Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Lippen zusammen. »Was ich glaube, spielt ja wohl keine Rolle, Schwarz. Wir stehen im Dienst des Fürsten, oder?«
Lark merkte, wie ihre Wangen vor Entrüstung rot anliefen. »Es spielt sehr wohl eine Rolle, weil Amelia nämlich ein liebenswertes, nettes Mädchen mit tadelloser Herkunft ist. Sie verkörpert alles, was wir von einer Pferdemeisterin erwarten.«
»Genau wie du, hm?«, schoss Beryl provozierend zurück. Lark war verletzt, biss sich jedoch auf die Lippe und schwieg.
»Beryl! Sprich nicht so mit Lark!«, schaltete sich Anabel ein.
»Aber sie hat doch Recht. Erst als Schwarz gekommen ist, hat der ganze Ärger überhaupt angefangen, oder? Und jetzt noch dieses Mädchen aus Kleeh … Vielleicht hätte die Leiterin in beiden Fällen auf unseren Fürsten hören sollen«, gab Lilian zu Bedenken.
Die rothaarige Isobel beugte sich nach vorn, ihre Sommersprossen setzten sich von ihren blassen Wangen ab. »Ich mag sie«, erklärte sie mit Nachdruck, »Amelia, meine ich.« Ihr Blick zuckte zu Lark hinüber. »Dich natürlich auch, Schwarz«, fügte sie hinzu. »Tut mir leid.«
»Du magst doch sowieso alle!«, fuhr Beryl sie spitz an. »Das beweist also noch gar nichts.«
»Hier muss auch nichts bewiesen werden.« Das kam von
Grazia, die sich üblicherweise so sanft verhielt, wie es ihr Name vermuten ließ. »Es sollte reichen, dass Leiterin Winter beide aufgenommen hat. Also schulden wir ihnen unsere Loyalität.«
»Unsere oberste Loyalität gilt dem Fürsten …«, setzte Beryl erneut an, doch Hester unterbrach sie, indem sie eine Hand hob und von einer zur anderen blickte.
»Mädchen. Wenn wir uns streiten, sind wir kein Deut besser als die Edlen des Rates. Mama sagt, sie würden gar nichts anderes mehr tun.«
»Deine Mama gehört aber eigentlich nicht zum Rat, Morgen«, zischte Beryl.
Hesters Augen blitzten in der Dämmerung. »Aber Papa ist klug genug, sich in beinahe jeder Angelegenheit mit ihr zu beraten.«
»Baronin Beeht ist brillant«, schwärmte Anabel, woraufhin Lark ihr einen zustimmenden Blick zuwarf. Sie lächelten sich an, und Lark fühlte sich gleich ein bisschen besser.
Schließlich lösten sie die Besprechung auf und gingen alle zu ihren Betten. Als Beryl sich umdrehte, warf Lark dem dunkelhaarigen Mädchen einen letzten zweifelnden Blick zu. Beryls Bemerkungen hatten ihr wehgetan. Lark hatte geglaubt, dass es solche Vorbehalte gegen ihre bescheidene Herkunft, zumindest bei den Mädchen aus ihrer eigenen Klasse, nicht mehr gab.
Als die anderen weg waren, sagte Hester: »Es ist schlimmer als sie denken, Schwarz. Mama sagt, dass Prinz Frans und der alte Graf Tagschmidt versucht haben, ihre eigene Miliz aufzubauen, doch ihnen fehlten die Mittel. Prinz Frans ist nach Arlehn gereist, um Prinz Nicolas um Hilfe zu bitten. Dort musste er erfahren, dass sich Prinz Nicolas auf die Seite des Fürsten geschlagen hat und ihn jetzt mit Geld
und Männern unterstützt. Sie haben sogar die Schifffahrtswege blockiert, so dass keine Hilfe nach Oc gelangen kann.«
Lark fröstelte, sie schlang die Arme um sich. »Was wird geschehen?«
Hester zuckte mit einer Schulter. »Das weiß niemand. Aber es wird bestimmt nichts Gutes sein.«
Lark zögerte, dann sagte sie: »Hester, findest du nicht auch, dass unbedingt jemand Amelias Vater informieren sollte?«
Hester seufzte erschöpft. »Meisterin Stern ist der Ansicht, dass die Akademie schon genug Schwierigkeiten hat, auch ohne dass Kleeh uns seine Streitkräfte auf den Hals hetzt.«
»Aber er sollte wissen, was passiert ist«, beharrte Lark.
Hester streckte in einer hilflosen Geste die Hände aus. »Es weiß doch niemand, was wirklich vorgefallen ist. Noch nicht, jedenfalls.«
»Ich schon«, widersprach Lark.
»Du glaubst, es zu wissen. Das ist nicht dasselbe.«
Schließlich gab es nichts mehr zu sagen. Hester kletterte in ihr Bett, und Lark schlug ihre Decke zurück und schlüpfte darunter. Sie löschte die kleine Lampe neben ihrem Bett und drehte sich auf die andere Seite. Hester hatte bereits die Augen geschlossen, doch Lark lag noch lange unruhig wach.
Fürst Wilhelms Versagen wurde ihr immer deutlicher. Nicht nur, dass er sie hasste, weil sie Tup an sich gebunden hatte, oder dass er Meisterin Winter gezwungen hatte, aus Isamar zu fliehen, weil er sie von der Akademie geworfen und sogar gedroht hatte, sie einzusperren, wodurch sie Wintersonne verloren hätte. Das gesamte Fürstentum Oc
war gespalten, die Menschen spionierten einander aus und
Weitere Kostenlose Bücher