Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Hauptstraße orientieren, die sich bis zum Fluss Arl durch das Fürstentum zog, und außerdem lagen an der Strecke einige größere Städte, die ihr anzeigen würden, ob sie auf dem richtigen Weg war.
Baron von Kleeh musste einfach wissen, was geschehen war. Ihm einen Brief zu schicken würde viel zu lange dauern. Niemand hörte auf sie, niemand glaubte ihr, aber Lark wusste ganz genau, dass es immer gefährlicher für Amelia wurde, je länger der Fürst sie gefangen hielt. Meisterin Stern würde sicherlich wütend werden, weil sie sich ihrem Befehl widersetzt hatte, doch Tup war Mahagonis Leittier,
und Amelia war ihre Freundin. Niemand anders unternahm etwas für sie.
Als sie den alten Turm erspähte, von dem die Stadt Quinz überragt wurde, wusste sie, dass sie die Hälfte des Weges hinter sich hatte. Das ungewöhnliche Muster des Turms, das sich aus schwarzen und weißen Steinen zusammensetzte, war im Atlas deutlich beschrieben. Sie hob den Zügel und trieb Tup nach Westen. Dort lag zwischen der Stadt und den Gebirgsausläufern des Marin-Gebirges ein niedriger Bergkamm, der mit gelblichen Eukalyptusbäumen bewachsen war.
Tup senkte sich nach unten ab, schwebte dicht über den Kamm hinweg und flog hinter den Bäumen in ein grasbewachsenes Tal. Ein Bach floss plätschernd nach Süden, wo er irgendwann in den Arl mündete. Tup breitete die Flügel aus und schwebte auf die Wiese zu, streckte die Hufe aus und machte den Hals lang. Lark ließ ihn selbst die Stelle wählen, an der er aufsetzen wollte. Er landete problemlos und galoppierte sicher auf den kleinen Bach zu. Hohe, steife Grashalme kitzelten Lark durch ihren Reitrock hindurch an den Knien, Tup wechselte in den Trab und blieb schließlich am Wasser stehen. Lark hob ihr Bein über den Vorderzwiesel und glitt auf den Boden. Sie nahm Sattel und Decke von Tups schweißnassem Rücken und führte ihn ein bisschen herum, damit er etwas abkühlte, bevor er soff.
Sie hatte beim Frühstück ein wenig Toast und Speck in eine Serviette gepackt und aus dem Speisesaal geschmuggelt. Die holte sie jetzt heraus und aß davon, obwohl beides kalt war und nicht besonders gut schmeckte. Tup knabberte wenig begeistert an den Grashalmen herum. Sie waren hart und trocken, die Spitzen waren voller Samen und die Stängel ziemlich dick.
»Heute Abend wirst du etwas Besseres bekommen«, versprach Lark.
Er schüttelte den Kopf, dass sein Zaumzeug klapperte. Sie führte ihn zurück zu dem Fluss. »Trink noch ein bisschen, dann fliegen wir weiter«, sagte sie. Er raschelte zustimmend mit den Flügeln und steckte die Schnauze ins Wasser. Die späte Herbstsonne spiegelte sich auf dem Bach, auf Tups glänzendem Fell und den seidigen Flügeln. Gebannt von dem wunderhübschen Anblick, hielt Lark inne. Sie blickte zu den Gebirgsausläufern im Westen, dann in Richtung Norden. Zu Hause sollten das Schilf eigentlich bereits geerntet und die Blutrüben auf dem Weg zum Markt sein, doch dieses Jahr war alles anders. Jetzt, wo Nikh bei der Miliz war, hatten Broh und Edmar mehr Arbeit. Und wenn sie wüssten, in welchen Schwierigkeiten Lark steckte, würden sie sich bestimmt noch viel mehr Sorgen machen.
Sie seufzte. Wenn Fürst Wilhelm seinen Willen bekam, spielte das alles keine Rolle mehr. Er würde mit Sicherheit verhindern, dass sie die Silbernen Flügel, das Abzeichen einer Pferdemeisterin, erlangte. Unabhängig davon, dass Lilian, Beryl und etliche andere loyale Mädchen dem Fürsten nach wie vor ihr Vertrauen schenkten, war keineswegs sicher, ob am Ende überhaupt eine von ihnen zur Pferdemeisterin ernannt wurde.
Sie fuhr mit der Hand über Tups Rücken und stellte fest, dass er trocken war. Dann warf sie die Decke über ihn und hob schwungvoll den Sattel darauf. Während sie die Gurte festzog, sagte sie: »So ist das, mein kleiner Tup. Fliegen wir nach Arlehn und hoffen, dass wir problemlos den Palast und Baron von Kleeh finden. Wie es dann weitergeht, weiß ich allerdings auch nicht. Ich schätze, die dortigen
Pferdemeisterinnen werden nicht gerade begeistert sein, wenn eine Drittklässlerin ohne Erlaubnis bei ihnen landet. Sie werden mich bestimmt nach einer kurzen Rast wieder nach Oscham zurückschicken.«
Tup wandte ihr den Kopf zu und sah sie mit seinen glänzenden schwarzen Augen eine ganze Weile an. Sie streichelte seine Wange. »Ja«, sagte sie leise. »Ja, mein braver, guter Junge. Was auch immer geschieht, Hauptsache, wir zwei sind zusammen.«
Sie stieg in den Sattel, stellte
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