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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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fand den Weg zum Treppenhaus ganz leicht, indem er den langsam abkühlenden Neonröhren folgte, die er gerade ausgeschaltet hatte. Simon lächelte im Dunkeln – er fand neue Technologien toll. Jetzt war er bereit, die Jagd auf sein Opfer zu eröffnen, den schlanken, athletischen Gefangenen, der Simon an einen erschrockenen Vogel erinnert hatte.
    Er lief zwei Treppenabsätze hinunter, bevor er Schritte hörte. Sehr leise ging er die Stufen bis zum nächsten Absatz zurück und richtete seine Uzi auf den Eingang zum Treppenhaus. Nach ein paar Sekunden sah er drei verschiedene Strahlen von Taschenlampen, die sich durch den Flur herantasteten. Das konnte man den Agenten eigentlich nicht zum
Vorwurf machen – unter den gegebenen Umständen hatten sie kaum eine andere Wahl, als ihre Taschenlampen zu benutzen. Das änderte allerdings nichts am Ergebnis. Auf dem infraroten Display sah Simon eine warme Hand, die einen hellen Zylinder gepackt hielt, und ein geisterhaftes Gesicht, das aussah, als wäre es in Leuchtfarbe getunkt worden. Bevor der Agent die Taschenlampe auf ihn richten konnte, feuerte Simon zwei Kugeln in seinen glänzenden Kopf.
    Eine barsche Stimme ertönte: »Lampen aus!«, und die beiden anderen Taschenlampenstrahlen verschwanden. Ohne einen Laut zu machen, kam Simon die Treppe hinunter, machte einen Schritt über die Leiche des von ihm erschossenen Agenten und lugte um die Ecke. Zwei Gestalten kauerten in dem Flur, eine rund zehn Meter entfernt, die andere etwas weiter dahinter. Der Agent, der näher war, hatte eine gebückte Schießhaltung eingenommen, die Pistole mit beiden Händen umfasst und schwenkte sie, auf der Suche nach einem Ziel in der Dunkelheit, schnell von rechts nach links. Das Infrarotbild war derart präzise, dass Simon graue Spuren kühleren Schweißes sehen konnte, die an seinem weißen Gesicht hinunterliefen. Simon erledigte den armen Kerl mit einem Schuss in die Stirn, aber bevor er den dritten Agenten ausschalten konnte, pfiff eine Kugel an seinem rechten Ohr vorüber.
    Simon zog sich hinter die Ecke zurück, als eine weitere Kugel an ihm vorbeistreifte. Der dritte Agent schoss blind in seine Richtung. Nicht schlecht, dachte er. Wenigstens hat dieser Typ ein bisschen Kampfgeist. Er wartete ein paar Sekunden, bevor er wieder durch den Flur schaute, um sich Klarheit über seinen Gegner zu verschaffen. Der Agent hatte sich zur Seite gedreht, um ein kleineres Ziel abzugeben, und Simon sah auf dem Infrarot-Bildschirm eine dicke, kräftige Gestalt mit Beinen wie Baumstämme und massiven Brüsten. Er zögerte, bevor er die Uzi hob – der Agent war eine
Babuschka! Sie hätte Simons Großmutter sein können! Und während er diesen kurzen Moment zögerte, gab sie drei weitere Schüsse auf ihn ab.
    Er drückte sich so fest wie möglich gegen die Wand. Herrgott, das war knapp! Er hob seine Waffe und bereitete sich darauf vor, das Feuer zu erwidern, aber die Babuschka drehte sich auf der Stelle um und verschwand hinter einer Ecke.
    Jetzt war Simon wütend. Die Alte hatte ihn gedemütigt! Er begann, hinter ihr herzugehen, bewegte sich leise durch den Flur. Bevor er jedoch eine größere Strecke zurücklegen konnte, hörte er von irgendwo hinter sich einen gedämpften Schrei. Er blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich um. Er hörte noch einen Schrei, eine sehr laute Männerstimme aus einer ziemlichen Entfernung, so laut, dass er durch die Wände im ganzen Gebäude gehört werden konnte: »Sie haben mich verstanden, Hawley! Machen Sie die gottverdammte Tür auf!«
    Mit großem Widerwillen brach Simon seine Verfolgung der Babuschka ab. Um sie würde er sich später kümmern. Im Moment hatte er einen Job zu erledigen.
     
    Die Lampen gingen aus, als David seine Hand gerade in Lucilles Jackett gesteckt hatte. Er erstarrte wie ein Taschendieb, der auf frischer Tat ertappt wird. Agent Hawley, der draußen vor der Tür Wache stand, war von der plötzlichen Verdunkelung genauso überrascht. David hörte ihn schreien: »Verdammter Scheiß …«, bevor er abbrach und den Mund hielt.
    David holte tief Luft. Okay, dachte er. Das hier ändert gar nichts. Ob die Lampen nun an sind oder nicht, ich muss trotzdem hier raus. Er zog den silbernen Flachmann aus der Innentasche von Lucilles Jackett und stellte ihn vorsichtig auf den Tisch, sorgfältig darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Dann grub er ein bisschen tiefer und holte Lucilles
Zippo heraus. Einen Moment lang dachte er daran, das Feuerzeug

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