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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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soweit und Dietbert genoss es, Randolf so richtig hochzuschrecken: „Auf geht’s Alter! Die Pflicht ruft! Du weißt, was von dir erwartet wird! Dass mir da bloß keine Klagen kommen!“
       „ Au Mann, au Mann!“ stöhnte Randolf. „Hätte nie gedacht, dass ich mir dermaßen schwer tun würde bei solch einer Gelegenheit.“
       „ Tja, alter Freund, …“ - auch Lothar machte das Frotzeln Spaß: „Vor den Erfolg haben die Götter jede Menge Schweiß gesetzt, wie die alten Römer zu sagen pflegten.“
       Etwas später irrte Randolf, irgendwelche Sätze murmelnd, die er Amelie zu sagen gedachte, im Schlosspark zwischen Volieren und Rosen hin und her. Setzte sich, ging wieder auf und ab und setzte sich wieder, bis er sie endlich kommen sah. Sie kam nicht – sie schwebte im warmen Abendlicht auf ihn zu! Weit fallende Röcke, wippende Locken und ein Engelsgesicht, das seinesgleichen sucht: Randolf war hypnotisiert und all seine zurecht gelegten Worte waren wie weggefegt! Panisch stellte er fest, dass sein Kopf völlig leer war und sein Sprachschatz sich mit einem Male auf den eines Kleinkindes reduziert hatte. Mit jedem Schritt, den sie näher kam, stieg ihm mehr und mehr das Blut zu Kopf – seine Ohren mussten wie überreife Tomaten aussehen, so heiß fühlte sie sich an. Gleich würde sie da sein - nur noch wenige Schritte! Sein Magen ruckte – jetzt bloß keine Geräusche aus der Magengegend, dachte er und schon hatte sie ihn erreicht.
       „ Immer noch ganz schön heiß!“ sagte sie, klappte ihren spanischen Seidenfächer aus und wedelte sich etwas Luft zu. Da Randolf keinen Laut von sich gab, fuhr die Engelsgleiche fort: „Lass uns unter die Lauben gehen, dort wird sich ein kühles Plätzchen finden.“
       Es dauerte zwar ein klein wenig, doch schließlich war Randolf immerhin in der Lage ein „Ja, sicher!“ herauszubringen und ihr den Arm anzubieten.
       „ Na also!“ schubste Dietbert Lothar an, mit dem er gemeinsam hinter einer Hecke versteckt gelauert hatte. „Jetzt aber weg hier! Wir wollen ja nicht unnötig stören!“
       Randolf und Amelie hatten inzwischen ein geeignetes Bänkchen erreicht, ließen sich nieder und schauten einen Moment lang dem lustig springendem Wasser einer kleinen Fontäne in ihrer Nähe zu.
       Randolf hatte sich unter der fachmännischen Anweisung Lothars besonders fein gemacht und sogar seine alten Erbstücke, deren Herkunft so geheimnisvoll war, angelegt. Der funkelnd rote, pflaumengroße Karneol, der ihm als Amulett diente, nahm das Licht einer der Fackeln, die, wie jeden Abend, überall auf dem Schlossgelände entzündet worden waren, auf und reflektierte es in seinem Inneren zu einem dunkelrot blitzendem Feuerwerk. Amelie hatte das Stück erst gesehen, als sich beim Setzen das gebauschte Rüschenhemd Randolfs für einen Moment etwas geöffnet hatte und das Amulett herausschwang und auf dem Hemd zu liegen gekommen war. Fasziniert beobachtete sie seitdem die Reflexe des außergewöhnlichen Steins. Und war sie auch das herrliche Geschmeide ihrer Mutter gewohnt, so war sie sich sicher, dass dieser Kristall etwas ganz Besonderes, etwas Einzigartiges war. Der Stein ließ sie nicht mehr los, sie konnte einfach ihren Blick nicht mehr von dem glitzernden Ding vor Randolfs Brust wenden. Ihre Augen erstarrten und der Stein zog ihre ganze Aufmerksamkeit in sich hinein; sie nahm plötzlich ihre Umwelt überhaupt nicht mehr war und glaubte immer tiefer und tiefer in einen strahlend roten, endlosen Wirbel hineingezogen zu werden.
       „ Stimmt was nicht?“ richtete Randolf das Wort an Amelie mit ihren stierenden Augen und als sie nicht reagierte: „Hast du was? Kann ich dir helfen?“ Amelies geweitete Augen hafteten weiter fest an dem roten Karneol. Randolf wurde Angst und Bang, denn der verklärte Gesichtsausdruck Amelies wurde ihm unheimlich. Er gab sich einen Ruck, nahm Amelie an beiden Schultern und rüttelte solange, bis diese aus ihrer Trance erwachte und sich ganz verwirrt umsah: „Wie ...Was ...?“ stammelte sie und schüttelte sich selbst noch ein, zwei Mal.
       „ Du warst irgendwie abwesend!“ erklärte ihr Randolf und prüfte mit tiefem Blick in ihre Augen, ob sie wieder vollkommen bei Sinnen war.
       „ Dieser Stein ...“ haspelte Amelie. „Was ist das für ein Stein?
       „ Mein Anhänger hier?“ fragte Randolf überrascht nach und nahm das Stück in die Hand. „Ja, das wüsste ich auch gerne! Man sagte mir, dass dieses

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