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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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       „Wenn du uns damit einen Wink geben wolltest“, sagte Randolf, „so hättest du dir das sparen können. Wir sind auf jeden Fall auf deiner Seite!“
       „Dann kann ja gar nichts passieren!“ freute sie sich. „Wenn ich wohlbehalten zurück bin, wird er glücklich sein und gar nicht großartig fragen.“
       „Dein Wort in Gottes Ohr!“ schloss Randolf das Gespräch ab.
       Das Wetter war herrlich, die lebhafte Stadt lag in gleißendem Licht. Nur ein paar hundert Meter und sie wären mitten im Gewühl des Wochenmarktes.
       Was gab es da nicht alles zu sehen: Körbe voll Obst und Gemüse, Fleisch- und Fischsorten in getrocknetem Zustand, geräucherte Würste, eingesalzene Fische in kleinen Holzkisten, Töpfchen mit Schmalz, glänzende Speckseiten, allerlei Latwergen, Sirupe und Liköre. Aber nicht nur Lebensmittel, auch Seiden- und Stumpfbänder, Reifröcke. Kleine Handspiegel, spanische Handschuhe, italienisches Schuhwerk, Halskrausen und Manschetten. Eine fantastische Welt von rufenden und laut anpreisenden Händlern, die auf ihren Holzständen mit Wandbrettern und Schildchen ihre Ware feilboten!
       Amelie konnte sich gar nicht satt sehen, riechen und fühlen: Sie war in einem Rausch der Sinne.
       „Kommt!“ forderte sie die Jungs auf, als sie einen Stand mit geröstetem Brot an Schüren hängend sah. „Das müssen wir probieren! Und da! Von den Birnen nehmen wir auch!“
       Nach einigen warmen Würsten und eingelegten Eiern waren die Jungs nicht nur pappsatt, sondern auch reichlich erschöpft von der ziellosen Rumrennerei.
       „Lass uns ein wenig ausruhen“, schlug Randolf vor. „Vielleicht an der Baustelle der neuen Kirche, da können wir uns auf ein paar Steinblöcke setzen und den Arbeitern zuschauen.“
       „Fein!“ war Amelie zufrieden, denn auch so etwas hatte sie noch nie so richtig in Ruhe beobachten können.
       Sie wählten ein schattiges Plätzchen, etwas Abseits vom geschäftigen Treiben an der riesigen Baustelle und schauten den Steinmetzen beim Behauen der enorm großen Quader zu.
       Seit fünfzehn Jahren war man nun schon dabei, der Stadt ein neues Gesicht mit diesem Mammutprojekt zu geben und man kam gut voran. Wie so vieles, war auch dies eine Frage des Geldes. Während im ganzen Reich die vielen neuen Kirchenbauten als halbfertige Bauruinen vor sich hindümpelten und auf einigen unfertigen Kirchturmstümpfen bereits kleine Sträucher wucherten, konnte man hier jeden vorbeikommenden fahrenden Handwerker anstellen und gut bezahlen. Auch an Baumaterial litt man keine Not, ein eigener Steinbruch in den nahen Bergen und jede Menge Holz von den umliegenden Wäldern ließen die barocken Türme von Sankt Katharina schnell wachsen.
       Das reichhaltige Essen und die pralle Sonne, machten Amelie und die Jungs ziemlich träge. Sie dösten gelassen auf ihrem schattigen Steinklotz dahin und beobachteten Handel und Wandel, als Randolf plötzlich aufschrak.
        „Habt ihr das eben auch gesehen?“ Er wollte seinen Augen kaum trauen.
       Gelangweilt und mit bleischweren Augen drehte sich Dietbert eher uninteressiert zu Randolf: „Was gesehen?“
       „Emmerich!“ stieß Randolf hervor.
       „Emmerich?“ war Dietbert auf einmal hellwach. „Was macht der denn hier?“
       „Frag’ ich mich ja auch gerade!“ überlegte Randolf mit ernsten Stirnfalten. „Dem trau’ ich nicht! Wer weiß, was der wieder im Schilde führt?“
       „Macht euch keine Gedanken!“ warf Lothar lässig ein. „Ihr wisst doch, dass sein Alter hier ganz in der Nähe ein Stadthaus besitzt. Da wird er gerade gewesen sein.“
       „Kann sein ...“, wiegte Randolf den Kopf, „ ...kann aber auch nicht sein! Mich jedenfalls macht sein Auftauchen hier und jetzt nervös! Dem muss ich unbedingt nachgehen!“
       „Na gut!“ sprang Amelie unternehmungslustig hoch. „Auf was warten wir dann noch?“
     
       Emmerich verschwand in einer Seitengasse, die vom Marktplatz vor der Kirche rechtwinklig abging. Die Jungs mit Amelie im Schlepptau beeilten sich in die gleiche Straße zu kommen, denn da wo Emmerich sich gerade aufhielt, drängten sich die mittelalterlichen Fachwerkhäuser um viele enge Gassen. Bevor man nämlich die neue Stadtmauer angelegt hatte, die jetzt auch die Vorstadt umfasste, musste man den wenigen Platz, der innerhalb der alten Mauer Sicherheit bot, voll ausnutzen und so kam es zu dieser verwinkelten Bauweise mit vielen schmalen Häusern und

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