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Die Würde der Toten (German Edition)

Die Würde der Toten (German Edition)

Titel: Die Würde der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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bestand keine Notwendigkeit zur Eile. Außer vielleicht für ihn. Begraben und vergessen.
    Was mochte Ihre Mutter, was war ihr wichtig?, hatte die Frau aus dem Keller gefragt. Neugierig und unerbittlich. Aber es interessierte ihn nicht, war ihm, verdammt noch mal, egal. Er sollte passende Musik heraussuchen für die Trauerfeier. Brauchte einen Anzeigentext für die Zeitung, musste Leute informieren. Da war durchaus noch Verwandtschaft, deren Existenz er aber viel lieber ausgeblendet hätte.
    Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln. Seine Füße lagen auf dem Wannenrand. Diese Henry war bereit, alles zu organisieren, nur lag ihr penetrant viel an dem, was sie Trauerarbeit nannte.
    Langsam beugte er die Knie und sein Kopf verschwand wieder im gedämpften Rauschen. Blödsinn, das alles. Er kam auch so zurecht.

* * *

    Die plüschige Sitzecke im »Club 18« war Alfred Westermanns bevor zugter Platz für Verhandlungen. Entspannte Atmosphäre, gedämpfte Beleuchtung, diskreter Service. Seine Jungs außer Hörweite, aber mit Sichtkontakt. Von der Bar wehte das Lachen der leicht bekleideten Damen herüber. Mit denen wollte er sich später noch beschäftigen. Jetzt ging es ums Geschäft. Doch das Gespräch verlief alles andere als befriedigend.
    »Ich dachte, wir waren uns einig?« Mehr als eine leichte Überraschung ließ er sich nicht anmerken.
    Kolja Bilanow beugte sich nach vorne, griff nach dem Longdrinkglas und ließ die Eiswürfel kreisen.
    »Dinge ändern sich.«
    »Inwiefern?«
    Bedächtig nippte Bilanow, tupfte Mundwinkel und Schnurrbart mit der Serviette ab und stellte das Glas auf den Tisch. Er lehnte sich zurück und bettete die gefalteten Hände in den Schoß, ehe er antwortete.
    »Meine Arbeit macht mir Freude, aber ich werde nicht jünger. Noch ein paar Jahre, dann will ich mich zur Ruhe setzen. Du hast einen meiner besten Männer abgeworben«, sagte er ruhig. »Das gefällt mir nicht. Doch ich verstehe es. Du weißt, ich bin nicht nachtragend. Obwohl es mein Plan war, dass er meine Angelegenheiten für mich weiterführt, trotz der kleinen Unstimmigkei ten, die wir zuletzt hatten. Nun muss ich umdenken für meine Zu kunft. Daher habe ich nachgerechnet. Der Gewinn stimmt, das Risiko stimmt, die Abwicklung ist einfach – wie immer. Nur, was mir nicht mehr schmeckt, ist die Verteilung. Es bleibt zu viel Risiko für mich und zu viel Gewinn für dich.«
    Eine Frage des Geldes also. Und eine Frage des Respekts. Alfred Westermann blinzelte nicht einmal. »Wenn du aussteigen willst, nur zu, dann bleibt der ganze Gewinn für mich.«
    »Aus Geschäften mit dir steigt man nicht einfach aus, das wissen wir beide. Aber ich weiß auch, dass du jemanden suchst, auf den du verdammt wütend bist.«
    »Den kleinen, dreckigen Totengräber?«
    Bilanow neigte bestätigend den Kopf zur Seite. »Wir verhandeln neu, und ich sage dir, wie du ihn findest.«
    Im Gegensatz zu den Damen an der Theke ließ Westermann sich nicht von der kehligen, weichen Stimme seines Gesprächspartners einwickeln. Westermanns Urteil über ihn war längst gefallen.
    »Interessiert?«
    Einmal Denunziant, immer Denunziant. Es schadete nicht, die Information trotzdem zu nutzen. »Es lebe der Verrat.« Westermann lächelte sanft.

* * *

    Es war schon beinahe Mitternacht, als Katja Leger die Wohnungstür aufschloss. Ihre Absätze klapperten über den Flur und Adrian ging ihr zögernd ein paar Schritte entgegen.
    »Wie geht es dir?«
    Katja musterte ihn besorgt. Sie war den weiten Weg von München nach Frankfurt gekommen, nachdem sie seine SMS mit der Nachricht von Elisabeths Tod erhalten hatte. Obwohl sie am nächs ten Morgen pünktlich zu einem Geschäftstermin wieder zurück sein musste. Wenige und zumeist schlaflose Stunden, die sie gemeinsam verbringen konnten in dieser Nacht. Adrian neigte den Kopf leicht zur Seite.
    »Geht schon«, murmelte er vage und verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. »Elisabeths Tod kam nicht wirklich überraschend. Irgendwie habe ich«, er machte eine kurze Pause, »habe ich darauf gewartet.«
    Erleichtert stieß sie die Luft aus und umarmte ihn. »Ich bin froh, dass du das endlich aussprichst. Es ist natürlich immer«, sie schien nach dem passenden Wort zu suchen, »bedauerlich, wenn ein Mensch stirbt.«
    Bedauerlich? Er hatte darauf gewartet, gelauert, gehofft und es herbeigesehnt. Er fragte sich, ob er sich dafür schämen müsste. Aber er schämte sich nicht.
    Katja strich sanft über seinen Nacken. »Wenn du mich

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