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Die Würde der Toten (German Edition)

Die Würde der Toten (German Edition)

Titel: Die Würde der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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leuchtete ihr ein, wie Adrian seinen merkwürdigen Wunsch erklärte. Elisabeth hatte es nicht geschafft, die Zeit aufzuhalten.
    »Sie war alt und runzlig, wenn dir das hilft.«
    Er grunzte zustimmend und schloss die Augen. Offenbar wollte er nicht mehr zu dem Thema sagen.
    »Hör mal – ehe du hier einschläfst: Hast du nichts Besseres vor, als auf meinem Fußboden herumzuschnarchen?«
    »Ich schnarche nicht. Da kannst du Katja fragen.«
    »Heute kein Date mit ihr?«, bohrte Henry weiter und überspielte das unpassende Gefühl, das die Erwähnung dieses Namens bei ihr auslöste.
    »Nein.«
    »Keine sonstigen Freunde, die auf dich warten?«
    Jetzt öffnete Adrian die Augen wieder und kratzte sich das Kinn. »Klingt, als wolltest du mich loswerden. Du hattest auch nichts Besseres zu tun, als mich aufzusammeln und mit nach Hause zu schleppen wie einen herrenlosen Hund.«
    Henry schubste Mephisto von ihren Knien, der ärgerlich maunzte und sich zu Adrian trollte. Sie strich über den Teppich und malte mit dem Finger Muster in den kurzfaserigen Flor.
    »So wie es aussieht, bin ich eher der Katzentyp. Hunde sind treue Seelen. Mit denen kann ich nicht gut umgehen. Ich habe dir einen Knochen zum Spielen hingehalten und ihn dir dann wieder weggenommen. So was macht man nicht mit treuen Seelen.«
    Adrian drehte sich auf die Seite und stützte sich auf dem Ellbogen ab. Genüsslich rieb Mephisto sich an seiner Schulter. »Und du bist sicher, dass es an dem Knochen für mich nichts zum Abnagen gibt?«
    Die Hand hielt still. Ihr Blick zuckte kurz unter den Wimpern hindurch und traf ihn direkt in den Unterleib.
    »Die Fotos, meine ich!« Er wusste nicht, ob er die Erklärung für sie oder für sich selbst geben musste.
    Henry stand auf und zog die Pulloverärmel über die Hände bis zu den Fingerspitzen. Dann schlang sie die Arme um die eigene Mitte, als ob sie fröstelte. »Natürlich, die Fotos – was sonst?« Gefolgt von Mephisto verließ sie das Zimmer.
    »Es ist Zeit, dass du nach Hause gehst.«

* * *

    Diesmal hatte ihm keiner wehgetan. Im Gegenteil. Die weiße Linie verschaffte Jürgen Erleichterung. Er zog das Pulver durch die Nase hoch und spürte, wie kleine Funken in seinem Schädel explodierten. Das Feuerwerk löschte den Schmerz für eine Weile, und das Leben war kein schwarzes Loch mehr. Die Pechsträhne musste bald vorbei sein. Wenn nur Henry mitspielte. Dann konnte gar nichts schiefgehen. Morgen, ganz sicher, morgen würde man ihn gehen lassen.
    Henry hilft mir immer, hatte er gesagt und den Ohrring gezeigt, den sie ihm geschenkt hatte. Seine Hand fuhr zum Kopf und tas tete über den Verband. Ein hysterisches Kichern ließ seine Schultern beben.
    Was war schon ein Ohr.

Tag 12 – Freitag
    Mephistos Pfote kratzte ungeduldig über Henrys Bettdecke. Er maunzte anklagend und lang anhaltend. Erschrocken fuhr ihr Kopf aus den Kissen und ihre Hand zerrte den Wecker heran. Zwei Uhr siebenunddreißig. Die Zeiger bewegten sich nicht. Wie lange schon nicht mehr? Nachdem Adrian am Abend gegangen war, hatte sie sich sofort ins Bett gelegt. Erschöpft von einem Tag, der ihre Kräfte fast zur Gänze gefordert hatte. Nie zuvor war es ihr so schwergefallen zu lügen, und dabei Gelassenheit und gute Laune zu heucheln. Und dann war sie, in ihrem Bemühen, Adrian von ihrer Lügerei abzulenken, wie eine Idiotin in die Falle ge trampelt. Dieses dämliche Gerede über Sex! Er musste gedacht haben, sie versuche ihn anzumachen, ihn zum Betrug an seiner Freundin zu überreden. Das peinliche Gefühl kroch ihr erneut bis in die Haarspitzen.
    So zügig wie es ihr immer noch schlaftrunkener Körper erlaubte , schwang sie die Beine aus dem Bett, hob den kleinen Kater auf ihre Knie und rieb ihr Gesicht an seinem Rücken. Auf sein Zeitgefühl war immer Verlass, und sie bedankte sich mit zärtlich gemurmelten Worten für den Weckdienst. Egal wie spät es schon war, ein paar extra Streicheleinheiten hatte er sich dafür verdient.
    Ein Blick auf die Uhr in der Küche bestätigte Mephistos perfektes Timing. Sie hatte nur eine Viertelstunde eingebüßt. Wenn sie auf ein Frühstück verzichtete, konnte sie problemlos die gewohnte S-Bahn erwischen. Sie versorgte Mephisto mit ein paar Leckerlis und entließ ihn über den Balkon nach draußen. Dann huschte sie durchs Bad, schlüpfte hastig in frische Wäsche und zog kurz darauf die Wohnungstür ins Schloss. Direkt dahinter rannte sie Ria Fornoff in die Arme. Diese machte sich gerade auf, um wie jeden

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