem Spiegelbild; ihm gefiel, was er sah. »Er steht Ihnen wirklich.«
    Billi rief Arthur an, und es gab echte Neuigkeiten: Im Norden hatte es umfangreiche Wolfswanderungen gegeben. Dutzende von Rudeln waren auf dem Weg in die tiefen Wälder des Kronos-Nationalparks. In der Region gab es einen Vulkan. Arthur glaubte, dass sie Wassilissa dort finden würden. Er hatte auch Wassilissas Großmutter aufgespürt und war unterwegs, um mit ihr zu reden.
    Billi hatte die Informationen sofort an Gwaine weitergegeben, und er hatte mit Koschtschei gesprochen. Sie würden gleich morgen früh nach Norden fliegen, mit zusätzlichen Männern und Waffen, die Koschtschei ihnen stellte. Die Bogatyri mochten ja grausam sein, aber die Templer brauchten sie.
    Endlich die Hoffnung, nach der sie gesucht hatte! Billi hatte ihre Ausrüstung fertig gepackt an der Tür zu ihrer Suite stehen. Der rote Mantel lag auf dem Bett. Sie nahm ihre Waffen in Augenschein und beschloss, die Glock zusammen mit ihren Klingen einzupacken.
    Sie überprüfte ihr Waffenarsenal mehrfach und war kaum in der Lage, ihre Aufregung im Zaum zu halten; sie hob ihr Messer, um es noch einmal zu polieren. Moskau war eine Sackgasse gewesen, aber jetzt hatten sie eine Fährte, eine richtige Spur.
    Und weniger als drei Tage, um Wassilissa zu finden.
    »Billi?« Iwan klopfte an die Tür, während Billi ihre Waffen einpackte.
    Er sah ziemlich hinüber aus: Das weiße Hemd hing ihm aus der Hose und war nur mit einem einzigen Knopf geschlossen. Er schwankte leicht und hielt eine kleine Flasche hoch. Sie hatte ihn bisher immer nur wie aus dem Ei gepellt erlebt, aber Iwan hätte wahrscheinlich noch gut ausgesehen, wenn er in der Gosse gelegen hätte.
    »Warum feierst du nicht?«, lallte er. »Unseren großen Sieg über die Werwölfe?«
    »Ich fand nicht, dass er eine Feier wert wäre.« Sie trat zurück, als er hereinwankte. »Du bist betrunken.«
    »Ich bin Russe.« Er hielt inne, als er den Rucksack sah. »Fährst du weg? Schon?« Er nickte leicht. Seine Hände sanken herab, und er ließ sich in einen Sessel fallen. »Also stimmt es. Die Wölfe sind in Kronos.«
    »Ich habe in Moskau nichts mehr zu erledigen.« Billi legte das Messer weg, das sie geputzt hatte. »Aber danke. Danke dafür, dass du mir geholfen hast, als du es nicht hättest tun müssen.« Billi wusste, dass Iwan viel riskiert hatte – einschließlich seiner Loyalitäten als Bogatyr. Gar nicht zu reden davon, dass er seine persönlichen Rachegelüste hintangestellt hatte, um dem kleinen Polenitsykind zur Flucht zu verhelfen. Ihr Herz klopfte schneller, als sie ihn so dasitzen sah. Sie musste sich ins Gedächtnis rufen, warum sie überhaupt hier war.
    Iwans Stirnrunzeln schmolz langsam zu einem Lächeln dahin. Er stellte die Flasche auf den Boden, stand auf und bot Billi die Hand dar.
    »Lass mich dir Moskau zeigen, bevor du abreist.«
    »Ich habe wirklich keine Zeit. Es gibt bis morgen früh noch viel zu tun.«
    »Bitte. Es dauert nicht lange.« Iwans Hand hatte sich nicht bewegt. Vielleicht war er nicht arrogant, aber er war gewiss stur.
    »Iwan Alexejewitsch Romanow!«, rief Billi frustriert. Er richtete sich noch etwas auf, hocherhobenen Hauptes und stolz. Sein militärisch kurz geschnittenes schwarzes Haar stach von seiner winterbleichen Haut ab. Tiefe Schatten bildeten sich unter den hoch aufragenden Wangenknochen, und die grauen Augen verloren ihre erschöpfte Trunkenheit, als sie

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