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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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einander eine Weile. Carson schwirrte vor und zurück, je nachdem, wie die Schritte des Polizisten klangen, die immer nur wenige Meter von ihm entfernt waren.
    »Er ist brillant«, flüsterte Meggie so leise, dass sie die Worte kaum aussprach.
    Der Polizist blieb stehen, und Carson tat es ihm nach. Das Wasser umspielte den Fuß des Leuchtturms und die Felsen am Ufer. Der Mann stand still und lauschte mit der Aufmerksamkeit eines Jägers. Er hatte etwas gehört. Er schwenkte den Strahl seiner Taschenlampe auf das Unterholz, in dem Meggie und Bitty sich versteckt hielten.
    Meggie war sich sicher, dass es das jetzt gewesen war – sie würden alle in den Knast wandern. Doch dann durchschnitt plötzlich ein entsetzliches Geheul die Dunkelheit. Der Mann zuckte zusammen. Es klang wie das Lachen einer Hyäne – der Klingelton seines Handys. Er schnaubte über seine eigene Ängstlichkeit und ging fröhlich ran.
    »Hey, Süße«, sagte er so laut, dass ihn sogar Bitty und Meggie hören konnten. »Ich hatte gehofft, du würdest anrufen.«
    Abgelenkt ging er auf dem Steg zurück zum Rasen, wobei seine Stiefel bei jedem Schritt über das Wasser laut hallten. Meggie seufzte jedoch erst erleichtert auf, als er erneut am anderen Ende des Parks angekommen und Carson damit fertig war, die Wollschnur um den riesigen Betonfuß des Leuchtturms zu wickeln, und zurück zu ihnen ins Gebüsch geeilt war.
    »Habt ihr das gesehen?«, flüsterte er. »Habt ihr das gesehen? Ich könnte mich bei der CIA bewerben!«
    Bitty gab ihm einen Kuss. »Komm bloß nicht auf dumme Gedanken.«
    »Du wärst der perfekte Mann für die CIA«, hielt Meggie dagegen. »Gut gemacht, Cars.«
    Sie streckte die Hand aus, damit er sie abklatschte.
    Und Carson schlug in seinem Stolz und Überschwang so fest ein, dass es klang, als würde ein Blitz mitten in einem Feld einschlagen.
    Am anderen Ende des Parks ging die Taschenlampe erneut an. Der Polizist rief über die mit Kiefern übersäte Wiese, und seine Stimme klang donnernd wie ein Gewehrschuss. »Wer ist da?«
    »Verdammt!«, fluchte Meggie.
    Sie schnappte sich Carsons Hand, und sie rannten wie eine Herde stolpernder Rehe davon.

Kapitel 21
    Beginne mit der letzten Reihe
    Am Halloween-Morgen wurde Tarrytown von strahlendem Sonnenschein geweckt. Der Himmel war kristallklar, die Hügel leuchteten in Orange- und Rottönen und dem letzten Grün der gutgedüngten Gärten. Die Kinder, verkleidet als Prinzessinnen, Ninjas, Gorillas, Spinnen und Cartoonfiguren, warteten ungeduldig auf die Morgenparade. Die Pfadfinder hängten ihre Wagen mit den Darstellungen der »Legende von Sleepy Hollow« an den Pickup ihres Gruppenleiters. Die Highschool-Band machte sich bereit für ihren Auftritt. Der Assistent des Bürgermeisters fuhr das kirschrote Cabrio seines Chefs ein letztes Mal durch die Waschanlage.
    Doch noch vor Beginn der Parade fielen einigen aufmerksamen Teilnehmern und Zuschauern merkwürdige Dinge auf. Frühmorgendliche Jogger bemerkten eine Ampel, die in einen Cardigan gehüllt war und deren Lichter wie riesige Knöpfe in Rot, Gelb und Grün aussahen. Wochenendpendler sahen, dass der schwarze Hörer von Tarrytowns letzter öffentlicher Telefonzelle mit einem kraus rechts gestrickten Regenbogenmuster überzogen war. Der Baumstumpf vor dem Bürgermeisteramt wurde eng von einem Schlauch aus Baumwollstoff ummantelt. Und auf den dekorativen Bäumchen vor der Bank waren weiße Spitzendecken wie riesige Spinnennetze drapiert worden.
    Nach und nach machten sich die Einwohner Tarrytowns gegenseitig auf den eigenartigen Vandalismus aufmerksam, der nicht so recht zu Halloween passen wollte; auf das große Peace-Zeichen aus Wolle, das in den Maschendrahtzaun vor der Highschool gewebt worden war, auf die Wolllocken, die wie Luftschlangen von der Markise der Zoohandlung hingen. Aber nur wenige konnten sich einen Reim darauf machen. Manche lächelten, als sie das als Kürbis verkleidete Parkverbotsschild sahen. Viele hatten jedoch andere Dinge im Kopf und nahmen die Veränderungen kaum wahr.
    Die Nacht des Unfugs, sagten sie. Irgendetwas ist ja jedes Jahr los.
    Steve Halpern war im Bademantel vor die Tür seines Hauses hoch oben auf dem Hügel getreten, um die Zeitung hereinzuholen. Während seine Frau seinen Krawattenhalter drehte, um die knallrote Reiterkrawatte zu finden, die er jedes Jahr an Halloween trug, griff er nach der Zeitung auf dem feuchten Gras und sah, dass der alte steinerne Pfosten auf dem Bürgersteig, an den

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