Die Wolkenkinder
zusammen.
„ Emmerich ist also anwesend!“ faste der genauso verblüffte Graf noch einmal nach.
„ Ja, Euer Durchlaucht, Emmerich ist anwesend!“
Zunächst wusste der Graf überhaupt nicht, was er sagen sollte. Er schaute sich hilfesuchend nach den Knappen um, aber auch die schauten ratlos drein und zogen nacheinander, Unwissenheit andeutend, die Schultern hoch.
„ Wenn dem so ist, führt ihn mir vor!“ befahl der Graf.
Bacher wies einen Knecht an, zu tun, was der Graf verlangte und binnen kürzester Zeit erschien Emmerich vollkommen gelassen vor seinem Grafen.
„ Wie ich höre, gehört ihr einer Umstürzlergruppe an, die die Macht im Lande übernehmen will!“ fuhr ihn der Graf an und schon hatten ihn zwei Soldaten am Arm gepackt. „Lasst ihn aus, Männer! Er entkommt uns eh nicht mehr!“
„ Ein unglückliches Missverständnis, Euer Durchlaucht! Ich schwöre! Wäre ich sonst heute hier! Ich gebe zu, dieser Gruppe bis gestern Nacht angehört zu haben. Ich gebe weiter zu, neue Mitglieder mit großen Sprüchen beeindruckt zu haben, aber nie hätte ich gedacht, das diese Blödiane so dämlich sind, das Ganze ernst zu nehmen!“
„ Mäßige er sich!“
„ Jawohl, Euer Gnaden!“ entschuldigte sich Emmerich und fuhr nach einem tiefen Diener fort: „Gestern Abend traf sich unsere Gruppe, wie schon so oft zuvor, um ein Lagerfeuer, ich spuckte wiedereinmal große Töne – ich gebe zu das hat mir Spaß gemacht – als dann aber Einige daran gingen meine Sprüche in die Tat umsetzen zu wollen, versuchte ich das Ganze herunterzureden und abzublasen.“
„ Was dir offensichtlich nicht mehr gelungen ist!“
„ Nein, euer Gnaden, die Kerle hatten getrunken und waren durch Mohnsaftrauchen berauscht und außerdem hat Euer ...“
Emmerich stockte und würgte am nächsten Wort herum.
„ Weiter, Kerl! Rede Er!“
„ Euer Vater, der alte Graf, hat das Kommando übernommen!“ sprudelte es aus dem zu Boden schauenden Emmerich heraus. „Bislang gab Euer Vater unseren Spielereien durch seine Anwesenheit lediglich einen besonderen Rahmen. Ich hatte den Eindruck, dass er eigentlich nur glücklich war, wieder eine gewisse Stellung zu haben, nach dem Ihr ...“
„ Der alte Graf hat also das Kommando übernommen, was er sonst noch nie getan hatte?“
„ Ja, genau! So war es! Ich habe dann gemerkt, dass bei den Mitgliedern unserer Gruppe eine Art Wahn ausbrach und die Sache nicht mehr zu stoppen war. Ich wollte noch erklären, dass ich nicht mitmache, das Ganze doch eigentlich nur ein Spiel gewesen sei und dass ich, wenn sie nicht aufhören würden austreten würde, aber schon bei meinen ersten Worten hat mich der alte Graf als Verräter hingestellt, dem man gerade noch erlaube sich zurückzuziehen. Ich würde später verurteilt werden. Das war alles!“
„ Du hast dich dann zurückgezogen und die Anderen haben das allgemein bekannte Unheil angerichtet?“
„ Ja, Euer Gnaden! Unser ganzer Hof und Nachbarn können bestätigen, dass ich weit vor den Bränden Zuhause war!“
„ Wer soll dir denn dieses Ammenmärchen glauben?“ blökte Randolf von hinten dazwischen. „Das ist doch alles blanker Unsinn!“
„ Schweig Knappe!“ fuhr der Graf herum. „Die Untersuchung führe ausschließlich ich!“
Der Graf lies beim Gesinde und einigen Nachbarn Erkundigungen einholen und alle bestätigten das rechtzeitige Erscheinen Emmerichs am Hof – die Brände konnte er also nicht gelegt haben und was die anderen Anschuldigungen anging, so hatte man ebenfalls keine Beweise, dass es nicht tatsächlich so gewesen sein konnte, wie Emmerich sagte.
Der Graf schloss seine Untersuchung nach mehreren Stunden ab: „Emmerich! Du bist frei! Eine Beteiligung an den Brandanschlägen deinerseits ist ausgeschlossen; was deine Äußerungen angeht, die du freimütig zugestanden hast und die als grob fahrlässig anzusehen sind, wirst du mit einer Strafe von Zehn Gulden belegt! Lass dir das eine Lehre sein und halte dich von diesen Kindern der Nacht fern!“
Der Graf wandte sich zum alten Bacher hielt die Hand offen und forderte barsch: „Die Gulden, Bacher!“
Siebtes Kapitel
Als Amelie erfuhr, wie die Sache ausgegangen war, stürmte sie völlig außer sich in die Gemächer ihres Vaters: „Wie konntest du nur ein solches Urteil fällen, Vater? Der Mensch ist hundertprozentig schuldig! Er hat dich
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