Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Brett daneben. »Wenn ich nur noch eins herausreißen könnte, dann würdest du zu mir kommen, Beere«, murmelte sie. »Aber für Mahagoni müsste ich mindestens vier von diesen verdammten Dingern entfernen. Ich darf seine Flügel nicht gefährden.«
Sie griff durch die Lücke und zog den Spaten durch die Öffnung nach draußen. Die Sonne stand jetzt hoch über den Bäumen. Sie arbeitete mit dem schweren Werkzeug an den Brettern. Es war schwerer von außen und sie dachte gerade darüber nach, ob es vielleicht besser wäre, wieder nach innen zu steigen und es von dort zu versuchen, als sie den Fürsten hinter sich hörte.
»Na, na, Riehs«, sagte er mit auffallend heller Stimme. Sie hatte ihn nicht kommen gehört. »Sie machen sich wohl gern die Hände schmutzig, was?«
Sie erstarrte nur einen kurzen Moment, dann lehnte sie langsam den Spaten gegen die Wand. Sie wischte sich Dreck und Staub von ihrem Wams und hob die Hände, um die Haare zurückzustreichen, bevor sie sich herumdrehte und den Kopf vor ihm verneigte. »Guten Morgen, Durchlaucht«, sagte sie. Sie versuchte so hoch zu sprechen wie er selbst. Seine Kleidung war makellos. Er trug enge Hosen, offensichtlich neue Stiefel und dazu eine bestickte Weste mit einem aufwendigen Muster in Rot, Lila und Blau.
»Was tun Sie um diese Uhrzeit denn hier draußen?«, erkundigte er sich.
»Sie haben doch sicher nicht erwartet, Fürst Wilhelm, dass ich meine Notdurft auf dem Boden dieser armseligen Hütte verrichte?«
Er verzog einen Mundwinkel zu einem kühlen Lächeln. »Vergeben Sie mir«, erwiderte er mit einer leichten Verbeugung. »Ich habe Ihre vornehme Herkunft vergessen.« Seine Miene wirkte beherrscht, und er hatte die weißblonden Haare zu einem Zopf zusammengebunden, aber irgendetwas an seinen Augen bereitete ihr Unbehagen. Sein Blick war irgendwie nicht aufrichtig.
Sie atmete ruhig, bis das Gefühl verschwand, und hielt sich so gerade, wie sie nur konnte, während sie in seine schwarzen Augen blickte. »Wie ich sehe, sind Sie auch ein Frühaufsteher, Durchlaucht.«
»Nun«, entgegnete er, »schließlich habe ich Gäste.«
»Ganz recht«, erwiderte sie. Ihr Mund war wie ausgetrocknet, und sie schluckte, um ihn zu befeuchten. Hoffentlich bemerkte er es nicht. »Wie haben Sie vor, für Ihre Gäste zu sorgen?«
Er zog die Gerte unter seinem Arm hervor und deutete damit auf sie. »Bleiben Sie hier stehen«, befahl er. Er zog einen schweren Eisenschlüssel aus der Tasche und schob ihn in das Schloss an der Tür. Sie bemerkte, dass er seine ganze Kraft aufbringen musste, um die Tür zu öffnen. Sie riss sich zusammen und überlegte, dass sie einfach loslaufen konnten, wenn Mahagoni aus der Hütte war. Vielleicht würde Beere den Fürsten aufhalten, während sie zu den Bäumen rannten.
Doch er musste ihre Gedanken geahnt haben. Als die Tür weit genug geöffnet war, damit die Tiere herauskommen konnten, trat er neben Amelia und packte ihren Arm. Sie war sich der Gerte in seiner anderen Hand deutlich bewusst. »Hier entlang, Riehs«, sagte er mit seidiger Stimme. »Erlauben Sie mir, Sie zu begleiten.«
Als er sie zwang, zurück zu den Eichen und Eschen zu gehen,
die um die Wiese herumstanden, hörte sie das unverkennbare Geräusch von großen Flügeln in der Luft. Im Osten erschienen zwei Geflügelte Pferde, die wie riesige elegante Adler am Horizont entlangschwebten. Amelia versuchte sich Wilhelm zu widersetzen, um unter freiem Himmel zu bleiben, doch der Fürst war stärker und zwang sie, unter die Bäume zu gehen. »Mahagoni! Zurück!«, rief Amelia. Ihr Fohlen warf verwirrt den Kopf nach oben, tänzelte um sie herum, stapfte durch das Dickicht der Haselnusssträucher und drückte mit den Flügeln gegen die Halter. Wegen des Fürsten kam er nicht in ihre Nähe, aber er war zu aufgeregt, um zuzuhören oder zu verstehen. Die Geflügelten Pferde flogen quälend langsam über die Wiese hinweg und verschwanden nach einem kurzen Moment außer Sicht. Amelia konnte nicht einmal erkennen, wer da nach ihr gesucht hatte.
Der Fürst lachte leise, und sie sah zu ihm hoch. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was Sie von mir wollen.«
»Meine liebe Riehs«, erwiderte er im Plauderton, »jedenfalls interessiert mich nicht Ihr diplomatisches Geschick.«
»Das habe ich mir gedacht, obwohl ich Ihnen versichern kann, Durchlaucht, dass es beträchtlich ist.« Mahagoni hatte sich ein bisschen beruhigt, schnaubte mehrmals, folgte ihnen mit Abstand und ließ dabei
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