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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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gleich darauf den Hang hinunter.
       Gerade so, als ob sie ein sich schließendes Tor passiert hätten, senkten sich die schweren Gewitterwolken hinter ihnen und nahmen die eben noch freie Kuppe ein.
       Dietbert, an der Spitze der Gruppe dahinjagend, suchte verzweifelt, mit scharfen Adleraugen, die sich rapide verdunkelnde Bergwelt nach einer Möglichkeit ab, die nächsten, wahrscheinlich verheerenden, Stunden einigermaßen heil zu überstehen.
       „ Ein umgestürzter Baum!“ erkannte er in einiger Entfernung. „Auf geht’s Leute! Das ist unsere Rettung!“
       Aus vollem Galopp brachten sie ihre Tiere zum Stehen, sprangen wie von Furien aus der Unterwelt gejagt ab und fingen an, sich in der Wurzelgrube der alten Bergtanne ein Erdloch auszuheben.
       Dietbert übernahm selbstverständlich das Kommando: „Lothar und Randolf! Ihr schneidet so viele Äste wie ihr könnt, Amelie, du hilfst mir beim Aushöhlen der Grube!“
       Die Pferde hatte man im Schutz des umgefallenen, wuchtigen Stammes festgemacht. Aus den in großen Mengen geschnittenen Zweigen hatte man ein einigermaßen dichtes und festes Wetterdach geflochten und mit Feldsteinen an den Rändern beschwert, über die Grube gelegt. Jetzt halfen alle noch eilig, es in der Wurzelgrube darunter etwas geräumiger zu machen und, mit dem Erdreich des Aushubs, das Wetterdach weiter zu stabilisieren.
       Schon beim Anbinden der Pferde waren erste Hagelkörner auf sie niedergegangen und jetzt, wo sie in ihrem Loch saßen und versuchten, mit Steinen und Flechtwerk den Eingang ihrer Erdhöhle so gut wie möglich abzudichten, brach das schiere Inferno los.
       „ Scheiße!“ fluchte Dietbert und befürchtete weiter: „Das wird ein ganz besonders schwerer Sturm! Das kann die ganze Nacht so gehen!“
       „ Die armen Pferde!“ bedauerte Amelie.
       „ Die haben sich unter die kräftigen Äste der alten Tanne verkrochen und eingerollt!“ beruhigte sie Randolf. „Das ist eine sehr robuste Rasse, die Wind und Wetter mit Leichtigkeit trotzen kann Die sind wie für die Berge gemacht!“
       „ Nur gut, dass wir uns gerade noch retten konnten!“ Lother war heilfroh.
       „ Das kannst du laut sagen!“ pflichtete Dietbert ihm bei. „Vielleicht unterschätzen das einige von euch, aber wenn man bis auf die Haut durchnässt eine ganze Nacht im schneidenden Wind einer Gewitterfront steht, ist das hier in den Bergen der sichere Tod!“
       Die nächste halbe Stunde verbrachten die Freunde damit ihre Behausung zu vergrößern, sie mit Moos und Gras gut abzudichten und es sich ein klein wenig behaglicher zu machen.
       Ob es bereits wirklich Nacht war oder nicht konnte man schlecht sagen, denn die tief schwarzen Wolken hatten längst jegliches Licht verschlungen. Die kühle Dunkelheit in ihrem Erdloch jedenfalls war ungemütlich und beängstigend, deshalb setzte Dietbert seit einiger Zeit alles daran, mit Hilfe seines Feuerschwamms und etwas Zunder, die zuvor noch rechtzeitig ins Trockene gebrachten Äste, in Brand zu setzen, um Licht und Wärme zu schaffen.
       Als die ersten Funken ein paar trockene Blätter und etwas Baumrinde erfasst hatten, blies Dietbert behutsam immer wieder das kleine bisschen Glut an, dass er jetzt zusammen mit trockenem Gras und Holzsplittern in seinen Händen wog. Alle starrten gebannt auf sein Tun und bliesen in Gedanken vorsichtig mit. Plötzlich sprang ringsum ein Lächeln von einem Gesicht zum anderen, als ein hochzüngelnder kleiner Feuerschein die Holzsplitter erfasst hatte. Langsam, ganz langsam setzte Dietbert seinen Schatz ab und schob sachte dürre Äste hinzu. Als auch diese vom Feuer erfasst waren, konnte man allgemein aufatmen – es war geschafft: Der flackernde Feuerschein erwärmte langsam Luft und Boden und spiegelte sich warm auf den Gesichtern der Freunde.
       Zusammen hockten die Jungs und Amelie nun mit angezogenen Beinen und Decken über ihren Rücken dicht gedrängt um ihr kleines Lagerfeuer und trotz des draußen tobenden Sturms, kam so etwas wie allgemeine Zufriedenheit, ja fast schon Geborgenheit auf.
       Von Minute zu Minute brüllte der Sturm heftiger. An ihrem Wetterdach riss der wütende Wind und fetzte das ein oder andere lose Ästchen davon.
       „ Ob das Dach wohl hält?“ fragte Amelie etwas mulmig in die Runde.
       „ Willst du mich beleidigen!“ beschwerte sich Dietbert nicht ganz ernst. „Was glaubst du, wie viele Jahre ich unter solchen Bedingungen, damals im

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