Die Wolkenkinder
jugendlicher Ritter auch einen Namen?“
„ Ja, Herr ...“ Randolf wusste sich keine Anrede zu wählen.
„ Nenn’ mich einfach Adalbert! Der Zukünftige meiner kleinen Amelie darf mich Adalbert nennen!“
„ Randolf heiße ich!“
Adalberts Augen schossen unverzüglich hervor. Er erstarrte schlagartig, besah sich Randolf noch einmal genauer und sagte sehr bedächtig und sich den Bart dabei reibend: „Ja, ja. Das musste ja so kommen!“
„ Was musste wie kommen?“ fragte Randolf äußerst durcheinander und überrascht, dass dieser Waldschrat ihn anscheinend kannte.
„ Du bist also Randolf, das Mündel vom Trombacher Hof, auf dem der fette Bacher sein Unwesen treibt!“ stellte Adalbert trocken fest.
„ Ja genau!“ staunte Randolf nicht schlecht. „Woher kennt Ihr mich?“
„ Ich kenne dich besser als du glaubst, mein Junge! Aber kommt erst einmal herein, ich glaube, ich kann euch in vielerlei Hinsicht weiterhelfen!“
Amelie hatte mit seiner Hilfe gerechnet. Dass ihr guter, alter Adalbert aber Randolf kannte und anscheinend noch einige Geheimnisse mehr zu verraten hätte, verblüffte sie jetzt doch ungemein und sie schaute nicht minder überrascht aus der Wäsche, als Randolf selbst!
Sie duckten sich durch den altersschwachen Türrahmen in die Hütte und Randolf entdeckte, nachdem sich seine Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten, eine ihm unbekannte Welt: Das erste was ihm auffiel, noch bevor er Details erkennen konnte, war ein strenger Geruch nach verbrannten Kräutern – nicht unbedingt unangenehm, jedoch sehr intensiv, fast scharf. Er blieb vorsichtshalber einen Moment lang stehen, denn schon die ersten zaghaften Schritte in diesem Gemäuer aus uralter Zeit verrieten einen sehr unregelmäßigen Boden aus, in Lehm festgestampften, Kieselsteinen. Seine zugekniffenen Augen durchsuchten den Raum und im flackernden Lichtschein einer Fackel, die in einer schmiedeeisernen Wandhalterung steckte, sah er merkwürdige Gerätschaften: In einer Ecke stand auf einem einfachen Tisch aus schweren Holzbohlen eine Apparatur aus Glas und Metall in der eine giftgrüne Flüssigkeit mit weißem Schaum obenauf blubberte; die Mitte des Raumes war von einem Tisch beherrscht, der aus einfachen Holzböcken bestand, auf die man grobe, schwere Bretter gelegt hatte, darauf befanden sich allerlei Geräte: Glaskolben, Mörser, Phiolen, Ringe, Kugeln, eine Schmelzform und ein Keramiktiegel. Zu Randolfs Linken war ein Regalbrett an der Wand befestigt, auf dem er gerollte Pergamente, aber auch ein ledergebundenes Buch erkennen konnte und darüber hinaus, zu seiner größten Überraschung, auch einen vergoldeten Totenschädel! Zum Schluss zog ein kleiner gemauerter Ofen, auf dem sich eine kupferne, kugelige Apparatur befand seine Aufmerksamkeit auf sich.
„ Was ist das alles? Was tut Ihr hier?“
„ Ich bin Alchimist!“ antwortet der Alte.
„ Ich habe schon davon gehört, das es so etwas gibt“, sagte Randolf mit staunend offenem Mund, „Aber ist es nicht so, das solche Dinge streng verboten sind? Soweit ich weiß, landen Leute, die eine solche Kunst betreiben, regelmäßig auf den Scheiterhaufen!“
„ Verboten“, wiederholte Adalbert genervt. „Du beziehst dich auf die katholische Kirche und insbesondere auf die Jesuiten, die in meinen Forschungen nur Teufelswerk sehen. Diese scheinheilige Bande hat doch nur Angst, dass durch Männer wie mich die wahre Natur der Dinge ans Tageslicht kommt. Die und ihre alten, überkommenen Ansichten ... - die Wissenschaft wird deren Hirngespinste hinwegfegen, mögen sie sich auch mit ihrer grausamen Inquisition im Moment noch beim einfachen Volk Respekt verschaffen! Männer wie ich fürchten diese selbsternannten Scharfrichter schon lange nicht mehr!“ gab das alte Männchen im Brustton der Überzeugung von sich, fuhr dann aber erheblich leiser, fast verschwörerisch, fort: „Nur vorsichtig muss man schon sein, schließlich nutzt es niemandem, wenn ich auf dem Scheiterhaufen mein Leben aushauche, noch bevor ich meine Arbeiten beendet habe.“
„ Nun gut“, machte sich Randolf einen Spaß zurück zu flüstern. „Was tut Ihr also hier?“
„ Tja, junger Freund!“ straffte sich der Alte voller Stolz und reichte so immerhin fast bis zu Randolfs Kinn. „Du stehst hier vor meinem Werk, das ich mit Bescheidenheit als die Spitze der momentanen Naturforschung bezeichnen darf!“
„
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