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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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der Matrose den Mast hinuntergeklettert war und kurz darauf die blau uniformierten Offiziere aus der Kapitänskabine zum Achterdeck gelaufen waren, um aufs Wasser zu blicken.
    Mahagoni sah aus wie eine Statue aus Kupfer. Sein rötliches Fell leuchtete in der Sonne, und die schwarzen, leicht gebogenen Flügel bewegten sich nicht. Er hielt den Kopf hoch erhoben, die Nase in den Wind, streckte die Hinterläufe in einer eleganten Linie aus und hob den Schweif wie eine schwarze Flagge. Ein Geflügeltes Pferd war es nicht gewohnt, die Flügel auf diese Art zu halten, und so bebten seine Muskeln an Amelias Schulter, als er versuchte, bei dem Wellengang nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Weil sie ihn darum gebeten hatte und weil er spürte, dass es wichtig war, hielt er die Flügel jedoch weiterhin hoch nach oben gereckt.
    Amelias Herz war von Stolz erfüllt, und sie war erleichtert. Zum Zeichen, dass sie verstanden hatten, schwenkte irgendjemand – vielleicht war es sogar ihr Vater – dreimal die blau-weiße Fahne über seinem Kopf. Sie tippte an Mahagonis Flügelspitzen, und er faltete sie wie einen großen Fächer sorgfältig und elegant zusammen. Sie hatte am Bug des schäbigen Fischerbootes gestanden und war sich in dem Moment wie der Vicomte an der Spitze einer Prozession vorgekommen. Der Erfolg schien zum Greifen nah, und vor lauter Freude brannten ihre Augen.
    Doch dann schrie Winnih von hinten: »Die Patrouille!«
Amelia sah sich zum inneren Hafen um, wo die Landungsstege aus nördlicher und südlicher Richtung aufeinandertrafen. Ein Patrouillenboot, dessen Bug mit Kanonen gespickt zu sein schien, rauschte unter vollen Segeln durch die Bucht. Dahinter glitt ein zweites flink wie ein Seevogel über das Wasser. Sie drängte Mahagoni so schnell sie konnte zurück, weg vom Bug des Schiffes, drehte ihn um und krabbelte mit ihm auf die klapprige Kabine zu.
    Als sie sie gerade erreichten, feuerte das erste Patrouillenboot eine Kanone ab.
    Es war zu weit weg, und die Kugel erreichte sie nicht, doch es war unverkennbar eine Warnung. Das Patrouillenboot wollte die Widderkopf offensichtlich davon abhalten, Marinan zu erreichen.
    Kleeh schoss zurück, doch die Kugel platschte ins Wasser.
    »Können Sie nicht schneller segeln?«, rief Amelia Winnih zu.
    Er schüttelte den Kopf. »Schneller geht nicht!«, erwiderte er schreiend.
    »Die Marinan wendet!«, rief sie. »Wenn wir hinter sie kommen …«
    Aber sie sah, dass das aussichtslos war. Obwohl die Matrosen rasch die Segel hissten, konnte das große Schiff nicht so schnell manövrieren. Sie hörte, wie die Segel im Wind flatterten, und sah, wie sich der Bug hob und senkte, tief in die schwere grüne See eintauchte und von seinem eigenen Kielwasser gebremst wurde. Die Patrouillenboote näherten sich ihnen. Das erste feuerte schon wieder. Das Platschen der Kugel kam näher, der Knall der Kanone war lauter.
    Jemand schrie etwas vom Deck der Marinan. Amelia vergrub hilflos ihr Gesicht an Mahagonis Hals. Man würde sie
wieder mitnehmen und von Mahagoni trennen. Sie hatte alle enttäuscht, ihren Vater, ihr neues Fürstentum, ganz zu schweigen von der Wolkenakademie. Kleeh würde angreifen, und es würde ein Krieg ausbrechen. Das konnte jetzt niemand mehr verhindern.
    Mahagoni warf den Kopf hoch und riss sich von ihr los. Er wieherte laut und vernehmlich gegen das Rauschen des Windes, den Kanonendonner und das Schreien der Männer an.
    Amelia blickte überrascht auf. Mahagoni reckte den Hals und blickte mit gespitzten Ohren und geweiteten Nüstern in Richtung Stadt.
    Amelia wirbelte herum und sah konzentriert in den hellen Himmel hinauf. Dort flog ein schwarzer Bote mit langen, schmalen Flügeln schnell auf die Bucht zu.
    »Seraph!«, schrie Amelia. »Oh, Mahagoni, das sind Seraph und Lark!«
    Weiter hinter ihnen tauchte ein zweites Geflügeltes Pferd auf, überflog den Turm der Jahreszeiten und schwebte hoch über die weiße Rotunde hinweg.
    Amelia kannte die zweite Fliegerin nicht. Das Pferd war hellgrau, hatte silberfarbene Flügel und einen weißen, fließenden Schweif. Die Reiterin war schlank und in Schwarz gekleidet, doch sie konnte hinter den Flügeln des Pferdes keinen Rock ausmachen, und sie sah auf die Entfernung auch nicht die für eine Pferdemeisterin typische Schirmmütze. Wer auch immer es war, hing über dem Sattelknauf wie eine ängstliche Erstklässlerin. Aber keine Erstklässlerin würde jemals über das Wasser fliegen, schon gar nicht ohne Leittier, das auf

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