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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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einfacher Stoff. »Ich brauche meinen Rucksack«, sagte Billi. Darin waren mehr als genug von Elaines magischen Pflastern.
    Iwan schüttelte den Kopf. »Sie haben alles in ein Freudenfeuer geworfen.« Er beugte sich zu ihr. »Halt einfach durch, Billi. Gib nicht nach. Dein Vater weiß, wo wir sind. Er wird herkommen und mehr von Elaines Verbänden mitbringen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Spielt es dann noch eine Rolle, was geschieht? Mit irgendeinem von uns?« Iwan dachte nach, bevor er fortfuhr. Sein Kinn ruhte auf seiner Faust, und er sah Billi an. »Aber ich werde bei dir bleiben. Das weißt du doch, oder?«
    »Selbst, wenn ich zu … einer von ihnen werde?«
    »Du wirst immer die sein, die du bist, Billi SanGreal.«
    Um sich her konnte sie Stimmen hören, die sich in einem Wirrwarr von Sprachen und Akzenten unterhielten. Leute lachten und stritten, husteten und fluchten. Der Schnee vor ihrem Zelt knirschte, als sich Schritte näherten.
    Swetlana schlug die Zeltklappe weit auf und trat ein. Sie hielt ein Mädchen an der Hand.
    Wassilissa stieß einen Entzückensschrei aus und schmiegte sich an Billi. Die beiden umarmten einander.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest, Billi«, flüsterte Wassilissa. »Ich wusste es.«
    Einen Moment lang drückte Billi das Mädchen einfach nur an sich. Vielleicht waren all der Schmerz und die Schwierigkeiten es wert gewesen.
    Aber dann schob Billi sie von sich weg. Wassilissa lächelte noch immer strahlend. Sie vertraute Billi voll und ganz.
    Sie weiß nicht, warum ich hier bin , dachte Billi. Sie glaubt, dass ich hier bin, um sie zu retten .
    Trotz der Kälte trug das Kind ein weißes Sommerkleidchen, das schön mit grünen Ranken und zarten Blüten bestickt war. Wassilissas hennabemalte Hände trugen goldene Armbänder, und mehrere Halsketten hingen von ihrem Hals. Perlen, Schmucksteine und ungeschliffene Edelsteine waren darauf aufgefädelt. Ihr blondes Haar war zu sieben oder acht Zöpfen geflochten, und in jeden waren Golddraht und alte Münzen eingearbeitet. An den Füßen trug sie rote Pantoffeln mit aufwärts gebogenen Spitzen; der Filz war so üppig verziert wie ihr Kleid.
    Die Polenitsy ehrten das Frühlingskind.
    »Ist dir nicht kalt?«, fragte Billi, während sie ihr eine Decke hinstreckte. Das Kleidchen war so dünn wie ein Taschentuch, und die Beine des Mädchens waren nackt. Wassilissa schüttelte den Kopf.
    »Nicht mehr.« Sie kratzte sich am Arm. »Sie hat es mir gezeigt, Billi. Wie ich ändern kann, was ich bin. Es ist wie der Wind, wie der Schnee.« Sie fuhr mit der Hand über die Flamme der Lampe. »Sogar wie Feuer. Es berührt mich nicht.«
    »Baba Jaga?«, flüsterte Billi. Welche Veränderungen hatte die Hexe noch an dem kleinen Mädchen vorgenommen?
    Swetlana zischte, und Wassilissa erschauerte. Sie warf einen Blick über die Schulter auf die Polenitsy und nickte dann. »Ja, die Göttin hat mir gezeigt, was ich bin.«
    Billi strich Wassilissa die Haare aus dem Gesicht, um sie besser betrachten zu können. Sie sah frisch und wohlgenährt aus, aber sie hatte sich verändert: Sie blickte Billi mit weisen Augen an.
    Wassilissa drehte sich zu Iwan um. Er hatte alles stumm verfolgt. Jetzt stand er auf und schenkte Wassilissa ein warmes Lächeln.
    »Sie sagen, du wärst ein Prinz«, erklärte Wassilissa. »Du siehst auch wie ein Prinz aus.«
    »Ich bin Iwan. Sehr erfreut, dich kennen zu lernen, Wassilissa.«
    Billis Kleider waren gegen ein weißes Hemd und eine weite Baumwollhose ausgetauscht worden. Sie stand aus dem Bett auf, und ihre Beine gaben fast unter ihr nach. Iwan griff nach ihr. Sie war von den Prügeln, die sie letzte Nacht bezogen hatte, noch geschwächt. »Ich brauche etwas zu trinken«, murmelte sie und leckte sich die Lippen. »Und auch mehr zu essen. Fleisch.« Ihre Zunge fuhr über ihre Zähne. Sie wollte ein großes, saftiges Steak.
    Billi entging Swetlanas Blick nicht. Billi verwandelte sich in eine von ihnen, aber die junge Frau sah in ihr nur eine Rivalin. Wenn Swetlana einen Kampf wollte – na schön. So schwach Billi auch war, ihr Herz pochte vor Verlangen. Sie legte sich die Hand auf die Brust. Sie wusste, was geschehen würde, wenn sie der Wut nachgab. Elaine hatte sie gewarnt.
    »Das liegt an dem Biss, Billi«, sagte Wassilissa. »Silberpfote war eine der Rudelältesten, und ihr Biss ist besonders ansteckend. Die anderen Wölfinnen sind erstaunt, dass du dich noch nicht verwandelt hast. Man benötigt viel Willenskraft, um dagegen

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