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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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brächten, den Zauber »anzunehmen«.
    Das Problem war nur, dass sie nicht die Einzigen waren,die sich in dieser Nacht für den Leuchtturm interessierten. Seine runden weißen Wände schienen die unerschrockenen jungen Vandalen immer wieder dazu zu verlocken, sie mit riesigen Penissen zu besprühen. Meggie war bewusst, dass die Polizei regelmäßig durch den Park patrouillieren würde, um Übeltäter fernzuhalten. Doch ob mit oder ohne Polizei, der Leuchtturm musste noch heute Nacht mit Gestricktem umhüllt werden.
    Meggie, Bitty und Carson suchten sich lautlos ihren Weg durchs Gestrüpp und kletterten über die Zäune, die den langen, überwucherten Hügel hinunter bis zum Leuchtturm führten. Als sie aus östlicher Richtung unten ankamen, stand er vor ihnen, leuchtend weiß und monumental wie ein Kirchturm vor den schwarzen Wassern des Hudson. Sie kauerten sich in die Büsche.
    »Sieh mal«, flüsterte Bitty.
    Meggie folgte dem Blick ihrer Schwester. Ein Polizist wanderte mit ausgeschalteter Taschenlampe durch den Park und schwang dabei den Arm hin und her, so dass er in der wogenden Dunkelheit am Fluss wie eine Figur aus einer Lagerfeuergeschichte wirkte. Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber womöglich pfiff er sogar vor sich hin.
    »Planänderung«, erklärte Meggie. »Nur einer von uns geht. Es ist zu riskant, zu dritt zum Leuchtturm zu klettern und die Wolle drumzuwickeln. Und da ich die Anführerin der Truppe bin, werde ich es tun.«
    »Auf keinen Fall«, entgegnete Bitty. »Wenn jemand geht, dann ich.«
    »Wieso du?«
    »Wie du gesagt hast: Du bist verantwortlich für diese Aktion. Die Strickbrigade kann es sich nicht leisten, dich zu verlieren.«
    Sie griff nach Meggies Wolltasche. Meggie zog sie zurück.
    »Nein – ich werde gehen«, sagte Carson, und seine Augen leuchteten vor Aufregung. »Lasst mich gehen«, beharrte er. »Ich bin der Kleinste. Ich bin schnell. Ich bin nicht so groß wie ihr beiden, deshalb wird mich der Polizist nicht sehen.«
    »Netter Versuch«, meinte Bitty bloß.
    »Nein, ernsthaft.« Carson deutete mit dem Finger nach vorn. »Seht. Da ist eine Kette, die den Weg hoch zum Leuchtturm versperrt. Wenn eine von euch beiden geht, muss sie darübersteigen oder darunter hindurchklettern. Und das könnte Lärm machen, nicht wahr? Aber ich kann mich blitzschnell darunter hinwegducken.«
    »Da ist was dran«, stimmte Meggie zu.
    Bitty schwieg.
    »Hör zu«, wandte Meggie sich an sie. »Wenn es so aussieht, als würde er gleich geschnappt werden, dann werde ich irgendein Ablenkungsmanöver starten.«
    Carson legte Bitty eine Hand auf die Schulter. »Mom. Machst du dir Sorgen, dass du ein schlechtes Vorbild sein könntest?«
    »Ich mache mir Sorgen, dass ich das schon längst bin«, erwiderte Bitty.
    »Brauchst du nicht. Ich weiß doch, dass das hier mildernde Umstände sind«, sagte er.
    »Hübsche Wortwahl«, warf Meggie ein.
    »Das ist das Verrückteste, was ich je getan habe«, sagte Bitty. »Zehn Jahre guter Erziehung gehen in einer einzigen Nacht flöten.« Sie richtete sich mit flehendem Blick an Carson: »Du weißt, was du tun musst, oder? Du schleichst dich bloß hinauf, machst eine Schlinge um den Fuß des Leuchtturms, bindest rasch einen Knoten und verschwindest dann. Du solltest insgesamt nicht länger als eine Minute brauchen.«
    »Ma«, antwortete Carson entschieden, während er Meggie die Tasche abnahm. »Ich mache das schon. Okay? Ich mache das schon.«
    Er hängte sich die Tasche über die Schulter und wartete. Meggie war beeindruckt von seiner Ruhe. Sie fragte sich, ob die vielen Superhelden-Comics sich nun auszahlten. Als der Streifenpolizist sich von ihnen entfernte, um auf die Nordseite des Parks zu gehen, lief Carson los. Es raschelte ein wenig, als er aus dem Unterholz auf die Wiese trat, doch als er zum Leuchtturm hinaufeilte, machte er kein Geräusch.
    »Du kannst wirklich stolz sein«, flüsterte Meggie.
    »Stolz darauf, dass ich meinem Sohn beibringe, heimlich herumzuschleichen und sich vor den Cops zu verstecken?«
    »Deine Kinder sind super«, ließ Meggie sich nicht beirren. »Sie sind lustig und klug und lieb. Ich dachte eigentlich gar nicht, dass ich Kinder mag, bis ich angefangen habe, Zeit mit deinen beiden zu verbringen. Und das hat alles mit dir zu tun, Bit. Mit der Art von Mutter, die du bist. Deshalb will ich nur sagen, dass ich finde, du kannst stolz sein.«
    Bitty schwieg.
    »Musst du … Sind das …?« Meggie glaubte, etwas Silbernes in Bittys

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