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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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sie trug, lasteten auf ihr. Sie wollte sie abreißen und mit ihren Schwestern laufen, jagen und schmausen.
    Eine von uns .
    Schwestern? Billi rief sich zur Ordnung. Nein. Sie war überhaupt nicht so wie sie. Sie waren Ungeheuer. Das Innere Tier versuchte, sie hereinzulegen.
    Sie teilten sich, als sie auf ein paar Meter an den hausgroßen, schwarzen Felsen herangekommen waren. Moos und Efeu schimmerten raureifbedeckt auf seiner Oberfläche. Billi sah ausgeblichene Muster und abgenutzte Steinritzungen unter dem Efeu, aber sie waren zu verwittert, als dass sie genau zu erkennen gewesen wären. Die Polenitsy zogen sich in den Wald zurück, aber Billi wusste, dass sie nicht weit entfernt waren. Sie konnte sich ihnen anschließen, wann immer sie wollte.
    »Nach unten«, befahl Olga.
    Am Fuße des Felsens befand sich eine Öffnung, ein Loch, das in die Erde führte. Es war unter dem tiefen Schatten des Findlings beinahe unsichtbar. Olga ging voran, gefolgt von Wassilissa. Swetlana versetzte Billi einen Stoß, die herumwirbelte und ihrerseits das rothaarige Mädchen schubste.
    Swetlana ging in die Hocke; ihr offenes Haar umrahmte ihr Gesicht. Sie hatte tiefrote Lippen und war so groß wie Billi, aber muskulöser, doch ihre kräftige Statur machte sie nur umso femininer. Ihre Gesichtszüge waren ausgeprägt und wurden von ihren grünen Augen dominiert, die über hohen, harten Wangenknochen lagen.
    Billi biss die Zähne zusammen und zischte. Sie wollte nichts lieber, als Swetlana das spöttische Lächeln aus dem Gesicht zu wischen. Iwan packte sie am Handgelenk und riss sie zurück.
    »Wir werden den rechten Augenblick abwarten«, sagte er. Swetlana schnaubte verächtlich. Aber Iwan lockerte seinen Griff nicht, bis Billi ihn zur Kenntnis genommen hatte. Dann ließ er sie los, während sie sich wieder dem Loch zuwandte und hinabglitt.
    Der Durchgang war zu eng, um darin zu stehen, und die Felsen, aus denen er bestand, waren uneben; wahrscheinlich hatte ein alter unterirdischer Strom sie geformt. Der enge Gang war von Kerzen beleuchtet, die in kleinen, herausgemeißelten Alkoven aufgestellt waren. Oberhalb davon befand sich eine Galerie prähistorischer Kunstwerke: Massige Stiere mit riesigen, gebogenen Hörnern und mit Kohle skizzierte Mammuts wanderten über die uralten Steine. Kleine, dickbäuchige Pferde galoppierten über den Fels, voller lebendiger Details und Bewegung.
    Die Tiere waren in satten Ocker-, Rot- und Gelbtönen ausgemalt. Die Umrisse folgten der Form der Wände, so dass sie beinahe wirkten, als wären sie drauf und dran, sich aus dem Felsen herauszulösen und zum Leben zu erwachen. Strichmännchen huschten als Jäger hin und her, warfen ihre kleinen Speere und schossen winzige Pfeile ab. Die Tiere waren sehr liebevoll und schön gemalt und gezeichnet, aber die Menschen waren gesichtslos und erbärmlich.
    Füße schlurften oberhalb von ihnen über den Stein, und Billi bemerkte, dass der Gang sich zu einer Höhle erweitert hatte. Weitere Polenitsy huschten auf natürlichen Simsen weiter oben an den Wänden umher und beobachteten Billi und ihre Begleiter. Trotz der Männer im Lager waren es allesamt Frauen. Sie trugen Symbole, Knochen und Schmuck, die prähistorisch und einfach schön waren. Polierte Steine hingen von Halsketten aus Zwirn, und kleine, geschnitzte Tiere baumelten an ihren geflochtenen Haaren.
    »Babuschka!«, rief Olga und hob die Hand. Niemand rührte sich mehr.
    Wasser plätscherte vor ihnen und hallte in dem weiten Raum wider.
    Billi hielt den Atem an. Die Luft zitterte, als ob die Erde selbst seufzte. Iwan stellte sich neben sie. Sein Gesicht verriet unverhohlenes Staunen, als er die uralten Kunstwerke betrachtete, von denen sie umgeben waren. Er berührte den Kopf eines der Stiere und zeichnete die Krümmung seines Gehörns mit den Fingerspitzen nach.
    Olga betrat den innersten Raum, und sie folgten ihr. Billi keuchte angesichts der Größe der Höhle auf. Die gesamte Temple Church hätte hineingepasst, ohne die Decke oder die Seitenwände zu berühren. Die Decke bildete eine hohe Kuppel, und um die breiteste Stelle führte ein niedriges Sims herum, das mit riesigen Kristallformationen geschmückt war, die in einem dunklen Ockerton funkelten. Zehn Meter lange Stalaktiten ließen Wasser in glitzernde Teiche tropfen.
    Olga führte sie einen Absatz hinunter zum größten Teich, und sie blieben am Ufer stehen. Dicke Säulen aus dem gleichen leuchtenden Kristall bildeten einen Wald aus Stein, in

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