Die Wolkenkinder
Amulett und diese Gemme hier (er zeigte Amelie die Mantelschnalle aus Perlmutt) von meinem Vater seien, den ich leider nie kennen gelernt habe.“
„ Dieser Stein“, fing Amelie wieder an, „ist irgendwie magisch, er fängt die Sinne ein! Hat dir das noch keiner gesagt?“
„ Nö“, gab Randolf völlig ahnungslos von sich, drehte das Amulett in seiner Hand hin und her und beäugte es selbst eingehend. „Ich kann daran nichts Außergewöhnliches finden. Gut - schön blinken und schimmern tut er ja, aber ...“
„ Du hast keine Ahnung!“ fuhr Amelie hoch. „Dieser Stein ist überirdisch, da bin ich mir sicher! Wir müssen über die Sache mit jemandem reden, der sich damit auskennt. Ich weiß auch schon mit wem ...“
„ So? du kennst jemanden, der sich mit Übersinnlichem beschäftigt?“
„ Nicht direkt mit Übersinnlichem, aber mit vielen Dingen aus der Natur und aus der Mineralwelt.“
„ Na gut, ich bin einverstanden; klären wir das Phänomen bei Gelegenheit!“ gab Randolf nach, obwohl er nicht an eine Art Wundertätigkeit des Steins glaubte. „Aber wegen des Anhängers haben wir uns eigentlich nicht getroffen. Also, was hat der Graf beschlossen?“
„ Richtig!“ gab Amelie zu. „Der Beschluss meines Vaters!“
„ Na, was ist?“ nickte Randolf der immer noch etwas entrückten Amelie zu und nahm vorsichtig ihre Hand.
Sie sah zu ihren Händen, freute sich über Randolfs Geste, erwiderte den Händedruck und schaute sanft lächelnd zu ihm auf: „Nun, mein Vater ist der Meinung, dass man es mit durchtriebenen Schurken zu tun hat. Und deshalb rät er zu äußerster Vorsicht. Er glaubt, dass die Gegner sehr wohl mit unseren Gegenmaßnahmen rechnen und das insbesondere dieser Emmerich weiß, dass er lediglich Zeit gewonnen hat, aber über kurz oder lang die Rache meines Vaters fürchten muss.“
„ Da mag er wohl Recht haben!“
„ Ja und deswegen will er nicht überhastet vorgehen. Er plant die alte Burg in den Bergen zu nehmen und den alten Grafen gefangen zu setzen. Bevor er aber zum Angriff übergeht, will er das Gelände sondieren und da kommt ihr – du und deine Freunde – ins Spiel!“
„ Aha!“ nickte Randolf, ahnend, was erwartet werden würde.
„ Um es kurz zu machen“, sagte Amelie, „ihr sollt in die Berge zur alten Burg und dort die Lage auskundschaften!“
„ Verstanden!“ nahm Randolf den Auftrag an. „Hat der Graf Vorstellungen, wie wir vorgehen sollen?“
„ Nein. Er sagte, dass es am wichtigsten sei, eine Schwachstelle in der Anlage zu finden und sei es nur ein Mauseloch, an dem man ansetzen könne!“
„ Er selbst hat da keine Vorstellung? Schließlich war es ja früher auch einmal sein Zuhause!“
„ Das stimmt nicht ganz!“ wiedersprach Amelie. „Er hat eigentlich nie in den Bergen gelebt. Schon in seinen Kindertagen zog es die Familie vor, im Tal zu leben, wo es deutlich angenehmer war, als auf dieser kalten, abweisenden Burg mit ihren steilen Aufgängen. Er war, seit er den alten Grafen dort hin verbannt hat, selbst nicht mehr da und das ist jetzt schon viele viele Jahre her. Er geht davon aus, dass der alte Herr dort oben diesen Rachefeldzug seit langem plant und sehr gut vorbereitet ist. Immerhin verfügt mein Großvater immer noch über eine beträchtliche Menge an Geld, denn soweit man uns zugetragen hat, mangelt es an nichts auf der Burg. Deshalb konnte er auch über all die Jahre seine Leute halten und sogar den ein oder anderen herumstreunenden Mann darüber hinaus in seine Dienste nehmen.“
„ Wo hat er die Gelder her?“
„ Er hat wohl rechtzeitig vorgesorgt und Etliches zur Seite gebracht. Auch hat man uns erzählt, dass er über die Alpen hinweg Geschäfte mit alten Freunden in Italien machen würde.“
„ Na sieh mal einer an! So verrückt, wie dein Vater es gerne hätte, scheint sein alter Herr dort oben gar nicht zu sein! Wie kam es den überhaupt zu der Absetzung des Alten!“
„ Großvater war schon immer recht streng gewesen“, fing Amelie ihre Erklärung an. „Aber vor einigen Jahren wurde er bestialisch! Für geringste Vergehen erhob er härteste Strafen! Ich erspare dir die blutigen Einzelheiten! Das Volk jedenfalls war es müde und drohte mit Rebellion, wenn mein Vater nicht einschreiten würde. Er versuchte es zunächst im Guten, redete seinem Vater wochenlang zu, doch der Alte war unbelehrbar, im Gegenteil: Er
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