Die Wolkenkinder
Da hast du prinzipiell Recht! Aber für den Schaden der gestern Nacht entstanden ist, mach ich den Bacher auf jeden Fall haftbar und sein Sohn wird ausgeschrieben – ach was: Den setze ich vogelfrei!“
„ Hoffentlich haben sie den Bauernfamilien nichts angetan! Gestern Nacht haben wir auf keinem der Höfe auch nur eine einzige Menschenseele mehr angetroffen!“
„ Das werden wir noch heute Morgen klären: Zunächst besuchen wir meine Pächter und dann werden wir dem sauberen Herrn Bacher einen Besuch abstatten! Du bist entschuldigt! Du kannst gehen! Sage bitte den Knappen Bescheid, die kommen als Zeugen mit! Wir treffen uns in einer Stunde auf dem Schlosshof!“
Bis auf eine kleine Notbesatzung zog der Graf alle Männer die im Schloss dienten zusammen. Der noch nicht ganz wieder zu Kräften gekommene Gottfried blieb als Schlosskommandant zurück. So formierten sich nun gut vier Dutzend Männer in voller Montur hinter der Kutsche des Grafen und vorneweg ritt der, aufgrund seiner gestrigen Leistung ehrenhalber zum Tageskommandanten ernannte, Dietbert!
Als man beim neuen Hofmarkherren Bacher das Kommen des pompösen Trosses verkündete, herrschte helle Aufregung.
„ Mit circa fünfzig Mann. Alle schwer bewaffnet?“ fragte der alte Bacher ungläubig nach. „Da stimmt doch was nicht! Wenn da mal nicht der vermaledeite Emmerich mit seinen komischen Leuten dahinter steckt!“
Der gräfliche Zug rückte in Bachers Hof ein. Dietbert ließ sofort alle Ein- und Ausgänge besetzen und verhängte ein allgemeines Ausgehverbot für alle Hofbewohner. Zu gerne würde er jetzt diesen schmierigen Emmerich hier erwischen und verhaften lassen, aber ihm war klar, dass selbst dieser einfältige Mensch schlau genug war sich nach den Vorkommnissen hier nicht sehen zu lassen.
„ Euer Gnaden beehren uns schon wieder!“ säuselte der alte Bacher, als er untertänig die Kutschtüre öffnete. „Welchem glücklichen Zufall verdanken wir diese außerordentliche Ehre?“
„ Lass das Gesäusel, Bacher! Ich könnte fast wetten, mein Lieber, Ihr wisst ganz genau, was ich von Euch will!“
„ Bei meiner Ehre: Ich kann Euer Gnaden nicht folgen!“ beteuerte Bacher mit ängstlichem Blick und der Graf war fast gewillt ihm seine Unwissenheit abzunehmen.
„ Spiele er nicht den Scheinheiligen!“ ermahnte der Graf streng. „Ihr habt sicherlich gehört, dass gestern Nacht zwei Höfe meiner Pächter niedergebrannt wurden!“
„ Ja, sicher habe ich das bereits gehört! Nur was hat Euer Besuch bei uns mit diesen schrecklichen Ereignissen zu tun?“
„ Nun Bacher, das will ich euch genau sagen: Euer Sohn, der Emmerich steht im Verdacht, nicht nur an den Anschlägen beteiligt gewesen zu sein, nein: Er hat sie auch geplant und veranlasst!“
„ Ich bitte Euch, Euer Hochwohlgeboren: Wie kann ein halbes Kind eine solche Tat vollbringen und vor allem weshalb?“
„ Euer halbes Kind ist eher ein fast ausgewachsener Mann mit erheblichen Ambitionen. Was man so hört strebt dieser Kerl nach der Macht im Land, das heißt er richtet sich gegen mich persönlich!“
„ Um Himmels Willen!“ war der Bauer jetzt ehrlich entsetzt. „Das kann ich nicht glauben! Wie sollte er das bewerkstelligen wollen?“
„ Er bedient sich einer Gruppe von fragwürdigen Leuten, die sich die Kinder der Nacht nennen. Habt Ihr je von diesen Leuten gehört, Bacher?“
Bacher zog es in Anbetracht der Schwere der Vorwürfe vor die Wahrheit zu sagen, bevor man sie doch aus ihm herausprügeln würde: „Ja, Euer Gnaden, ich habe von dieser Gruppe schon mal gehört!“
„ Und Ihr habt nichts unternommen? Ihr habt Umstürzler gegen Euren Herren geduldet?“
„ Ich maß dem ganzen Mummenschanz keine überragende Bedeutung bei! Ich hielt das Ganze für Kinderkram und wollte ihm den Spaß nicht nehmen! Ich schwöre ...“
„ Schweig! Du gibst also zu, die Gruppe zu kennen und du gibst weiter zu, dass dein Sohn ein Mitglied dieser Gruppe ist!“
„ Ja, das gebe ich zu! Nur kann er mit den gestrigen Anschlägen nichts zu tun gehabt haben, denn er war die ganze Zeit an meinem Hof. Dutzende von Zeugen können das beschwören!“
„ Bacher! Ihr wollt doch nicht sagen, dass Euer Sohn seit Gestern in diesen Mauern weilt und es bis zu diesem Moment noch tut?“
„ Doch, das will ich sagen!“
Dietbert hätte es fast vom Pferd geworfen, so fuhr er
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