Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
aber sie konnte es schlichtweg nicht leugnen. Ihre Gelenke waren nicht mehr so biegsam wie früher, und der Flugsattel schien, insbesondere bei kaltem Wetter, an den empfindlichsten Stellen zu drücken. Sie hoffte nur, dass Soni es ebenso warm und bequem im Stall der Beehts hatte wie sie in ihrer Kutsche.
Die Fassade des Palastes ragte in der verschneiten Abenddämmerung auf; das Gebäude aus den verschiedenen weißen Steinen war Philippa ebenso vertraut wie das der Akademie. Hinter den Vorhängen und Fensterläden brannten Lichter, und sie sah, wie zwei Dienstmädchen die Vordertreppe hinaufeilten. Sie hatten ihre Schürzen schützend über ihr Haar gehoben. Philippas Blick glitt zu den hohen Fenstern der Räume, die einst Fürst Friedrich bewohnt hatte. Plötzlich sehnte sie sich sehr nach den verflossenen Tagen, und ihr Herz fühlte sich ganz schwer an.
Das Geräusch der Kutsche hatte einen Stallburschen aus den Stallungen gelockt. Er überquerte den Hof und wartete am Fuße der Treppe auf sie. Philippa warf die Reisedecke zur Seite und stieg aus der Kutsche, ohne darauf zu warten, dass die Diener ihr die Tür öffneten. Der Stallbursche starrte sie an, und sie nickte ihm zu. »Blacher, nicht wahr?«, sagte sie.
»Ja, das ist richtig, Meisterin«, stammelte er. »Ich bin Blacher,
der Stallbursche des Fürsten.« Er biss sich auf die Lippe und richtete den Blick auf die erleuchteten Palastfenster auf der anderen Seite des großen runden Hofes. »Und … einen guten Abend«, fügte er hinzu.
Von irgendwoher tauchte ein Oc-Hund auf. Sie spürten immer, wenn eine Fliegerin in der Nähe war. Die Hündin kam zu Philippa, schnüffelte an ihren Knien und setzte sich dann dicht neben sie. Philippa streichelte den schmalen Kopf. »Können Sie sich um die Kutschpferde kümmern, Blacher?«
»Oh, ja, Meisterin. Ich … ich meine, natürlich. Bleiben Sie … bleiben Sie denn lange?«
Sie lachte ehrlich amüsiert. »Ich hoffe nicht! Aber wer weiß?«
Er zuckte mit den Schultern und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Die zwei Lakaien stapften in der Kälte mit den Füßen und rieben sich die Arme. »Sie möchten sicher hineingehen«, sagte Blacher. »Jemand wird Ihnen etwas zu trinken bringen. Und Sie, Herr«, wandte er sich an den Kutscher, »bringen die Pferde hier entlang. Wir werden schon ein Plätzchen für sie finden.«
Als Philippa sich umdrehte, um den Dienern die Stufen hinauf zu folgen, stand der Oc-Hund auf und trottete hinter ihr her. Sie blieb stehen. »Wie heißt der Hund, Blacher?«
»Das ist Aliza, Meisterin.«
»Aha.« Philippa streichelte den seidigen Kopf des Hundes. »Ich glaube, sie möchte mich begleiten.«
»Oh, ja«, bestätigte Blacher. »Ganz bestimmt sogar.« Er sah an Philippa vorbei und sie wandte sich um und folgte seinem Blick.
Drei Soldaten in schwarzen Uniformen kamen die Stufen
herunter. Blacher hustete, zog sich zurück, und einen Augenblick später rollte die Kutsche um den Hof herum zu dem Kutschhaus jenseits der Stallungen. Philippa blieb stehen, wo sie war. Aliza drückte sich dicht an ihren Oberschenkel.
»Meisterin Winter? Seine Durchlaucht hat uns geschickt, damit wir Sie zu ihm bringen«, erklärte einer der Soldaten.
»Das ist doch lächerlich«, erwiderte Philippa. »Ich brauche keine militärische Eskorte. Oder dachte er, ich wäre hergekommen, ohne ihn zu besuchen?«
»Das weiß ich nicht, Pferdemeisterin«, erklärte der Anführer rundheraus. Er war ein Mann mittleren Alters und nach den Abzeichen auf seiner Schulter Hauptmann.
»Nein.« Mit Aliza an ihren Fersen marschierte Philippa an dem Mann vorbei. »Nein, natürlich können Sie das nicht wissen.« Als die beiden anderen Milizionäre nicht gleich Platz machten, fuhr sie die Männer an: »Aus dem Weg! Lassen Sie mich gefälligst durch.«
Beide stolperten auf den eisigen Stufen zurück, wobei der eine beinahe den Halt verlor. Philippa schnaubte, als sie an ihnen vorbeischritt.
Parksohn öffnete die Tür zur Halle und verbeugte sich. »Meisterin Winter«, sagte er feierlich, als wenn sie nicht zwischen zwei uniformierten Wachmännern stünde, die jeder eine Hand am Griff seines Degens hätten. »Ich würde eigentlich denken, dass heute kein guter Tag zum Fliegen ist.«
Sie zog die Kappe vom Kopf und schob eine graue Haarsträhne zurück in ihren Reiterknoten. »Ich bin mit der Kutsche gekommen.« Sie schüttelte den Schnee von ihrer
Kappe und steckte sie in ihren Gürtel. Sie schlüpfte aus ihrem
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